Lebenslauf von Adolphe Blanc

Bild von Adolphe Blanc Adolphe Blanc fiel schon als Kind wegen seines ansprechenden Geigenspiels auf. So begann er bereits mit 13 Jahren eine Violin-Ausbildung am Pariser Conservatoire. Dazu kam ein Studium im Fach Komposition bei Jacques Fromental Halévy, der als Professor ein hohes Ansehen genoss und Lehrer auch von Charles François Gounod, Georges Bizet und Léon Gastinel war. Ihm widmete Blanc später sein 6. Streichquintett c-moll, op. 36.

Schon gegen Ende seines Studiums hatte Blanc sich so viel Anerkennung erworben, dass er von Léon Carvalho die Stelle des Orchesterleiters an dem angesehenen Théâtre Lyrique übertragen bekam.

Langfristig allerdings fühlte Blanc sich zum "Compositeur" berufen und widmete sich neben seinem Broterwerb als Orchestergeiger der Komposition in zunehmendem Maße. Neben Bühnenmusik, Chören und Liedern wurde die Kammermusik zu seiner Hauptaufgabe, und in dieser Sparte hat er bis zum heutigen Tage seine Bedeutung behalten.

Im Musikleben Frankreichs hatte sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Oper als der wesentliche Ort von ausgeübter Musik durchgesetzt und für die Pariser Musikfreunde war Musik fast identisch mit Oper. Anders als im biedermeierlichen Deutschland spielte die Kammermusik kaum mehr eine Rolle und nur wenige Kammermusikfreunde bemühten sich, ihre eigene Sparte zu erhalten und wiederzubeleben. Für diese wurde Blanc mit seiner nach Besetzung, Form und Duktus an der Wiener Klassik orientierten Musik zu einer wichtigen Figur, die - zusammen mit Georges Onslow - die Kontinuität der französischen Kammermusiktradition bewahrte und und so eine Brücke zu den Werken von César Franck, Camille Saint-Saëns und Gabriel Fauré schlug.

Im Jahre 1862 wurde Blanc seitens der Pariser Akademie der Künste der "Prix Chartier" verliehen, mit dem seine Verdienste um die Kammermusik in Frankreich anerkannt wurden.

Blanc schrieb zahlreiche Kammermusikwerke, darunter 3 Streichtrios, 4 Streichquartette, 7 Streichquintette mit unterschiedlichen Besetzungen, 15 Klaviertrios mit unterschiedlichen eigenen Arrangements und Besetzungen, 3 Klavierquartette, 4 Klavierquintette und ein Bläser-Streicher-Klavierseptett.

Das bekannteste Werk in der heutigen Zeit ist zweifellos sein Bläser-Streicher-Septett E-Dur, op. 40 (1860), das zum Repertoire mehrerer Ensembles gehört und mehrfach auf Tonträger eingespielt worden ist. Doch auch Blancs Streichquintette finden wieder Anklang, vor allem jene, die von Ensembles mit Kontrabass interpretiert werden können, denn es sind vor allem die Kontrabassisten, die bei Blancs Werken originale Kammermusik unter Beteiligung ihres Instruments finden.

Blancs Musikstil kommt dem Publikum entgegen, weil er unkompliziert, klangschön, einfach strukturiert, also gefällig ist. Wenn man seine Kammermusik in einigen Musiklexika geschmacklich der "gehobenen Salonmusik" zugeordnet findet, so ist das dort wohl abwertend gemeint, sollte aber heute, im Zeitalter der fließenden Grenzen zwischen U- und E-Musik oder Crossover nicht mehr so diskriminierend bewertet werden.



Beitrag von Hans-Ruprecht Bitterhof (KammerMusikVerlag, Kassel)
Letzte Änderung am 11. Juni 2005