Lebenslauf von Blagoje Bersa

Bild von Blagoje Bersa Der Vielvölkerstaat der Habsburger ließ talentierte Musiker zwar zur Entfaltung kommen, war aber nicht geneigt, eine eigene nationale Schule zu tolerieren. Entsprechende Bemühungen konnten zwar verschleppt, aber auf Dauer nicht aufgehalten werden. Es ist die Ursache, weshalb Randstaaten Südosteuropas in der Musikgeschichte ein Schattendasein führen. Erst mit Anbruch der Moderne sollte sich das grundlegend ändern. Komponisten wie Franz von Suppé (Dalmatiner), Karol Goldmark (Ungar), Franz Schmidt (Slowake) - es seien nur einige wenige herausgegriffen - hatten nicht den Ehrgeiz, nationalen Interessen ihres Geburtslandes nachzugehen und komponierten ihre Bühnenwerke in deutscher Sprache. Einstudierung, Aufführung und Verbreitung waren damit weitgehend sichergestellt.

Für die nationalen Interessen Kroatiens steht Blagoje Bersa, dem die Entfaltung musikalischen Lebens zum Ruhme seines geliebten Vaterlandes aus tiefstem Herzen kamen. In der Metropole Wien, dem Magnet für junge Kunstsudenten, verschaffte er sich durch ein fundamentales Studium der Musik bei Professor Robert Fuchs das erforderliche Rüstzeug. Nachdem der Böhme Bedřich Smetana den Weg vorgezeichnet hatte, hielt es auch den jungen Dalmatiner nicht länger, einen Zyklus gleicher Bauart zu schaffen. Es kam allerdings nur zu einer sinfonischen Dichtung 'Sonnige Felder' der Bestandteil eines vaterländischen Gesamtkunstwerkes werden sollte. Die Sonnenfelder huldigen dem Triumph des Lichts, während eine andere sinfonische Dichtung 'Gespenster' als Gegenpol die Mächte der Finsternis charakterisiert.

Das handwerkliche Rüstzeug, seine musikalische Begabung zu formatieren, holte sich Blagoje oder Benito, wie die Italiener ihn nennen, durch ein Studium der Musik in Zagreb bei Professor Ivan Zajc. Später verzog er in die österreichische Metropole, wo er bis zum Jahre 1919 verblieb, um sich auf das Studium der Komposition zu spezialisieren.

Zurückgekehrt in seine Heimat, erhielt er einen Lehrstuhl an der Musikakademie in Zagreb. Hier traf er als Pädagoge und Musiklehrer ausgedehnte Vorbereitungen für eine eigenständige Entwicklung einer nationale Schule.

Der Dalmatiner gehörte der Generation von Mahler, Strauss und Debussy an, was erklärt, dass die musikalischen Strömungen der beginnenden Moderne sich in seinen Werken wiederfinden. Technische Reife und virtuose Meisterschaft der orchestralen Technik kennzeichnen seinen Stil, den man als spätromantisch bezeichnen könnte. Folkloristische Einschläge sind selten, denn der Komponist ist der Beobachtungen von Landschaft und Natur zugetan und integriert diese in den Schaffensprozess. 'Mondlicht' ist ein reizvolles kleines Vokalwerk mit Orchesterbegleitung von drei Minuten Dauer. Genannt seien noch drei Bühnenwerke, die Opern 'Feuer', 'Der Eisenhammer' und 'Der Schuster von Delft'.

Intensive pädagogische Bemühungen und eine außerordentliche Aktivität schafften die Voraussetzungen für die Programme der Festspiele des Dalmatinischen Sommers.



Beitrag von Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 14. November 2006