Berthold Goldschmidt (1903-1996)

Beatrice Cenci

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Beatrice Cenci
Entstehungszeit: 1948-50
Uraufführung: 16. April 1988 in London (Queen Elizabeth Hall) - konzertant
10. September 1994 in Magdeburg (Opernhaus) - szenisch
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 120 Minuten
Bemerkung: Berthold Goldschmidt hat das historische Thema gestrafft und die handelnden Personen und die Schauplätze minimalisiert. In Wirklichkeit war die gesamte Familie an der Bluttat beteiligt und wird durch die Gerichtsbarkeit grausam ausgemerzt. 1935 floh Goldschmidt vor den Nationalsozialisten und emigrierte nach England. Als Komponist konnte er aber nicht Fuß fassen. „Beatrice Cenci“ gelangte erst vierzig Jahre nach Fertigstellung zur Uraufführung.

Zur Oper:

Art: Oper in drei Akten
Libretto: Martin Esslin nach der Vorlage „The Cenci“ von Percy Bysshe Shelley
Sprache: englisch
Ort: Rom
Zeit: 16. Jahrhundert

Personen:

Graf Francesco Cenci: gewalttätiges Familienoberhaupt
Lucrezia: seine zweite Frau
Beatrice: seine Tochter aus erster Ehe
Bernardo: sein Sohn aus erster Ehe
Kardinal Camillo: Gesandter des Papstes
Orsino: ein Prälat
Marzio und Olimpio: zwei gedungene Mörder

Handlung:

1. Akt: Erste Szene:

Graf Francesco Cenci ist ein stadtbekannter Wüstling und Geizhals. Seine Familie behandelt er verächtlich und lässt es an Brutalität nicht fehlen. Zwar bewohnen die Cencis einen schönen Palast unweit von Rom, aber seine zweite Frau Lucrezia, die heranwachsende Tochter Beatrice - ihr freundschaftlich verbunden - und ihr jüngerer Bruder Bernardo haben unter seinen ausgesuchten Quälereien ständig zu leiden. Der fünfzehnjährige Bernardo ist erneut verhöhnt und geschlagen worden. Von den beiden Frauen wird er getröstet, so gut es geht. Beatrice hat ein Gesuch an den Papst gerichtet, denn sie möchte heiraten, um der Gewalt des Vaters zu entkommen.

Kardinal Camillo weilt beim Hausherrn und führt mit diesem eine erregte Diskussion. Ein Mord, den Cenci begangen hat, soll vertuscht werden. Der Papst ist bereit, Gnade walten zu lassen und den Prozess auszusetzen, wenn Cenci dem Kirchenoberhaupt dafür ein paar Immobilien abtritt. Die beiden werden handelseinig.

Beatrice hat ebenfalls Besuch bekommen. Es ist der Prälat Orsino, dem sie zu früherer Zeit in Liebe zugetan war. Doch dann ist der Geliebte dem geistlichen Stand beigetreten und hat damit eine eheliche Verbindung ausgeschlossen. Zum Schein erklärt Orsino seine Absicht, sich durch den Papst vom Zölibat entbinden zu lassen und erweckt in Beatrice Vertrauen und neue Hoffnungen.

Zweite Szene:

Im Palast hat Graf Cenci zu einer Feier geladen. Tänzer treten auf. Ein Sänger singt ein Liebeslied auf den Text eines Gedichtes ds englischen Dichters Percy Bysshe Shelley. Die beiden Söhne Cencis sind in Spanien auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen. Deshalb sei die aus diesem Anlass ausgerichtete Feier ein Grund zur Freude und Cenci ermuntert die Gäste, auf das freudige Ereignis das Glas zu heben. Die Anwesenden sind entsetzt und ungeschickt erzählt Beatrice von den unhaltbaren Zuständen im Zusammenleben der Familie. Sie bittet die Gäste, ihr Anliegen, sich aus der Familie auszuklammern zu wollen, zu unterstützen. Der Vater enträtselt das Mitteilungsbedürfnis der Tochter und verübt grausame körperliche Vergeltung an der Unbedachten.
2. Akt: Dritte Szene:

Lucrezia ist dem Zusammenbruch nahe und nicht in der Lage auszusprechen, womit ihr Vater sie an den Rand des Wahnsinns getrieben hat. Deshalb singt sie ein Lied auf den Text zu einem Gedicht des bereits erwähnten Poeten, in dem sie ihren Jammer mit dem heulenden Klagelaut des Windes verbindet. Schließlich offenbart sie sich ihrer Stiefmutter. Orsino kommt hinzu und wird von dem Vorgefallenen unterrichtet. Sie schließen ein Komplott und gemeinsam beraten sie, wie man den Übeltäter zunächst betäuben und dann umbringen wird. Lucrezia hat ihm als Schlafmittel Opium in den Wein getan und der Angetrunkene torkelt in seine Kammer. Zwei Mörder sind schnell engagiert. Die erdrosselte Leiche des Grafen wird im Garten oberflächlich verscharrt.

Kardinal Camillo hat eine Botschaft vom Papst zu überbringen, damit Cenci sich zu den Anschuldigungen äußert. In seinem Gemach ist er nicht zu finden. Man ruft nach ihm und eine Suchaktion fördert den Eingebuddelten bald zu Tage. Marzio wird gestellt und man findet bei ihm verdächtige Briefe, welche die beiden Frauen belasten. Der Kardinal ordnet an, die beiden Frauen unter Mordverdacht festzunehmen.
3. Akt: Vierte Szene:

Lucrezia und Beatrice sind eingekerkert worden. Bernardo darf Schwester und Stiefmutter besuchen. Beatrice hat in der Nacht vom Paradies geträumt. Kardinal Camillo tritt mit zwei Richtern ein, um die Frauen zu vernehmen. Einer der beiden Mörder hat unter der Folter ein Geständnis abgelegt, aber die Verdächtigten weigern sich, eine Mitschuld zuzugeben. Sie schieben den Verdacht auf Orsino, aber dieser ist vorsorglich aus Rom geflohen. Nun werden auch die beiden Frauen gefoltert. Die Ältere gesteht auf der Streckbank alle Zusammenhänge. Lucrezia und Beatrice werden zum Tode verurteilt. Entgegenkommend will der Kardinal mit dem Papst noch einmal Rücksprache nehmen. - NOCTURNO

Das Gnadengesuch hat keinen Erfolg gebracht. Das Kirchenoberhaupt will keine Milde walten lassen, denn zur gleichen Zeit hat sich ein ähnlicher Fall zugetragen. Ein junger Mann hat aus Geldgier seine Mutter umgebracht. Wenn nicht richtungweisend eingegriffen wird, geschehen die gleichen Dinge immer wieder und die Senioren sind dann vom Aussterben bedroht. Deshalb soll der neue Fall nachdrücklich sanktioniert werden. Die beiden Schuldigen sollen dem Beil verfallen sein. - ZWISCHENSPIEL

Fünfte Szene:

Die öffentliche Meinung ist unterschiedlich. Einige der Zuschauer fordern Sühne - andere wollen, dass die Umstände berücksichtigt werden. Schließlich war es eine Verzweiflungstat und die Letzteren fordern Gnade für die beiden Todeskandidatinnen. Bernardo hat noch einmal versucht, zum Papst vorzudringen, doch der Heilige Vater bleibt unnachgiebig. Die Frauen müssen sterben. Die Menge umringen das Schafott, damit ihnen nichts entgeht. Triumph und Mitleid findet sich bei den Gaffern, bis das Beil fällt. Mit einer Prozession trifft der Papst ein, um für die Hingerichteten zu beten. Der Kardinal richtet ein paar tiefsinnige Sätze an die Menge über das Thema Schuld und Sühne in dieser verkommenen Welt.
Letzte Änderung am 29. Juli 2010
Beitrag von Engelbert Hellen

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