Lebenslauf von Edmund Eysler

Bild von Edmund Eysler Edmund Samuel Eisler wurde als Sohn eines Kaufmanns am 12. März 1874 in Wien geboren und sollte den Ingenieurberuf ergreifen. Seine Bekanntschaft mit Leo Fall bewog ihn zum Musikstudium am Wiener Konservatorium, wo er sich zum Klavierlehrer und Kapellmeister ausbilden ließ und das er mit Auszeichnung absolvierte. Mit ihm studierten neben Leo Fall auch die späteren Komponist Carl Lafite und Franz Schmidt und der Musikschriftsteller Ernst Decsey. Als Klavierbegleiter trat er bei den musikalisch-literarischen Abenden im Salon von Bertha von Suttner auf und gab Klavierunterricht. Nach seiner Heirat mit Poldi Allnoch 1898 und der Geburt seiner beiden Töchter nahm er 1901 eine untergeordnete Stelle als Kapellmeister an. Er komponierte zunächst Kammermusik und Klavierstücke sowie die Oper "Fest auf Solhaug" und das Ballett "Schlaraffenland", das vom Ballettmeister der Wiener Hofoper, Josef Hassreiter, aufgeführt worden wäre, wenn es nicht Gustav Mahler als Direktor wegen zu hoher Kosten abgelehnt hätte. Auch die Oper "Der Hexenspiegel", 1900 entstanden, wurden von keiner Bühne gespielt. 1901 wurde die einaktige Operette "Das Gastmahl des Lucullus" in Danzers Orpheum gegeben und das Ballett "Im Reich der Harmonie" 1902 in Gabor Steiners Sommer-Theater Etablissement "Venedig" im Wiener Prater. Den ersten großen Erfolg aber hatte Edmund Eysler, wie er sich nunmehr nannte, mit der Umarbeitung der Oper "Der Hexenspiegel" nach einem Plan des Librettisten Moritz L. West (Pseud. für Moritz Nitzelberger) zur Operette "Bruder Straubinger", die am 20.2.1903 mit Alexander Girardi in der Titelrolle am Theater an der Wien uraufgeführt wurde; das darin enthaltene Lied "Küssen ist keine Sünd" blieb bis heute bekannt. Eine Eysler-Aera brach an, bis zum Ende der Monarchie entstanden rund dreißig Operetten, davon seien nur die größeren Erfolge genannt, wie "Die Schützenliesel" 1905, "Künstlerblut" 1906, "Vera Violetta" 1907, "Der unsterbliche Lump" 1910, "Der Frauenfresser" und "Das Zirkuskind", beide 1911, "Ein Tag im Paradies" und "Der lachende Ehemann", beide 1913, "Hanni geht tanzen !" 1916. Neben den über 60 Bühnenwerken wurde Eysler auch mit Wienerlieder bekannt, z.B. "Ich liebe dich unendlich, mein Wien". Am 13.9.1927 feierte er mit "Die Gold'ne Meisterin" seinen zweiten großen Triumph nach dem "Bruder Straubinger": 220mal wurde diese Operette – Libretto von Julius Brammer und Alfred Grünwald – im Theater an der Wien en suite aufgeführt.

Den "üblichen" Repressalien der Nazis ausgeliefert, konnte der jüdische Ehrenbürger der Stadt Wien (Ernennung am 7.10.1927) und Träger des Goldenen Ehrenzeichens der Rep. Österreich (Verleihung am 27.3.1934) die Zeit 1938-45 in Wien überleben. Maria Merio, seine Tochter, berichtete über diese Zeit: "Gerade an Vaters Geburtstag sind die Truppen Hitlers in Wien einmarschiert. Von jetzt an war er ganz niedergebeugt. Er saß in seinem Lehnstuhl, stumm vor sich hinsinnend. … Wenn wir ihn baten, er möge uns doch etwas [am Klavier] vorspielen, war seine Antwort: 'Ich kann nicht.' … Auf der Straße sind ihm die Leute ausgewichen." Nach 1945 wurde er wieder gefeiert: seine neue Operette "Wiener Musik" ging am 22.12.1947 zum erstenmal über die Bretter des Burgtheaters. Zum 75. Geburtstag erhielt 1949 er der Ehrenring der Stadt und die in der Nazizeit entfernte Gedenktafel an seinem Geburtshaus in der Thelemanngasse wurde wieder angebracht. Hoch geehrt verstarb Edmund Eysler am 4. Oktober 1949 nach einem Sturz auf der Bühne und erhielt auf dem Zentralfriedhof ein Ehrengrab.



Beitrag von Andreas Sperlich
Letzte Änderung am 14. August 2011