Lebenslauf von Raphaella Aleotti

Bild von Raphaella Aleotti Raffaella Aleotti wurde um 1570 in Ferrara geboren und starb nach 1646. Die Komponistin und Organistin war älteste Tochter des Baumeisters und Architekten Giovanni Battista Aleotti; dieser war vor allem für Fürst Alfonso II d'Este in Ferrara tätig. Wie ihre jüngere Schwester Vittoria (ca. 1573- nach 1620) wurde sie im Cembalospiel und Komposition von Alessandro Milleville unterrichtet. Nach seinem Tod 1586 setzten die Schwestern ihre Ausbildung bei Ercole Pasquini fort.

Die Schwestern traten bereits in frühem Alter dem Kloster St. Vitus der Augustinerinnen in Ferrara bei, Raffaella legte ihr Gelübde 1590 ab. Der Augustinerkonvent, dem beide Schwestern beigetreten waren, war musikalisch äußerst aktiv, bereits 1593 konnte Raffaella, von ihrer als Komponistin nicht minder berühmten Schwester asisstiert, die Leitung des dort wichtigsten Ensembles, des "concerto grande" übernehmen. Nach den Angaben von Bottrigari und Artusi bestand das Ensemble aus 23 Sängerinnen und Instrumentalistinnen. Als Instrumente sind Cembalo, Lauten, Bassgamben, Flöten, Zinken und Posaunen überliefert. Das hohe Niveau des Ensembles wurde außerdem von Komponisten wie Wert, Constanzo Porta, Merulo, Luzzaschi, Fontanelli und Gesualdo gelobt. Den Höhepunkt scheint dieses wohl unter Raffaella Aleotti erfahren zu haben, die Aufführung 1598 in Anwesenheit von Papst Clemens VIII. und der Königin von Spanien sind in den Chroniken mit höchster Bewunderung vermerkt worden. Die Königin von Spanien versuchte mit allen Mitteln, mit Raffaella als ihrer Leiborganistin nach Spanien zurückzukehren. 1637 veröffentlichten G.B. Chinelli und im folgenden Jahr Lorenzo Agnelli Bände mit Motetten, die Raffaella gewidmet waren. 1646 wird sie noch unter den Lebenden verzeichnet. Bekannt ist von ihren Kompositionen nur noch "Sacrae cantiones...liber primus" zu fünf, sieben acht und zehn Stimmen, erschienen 1593 in Venedig. Die darin enthaltenen Motetten für Instrumente und Gesang gehören zu den ersten Zeugnissen italienischer Musik im konzertanten Stil; ohne Zweifel sind sie für das "concerto grande" des Augustinerinnenkonventes St. Vitus entstanden. Die weltlichen Kompositionen Raffaella Aleottis sind verlorengegeangen.



Beitrag von Alexander Rabitsch
Letzte Änderung am 28. Dezember 2006