Lebenslauf von Juan Crisóstomo Jacobo Antonio de Arriaga y Balzola

Bild von Juan Crisóstomo Jacobo Antonio de Arriaga y Balzola Juan Chrisóstomo de Arriaga war nur eine kurze Lebenszeit beschieden. Das ist zwar in der Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts nicht ganz ungewöhnlich, trotzdem setzt uns das hinterlassene Werk dieses Künstlers immer wieder in Erstaunen. Arriagas Werk zeigt keinen abgerundeten Abschluss; er ist also nicht als ein frühvollendeter gestorben, sondern er wurde mitten in einer hoffnungsvollen Laufbahn herausgerissen. Angesichts einer solchen Tatsache mag es legitim sein, Spekulationen darüber anzustellen, wie eine denkbare weitere Laufbahn ausgesehen hätte. Auf eine solche Spekulation deutet die Bezeichnung "spanischer Mozart" hin; die Nachwelt hat ihm diese Bezeichnung zugedacht. In vielen seiner Werke zeigen sich ähnliche geniale Ansätze, wie sie uns in den Jugendwerken Mozarts begegnen. Bereits mit 13 Jahren hatte Arriaga die Oper "Los esclavos felices" komponiert, wenige Jahre darauf die "Sinfonia in Re".

Nach seinen ersten musikalischen Studien beim Vater reiste Arriaga 1822 nach Paris, um bei Fetis und Cherubini zu studieren. Fetis selbst schrieb die Eindrücke nieder, die der Schüler bei ihm hervorrief: "Er lernte Violine bei Baillot und Harmonielehre unter meiner Leitung. Nicht einmal drei Monate brauchte er, um sich vollkommene Kenntnisse der Harmonielehre anzueignen, und zwei Jahre später gab es keine Schwierigkeit in Kontrapunkt und Fuge, die er nicht durch Spielerei zu überwinden gewusst hätte." In Arriaga verbanden sich zwei Eigenschaften, die nur selten bei einem Künstler in gleicher Weise ausgeprägt sind: die Gabe der Erfindung und Fantasie und eine ausgeprägte Begabung zum Lernen, d.h. alle Schwierigkeiten der Wissenschaft spielerisch zu überwinden. So schrieb Arriaga eine Fuge für acht Stimmen, die wegen ihrer Perfektion bei Cherubini Erstaunen hervorrief, auch die Erlernung des Geigenspiels bewältigte Arriaga in gleicher Geschwindigkeit. Die Natur hatte ihn so begabt, daß er alles was zum musikalischen Bereich gehört, schnell und erfolgreich aufzunehmen vermochte. Eine gegen Ende 1825 ausgebrochene Krankheit führte schließlich am Anfang des folgenden Jahres zum Tode des jungen Künstlers. Wie schon oben erwähnt, war hiermit eine ergolgversprechende Entwicklung plötzlich abgeschnitten.

Neben den genannten Eigenschaften des leichten Lernens, der fantasievollen Begabung, der frühen Entwicklung, die in der Tat alle mit dem jungen Mozart vergleichbar sind, zeigen sich bei Arriaga auch bereits sehr persönliche Ansätze. Über das, was ein Künstler von seinen Zeitgenossen lernen kann, hinaus sind deutliche Züge eines spezifisch-spanischen Musikers erkennbar, auf den das musikalische Klima seiner Heimat und der Einfluss Cherubinis stark gewirkt hatten. Vielleicht wäre Arriaga wirklich in der Lage gewesen, eine authentisch-spanische Romantik der Musik in Gang zu setzen, die nichts mit den pittoresken Erscheinungsformen der heute bekannten romantischen Musik in Spanien gemeinsam gehabt hätte, sondern eher der Internationalität eines Beethoven nahegestanden wäre.

Leider sind viele Werke Arriagas, von deren Existenz wir wissen, verloren gegangen, so unter anderem auch die genannte achtstimmige Fuge, über die sich Cherubini begeistert hatte. Auch von der Oper "Los esclavos felices" sind außer der Ouvertüre nur Bruchstücke erhalten. Arriaga schrieb diese Oper auf Wunsch des Initiators des damals in Bilbao vorhandenen Musiklebens, Don José Luis de Torres. Das Buch stammt von dem Dichter Luciano Cornellas und handelt in Algier. 1820 wurde die Oper in Bilbao mit großem Erfolg uraufgeführt. Nach dem Urteil Fetis hat sie "völlig neue und reizende originale Ideen".
Letzte Änderung am 14. Januar 2006