Leo Fall (1873-1925)

Der fidele Bauer

Allgemeine Angaben zur Operette:

Titel: Der fidele Bauer
Uraufführung: 27. Juli 1907 in Mannheim (Dirigent: Robert Stolz)
Besetzung: Solisten, Chor und Orchester
Bemerkung: „Heinerle, Heinerle, hab kein Geld“, gesungen von der roten Lisi, die ihrem Jungen auch bescheidene Wünsche am Kirchweihtag nicht erfüllen kann, ist der Schlager, der die Operette in die heutige Zeit herüberträgt. Der Aktualitätsbezug ist gravierend, denn viele Mütter des 21. Jahrhunderts stehen vor dem gleichen Problem. Das Bedauern klingt besonders glaubwürdig, wenn die fette ausladenden Stimme einer Altistin das Problem vorträgt.

Zur Operette:

Art: Operette in einem Vorspiel und zwei Akten
Libretto: Victor Léon
Ort: Österreich
Zeit: an der Wende des 19. Jahrhunderts

Personen:

Matthäus Scheichelroither: der fidele Bauer
Stefan: sein Sohn
Annamirl: seine Tochter
Lindoberer: ein Landwirt
Vinzenz: sein Sohn
Die rote Lisi: eine arme Kuhdirn
Heinerle: ihr Sohn
Herr Grumow: Geheimrat
Frau Grumow: seine Frau
Frederike: seine Tochter

Handlung:

Prolog: Der wohlhabende Landwirt Scheichelroither kann es sich leisten, seinen Sohn studieren zu lassen. Es ist sein sehnlicher Wunsch, dass er Pfarrer werden soll. Sein Hof liegt ein wenig abgelegen, so dass man sich nur noch selten sehen wird, wenn der junge Mann in der entfernten Kreisstadt sein Theologiestudium aufnimmt. Der Abschied vom Vater und der geliebten Schwester Annamirl gestaltet sich daher gefühlvoll.
1. Akt: Ihren Vinzenz hat Annamirl einmal sehr lieb gehabt. Seitdem ihr Bruder ein Studium aufgenommen hat und somit in der Gemeinde etwas darstellt, trägt sie ihre Nase eine Etage höher.

Vinzenz ist der Sohn des Landwirts Lindoberer und soll zum Militär einberufen werden. In Oberwang ist Kirchweih und Annamirl will zum Abschied nicht einmal mit dem Jugendfreund tanzen.

Die Probleme der Magd Lisi sind noch etwas handfester. Sie hat kein Geld, um ihrem Söhnchen ein bisschen Naschwerk zu kaufen. „Heinerle, Heinerle, hab kein Geld“ - vollmundig tönt ihre Klage und unterrichtet die Besucher des Rummelplatzes von ihrem Notstand.

Stefan ist zu Besuch erschienen, gibt sich aber zur Enttäuschung der Dorfbewohner äußerst zugeknöpft. Er ist auch nicht Pfarrer, sondern Arzt geworden. Arroganz scheint eine Familienkrankheit zu sein. Verlobt ist er auch noch, und zwar mit der Tochter des Geheimrats Grumow. Seine neue Verwandtschaft hat ihren Wohnsitz in Berlin. Die Manieren der Landbevölkerung sind ein wenig plump, und er weiß nicht, ob es sich ziemt, sie zu seiner Hochzeit einzuladen.

Der Vater ist über die dunkle Seite seines Charakters sehr betrübt und verliert darüber fast seinen sprichwörtlichen Humor. Aber er hat eine gute Idee. Er adoptiert den Sohn der roten Lisi, den armen kleinen Heinerle. Wenn Stefan von der Familie nichts mehr wissen will, schafft er sich ganz einfach ein neues soziales Umfeld.
2. Akt: Zeit ist vergangen. Stefan hat Friederike tatsächlich geheiratet, lebt mit ihr aber nicht in Berlin, sondern im schönen Wien. Die Dorfbewohner haben es spitz bekommen und wollen dem Paar zum Jahrestag einen Besuch abstatten und mit ihrer Blaskapelle ein Ständchen bringen. Zufällig ist aber die Verwandtschaft aus dem Norden zur Jahrfeier anwesend. Ebenfalls arrogant, rümpfen sie die Nase und belehren Friederike, dass es besser wäre, sich von ihrem Mann wieder scheiden zu lassen

Die gemütliche Berlinerin denkt gar nicht daran, sich von der Verwandtschaft tyrannisieren zu lassen und verhält sich zu den Dorfbewohnern absichtlich ausgesucht freundlich. Ihr Verhalten wirkt ansteckend auf Stefan, der nun seine Familie in Schutz nimmt. Es war aber auch höchste Zeit, denn der alte Scheichelroither hat jede Menge Bauernstolz; und wo er nicht gern gesehen ist, da bleibt er auch nicht. So wie es den Anschein hat, ist die Verwandtschaft aus Berlin ja gar nicht so übel. Die Fähigkeit, sich zu arrangieren, ist vorhanden. Jetzt ist der alte Bauer wieder fidel, und die Operette hat einen Titel.

Die Annamirl wird ihren Vinzenz heiraten, weil das Operettenpublikum das so haben will.
Letzte Änderung am 22. September 2006
Beitrag von Engelbert Hellen

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