Lebenslauf von Jean Gilbert

Bild von Jean Gilbert Man muss nicht in Berlin geboren sein, um beschwingte Musik zu schreiben, die in das Schubfach „Berliner Operette“ gelegt wird. Der Begabte darf sich auch Jean Gilbert nennen, wenn der bürgerliche Name Max Winterfeld nicht zusagt und man französischen Geist und Esprit einatmen möchte. Und wenn die alte Umgebung nicht länger gefällt, zieht man für den Rest des Lebens kurzentschlossen nach Argentinien.

In der Stadt der guten Lüfte konnte der gebürtige Hamburger tatsächlich Fuß fassen. Sein Hauptwerk „Die keusche Susanne“ wurde hispanisiert und hieß danach „Chasta Susanna“ und diente zusätzlich noch als Drehbuch für einen gleichnamigen Film. Insgesamt hat Jean Gilbert 57 Bühnenwerke komponiert über welche die Musikgeschichte eine dicke Staubschicht gelegt hat, selbst die Susanne hat kaum noch Luft zum Atmen und wird dem Schicksal des endgültigen Vergessens unterliegen - es sei denn, bekannte Seefestspiele nehmen sich überraschend des bedenklichen Gesundheitszustands von Susanne an.

Seine großen Erfolge erlebte Jean Gilbert in der Zeit zwischen 1910 und 1930. Genetisch begünstigt - die gesamte Familie in auf- und absteigender Linie ist der Muse zugetan - komponiert Jean prinzipiell mit leichter Hand. Impulse und Ermunterung bekommt er von allen Seiten. Bereits als Fünfzehnjähriger trat Jean Gilbert als Pianist öffentlich auf. Das erfolgreich abgeschlossene Studium in Komposition bei Professor Philipp Scharwenka in Berlin bestimmte seine Theaterlaufbahn. Seine Ausbildung zum Musiker vervollständigte er in Sondershausen und Weimar. Die Stationen seiner beruflichen Ambitionen führten von Hamburg zwangsläufig nach Berlin ans Apollo-Theater, an dem er die Operetten von Paul Lincke dirigierte. Ein Zwischenstopp als Kapellmeister nach Bremerhaven soll nicht unerwähnt bleiben, gleichfalls nicht die Konzertreise, die ihn durch Italien, Frankreich und Skandinavien führte.

Jeans Sohn Robert Gilbert war ebenfalls Komponist, hauptsächlich jedoch Texter. Zu vielen Werken befreundeter Operettenkomponisten hat er ein musikalisches Bonbon beigesteuert.



Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 8. September 2009