Jesús Guridi (1886-1961)

Amaya

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Amaya
Entstehungszeit: 1910-20
Uraufführung: 1920 in Bilbao
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Spieldauer: ca. 140 Minuten
Erstdruck: Bilbao: J. Guridi, 1920
Verlag: Leipzig: C. G. Röder, 1920 ?
Zusatzinformationen: Eintrag #1 bei WorldCat
Eintrag #2 bei WorldCat

Zur Oper:

Art: Lyrisches Drama in drei Akten und einem Epilog
Libretto: José Maria Arroita Jáuregui nach einer spanischen Novelle gleichen Namens von Navarro Villoslada
Sprache: baskisch
Ort: im Lande Vasconia, dem Baskenland an der Nordküste der iberischen Halbinsel
Zeit: im frühen 8. Jahrhundert

Personen:

Amaya: Erbin des Patriarchen Aitor (Sopran)
Amagoia: Priesterin auf dem Berg Aitormendi (Mezzosopran)
Teodosio: Sohn und Erbe des Hauses Jaureguía (Tenor)
Asier: Adoptivsohn Amagoias (Bass)
Miguel: Teodosios Vater (Bariton)
Plácida: Teodosios Mutter (Sopran)
Olalla: eine junge Schäferin (Mezzosopran)
Weitere: ein Bote, Älteste, Rekruten, Schäfer

Handlung:

1. Akt: VOLLMOND

1. Szene:

Tante und Nichte sitzen auf der Terrasse des Palastes Aitorechea und beobachten den spektakulären Sonnenuntergang. Amaya ist traurig, denn der Tag ist zu Ende und ihr süßer Goñi ist nicht gekommen. Als er das letzte Mal ging, sagte er ihr für einige Zeit Lebewohl. Aber wie lange ist das schon her? Hat sie ihn gekränkt oder hat er sie vergessen? In der Tat ist die Königskrone ein ernstzunehmender Rivale für das Herz eines unglücklichen Mädchens. Aber wer könnte sie ihm streitig machen? Unter den jungen Männern von Vasconia strahlt er wie die Sonne am Himmel. Er ist berufen, König zu werden. Und - kann es sein - sie ist seine Braut. So ein Glück erscheint ihr wie ein Traum. Aber es ist ihr gleich, ob er sie als König oder Schafhirt begehrt - er ist ihr Entzücken, ihr Herr und Meister!

In einer stürmischen Nacht stahl ihn ihr die See und es ist der Horizont, den sie mit ihren Augen nach ihm absucht. Amagoia hofft, dass eine Mondnacht ihn zu ihr zurückbringen wird. Aber von wem spricht sie?

2. Szene:

Ein Mann, der den Eindruck macht, als ob er aus dem Tal komme, hat die Terrasse erklommen und erkundigt sich, ob der schöne Palast Amagoias Wohnung sei. Er komme von weit her und bringe gute Neuigkeiten für sie, wendet er sich Amaya zu.

Amagoia spricht auf ihn ein und will wissen, wer er sei und was es für Neuigkeiten sind, die es zu verkünden gilt. Sind die Götter aus diesem Land geflohen oder schickt Asier ihn, um seine Rückkehr anzukündigen? Eine solche Neuigkeit sei die einzige, die sie in ihrem Alter noch munter machen könne.

Es ist in der Tat Asier, der ihn hersendet. Amagoia wendet sich Amaya zu. Hat sie es mitbekommen? Er lebt! Ihr Herz hat sie nicht betrogen. Der Bote soll erzählen, welche Neuigkeiten er von ihrem Sohn hat. Wann wird er in die Arme seiner Mutter zurückkehren?

Nicht sobald! Die gute Nachricht besteht darin, dass Asier an Vermögen und Macht dazu gewonnen hat, so dass ihm nur der Glanz einer Krone fehlt, noch prächtiger zu schimmern. Nur für die Liebe Amayas allein lohne es sich, nach Vasconia zurückzukehren. Amayas Brust entringt sich ein schwerer Seufzer „O mein Teodosio!“

Für die Liebe von Amaya und für dieses Heilige Land habe sie Asier vorgesehen, erklärt Amagoia. Von dem Tag an, als sie ihn als Sohn adoptierte und als er noch Kind war, hat sie es ihrem Vater versprochen. „Amaya, mein Kind, erfüllt es Dich nicht mit Freude? Dein Ehemann kommt!“ Amaya stößt den gleichen Seufzer noch einmal aus.

Amagoia bietet dem müden Jüngling Unterkunft in Aitors Wohnung an, die allen Basken offen stünde. wenn sie in Bedrängnis seien. Heute Abend darf der Gast dem Mond fest beiwohnen. Er folge dem Glauben seiner Vorfahren und seines Herrn Asier, bedankt sich der Geladene. Amagoia will noch wissen, ob er der Kämmerer von Asier sei, und er soll ihr noch mehr über ihren Sohn erzählen. Seine Nachrichten träufeln Honig in ihr Herz, welches so lange kalt und zerbrochen war.

Männer und Frauen finden sich ein, um den Feierlichkeiten beizuwohnen. Amagoia heißt sie willkommen und zieht sich mit Amaya und dem Boten zurück, um sich für die Zeremonie zurecht zu machen

3. Szene:

Welche Neuigkeiten können es gewesen sein, die in der Seherin so große Freude ausgelöst haben? Doch sind die Wangen Amayas ganz blass geworden. Möglicherweise sind die Nachrichten gar nicht neu, sondern nur eine Bestätigung von Ereignissen, die jetzt Gewissheit geworden sind. Die Alte wartet nun auf die Rückkehr Asiers, aber ihre Hoffnung zielt ins Leere. Amayas Herz ist nun gefüllt mit Liebe zu einem anderen Mann und Asier erwartet die große Enttäuschung. Armes Aitorechea, du stehst nun verlassen im Sturmgebraus, denn in absehbarer Zeit werden nicht mehr Männer den traditionellen Ritus pflegen! Lastet etwa ein Fluch auf dem heiligen Berg?

Sollte die Taube, die deines Herzens Entzücken war, den Flug zu Goñis Mauern nehmen, würde Aitormendi zum Ruhesitz eines alten Weibes herabgewürdigt sein für immer. Die Winde der Traurigkeit haben die Basken berührt und die Gefäße ihrer Traditionen sind umgestürzt. Wenn der Patriarch aus seinem Todesschlaf plötzlich erwachte, würde er sein Volk nicht wiedererkennen. Die Leute verfolgen Amayas Liebe mit Argwohn, denn sie fürchten den Verlust der alten Bräuche, wenn Amaya sich durchsetzt und einen Christen heiratet, der dann König wird.

4. Szene:

Im prunkvollen Aufputz als Mondpriesterin erscheint Amagoia mit Amaya und dem Boten vor dem versammelten Volk. Die Seherin bemerkt die gedrückte Stimmung und erklärt den Anwesenden, dass sie süßen Hoffnungen ihr Herz öffnen sollen. Heute Abend erscheine der Vollmond als Vorbote glorreicher Zeiten, die für den Aitormendi kommen werden. Wie ruhig ist der Himmel! Die Besucher sollen sich ganz in den Anblick des heiligen Mondes versenken und ihre Aufmerksamkeit nach Osten richten.

In dem Dunst der Ruhe, die folgt, erscheint überraschend Teodosio und steht plötzlich in ihrer Mitte. „Komm her, Fremder“, fordert Amagoia ihn auf! Der Ort, an dem loyale Basken die Feste ihrer Vorväter feiern, sei nicht geheim und wird deshalb auch nicht unter Verschluss gehalten!

Die Tochter des Aitor soll nicht denken, dass er zum Spionieren hergekommen sei Erfreut flüstert Amaya ihrer Tante zu: „Er ist hier!“ Doch Amagoia ist so aufgeregt, dass sie denkt, sie spricht von dem Mann, den ihre Gedanken immerzu umkreisen.

Asier, Asier! Allzu lange hat sie auf ihren süßen Singvogel gewartet. Ihr Herz hat ihr erzählt, dass das Mondfest ihn herbringen wird. Und so ist es gekommen. Alle sollen ihn anschauen, denn das sei der mannhafte Baske, der ihr vorschwebe. Das Glück hat ihn nicht verlassen. „Möchte er nicht König der Basken werden?“ wendet sich Amagoia direkt an ihn. Alle sollen ihn betrachten und er soll sich nun auf die jungfräuliche Braut stürzen. Die Honigwabe hat er aufgebrochen und die Hochzeit soll gefeiert werden. Die Knospe, die er einst verlassen hat, ist nun zur Rose erblüht und steht zur Verfügung. Zusammen werden beide die Lebenskraft des alten Aitor verlängern.

Dem falschen Freier hat sie die Braut angeboten, aber den verhängnisvollen Irrtum, dem Amagoia unterworfen ist, bemerkt sie erst später. Teodosio wendet sich an Amaya und flüstert, was diese mysteriösen Worte zu bedeuten haben. Ach, die Alte redet im Delirium. Er solle ihr keine Beachtung schenken, beschwichtigt Amaya. Es stimmt, dass sie deliriert, aber sie spricht die Wahrheit. Gott hat Worte der Prophezeiung auf ihre Lippen gesetzt, entgegnet Teodosio und wendet die Situation so, wie sie ihm genehm ist.

Der Bote macht einen Einwand und will Amagoia erklären, dass es nicht Asier ist, den sie vor sich hat, sondern der Hüne sei Teodosio. Aber in diesem Moment geht der Vollmond auf und die Priesterin wendet sich den Aufgaben ihres Amtes zu.

5. Szene:

Amagoia hat einen Felsen erklommen und ihre Anhänger versammeln sich zu ihren Füßen. Es herrscht Ruhe. Die Blässe am Horizont avisiert den Mondaufgang. Schon hat er die gegenüberliegende Bergspitze in goldfarbenes Licht getaucht, dass sie strahlt wie ein kostbares Juwel. Das Licht verteilt sich und streut seinen Glanz über das ganze Tal.

RITUELLE TÄNZE

Amagoia greift zu ihrem Psalterium und begleitet sich selbst zum musikalischen Vortrag:

„Heil dir Mond!
Durch dein stilles Auge blickt der Herr der Welten auf seine Schöpfung herunter und lächelt. Aber nur der Reisende, welche in Betrübnis durch die Nacht wandert, nur die Mädchen, die von süßer Liebe gekribbelt werden und nur diejenigen, welche aus Freude oder Schmerz nicht schlafen können, seien von deinem matten Licht umschmeichelt!

Einst - es ist schon lange her - beobachtete dich mein Volk und feierte deine Herrlichkeit. Aber schau nun, oh Mond, wo die Wahrheit geblieben ist! Die Basken haben dich verlassen und dich gegen fremde Idole eingetauscht! Wenn du in den schneebedeckten Pyrenäen auf Aitors Grab scheinst, erzähle ihm, dass die Menschen zum Vollmond von Aitormendi singen werden so lange in Amagoias Körper noch Atem ist!“

Der Opernchor quittiert Amagoias Lobpreis: „Blume des Lichts, die unsere Zunge Dich Schwester nennt, Blüte des Himmels, die dort geboren ist, gewinne an Fülle, nimm ab und sterbe! Werde danach wiedergeboren, Monat für Monat - ohne Ende! Wenn wir gegangen sind werden wir nicht aufhören, deine Herrlichkeit zu besingen, die an Fülle zunimmt, schrumpft und schließlich verschwindet.

Teodosio findet, dass Liedchen hübsch, doch Amaya hatte geglaubt, dass die Formulierungen für ihn Blasphemie seien. Doch er würde die Strophen von ihren Lippen gern noch einmal hören. Amaya ist dazu nicht bereit, denn große Sorgen würden sie belasten, so dass jede Silbe ihr im Hals stecken bleibt.

Sorgen in einer solchen Nacht? Süße Amaya, schiebe sie fort und zeige deine gute Laune! Alles sei Mystik, Süßigkeit und Ruhe. Eine freundliche Brise streichelt sein Gesicht und Luft von Glückseligkeit erfrische sein Gemüt! Fühlt ihre Seele nicht die Magie dieser Stunde? Schau, wie der Mond herunter lächelt, als ob er uns Glück für unsere Liebe wünschen wolle! Klingt die Hymne an den Mond nicht wie ein Hochzeitsmarsch für Amaya und Teodosio - wie ein Tribut an einen königlichen Sieger?

Was für Teodosio sich wie eine triumphale Hymne anhört, klingt für die arme Amaya eher wie ein Grabgesang. Durch den Liebsten trenne sie von der Krone ein tiefer Abgrund. Teodosio versucht einzulenken. Kann dieser Abgrund nicht durch eine Taufe neutralisiert werden? Doch Amaya hat noch Zweifel.

Schon ruft Amagoia, dass ihre Nichte mit ihrem Musikinstrument herkommen und als seine einzige Erbin vom gesegneten Aitor singen soll. Den Instruktionen der Tante gehorchend, beendet Amaya den Dialog mit Teodosio und beginnt ihren musikalischen Vortrag, welcher den Stammvater in ein glorreiches Licht rückt:

„Aitorrek eriotz aldian,
jagi ta begiratu eban;
begitu eban bere erria;
begitu ebazan demiak.“

Auf dem Totenbett hob Aitor den Kopf und schaute auf das Tal, das Meer und die Berge. Auch auf seine Kinder um ihn herum blickte er und sprach: Ich segne dich, Du herrliches Land, zu dem ich kam zu einer glücklichen Zeit. Ich segne Euch, Meer und Gebirge, die den Acker gut bewachen. Gesegnet seien auch seine Kinder von Generation zu Generation, möge der Segen des Allmächtigen wie Schnee auch auf sie fallen.

Attribute werden aufgezählt, die das Land Vasconia so unvergleichlich machen. Das sind die Felder, auf denen das Getreide wogt und die Berge, die weiß sind vom Schnee. Dann gibt es noch Felsen unter denen Bodenschätze verborgen liegen - von rotem Erz ist die Rede. Der Keiler und der Bär halten jeden Feind fern, der es wagt, seinen Fuß in das Land zu setzen, welches der Schöpfer den Basken als Eigentum gab. Obwohl fremde Völker sich vor der Tapferkeit der Basken beugen, ist das Land unter fremde Herrschaft geraten, aber im Laufe der Zeit wird ein Befreier kommen …

Amaya stockt mitten im Satz und ist gehemmt weiterzusingen, denn ihr Befreier ist schon da. Sie solle fortfahren rügt Amagoia die Vortragskünstlerin, doch diese erklärt, dass an dieser Stelle für sie die Ballade aufhört. Ungehalten nimmt die Vorgesetzte ihr das Musikinstrument weg und improvisiert einen Schluss nach eigenem Gutdünken.

Die Priesterin flucht jedem Basken, welcher dem großen Gott des Vaters Aitor den Hintern zudreht und fremde Götter, die von der Hand des Menschen gemacht wurden, anbetet. Amaya flüchtet sich vor ihrer übergeschnappten Tante, die den angekündigten Retter in Asier sieht, in die Arme Teodosios. Er soll sie beschützen vor der Tante, deren verrücktes Herz vor Hass brennt. Der Liebste redet auf sie ein, dass sie sich beruhigen soll. Von dem unheimlichen Platz, an dem sie nur Flüche hört und Bitternis die Luft füllt, möchte sie entfliehen.

In die Hände des Geliebten legt sie ihr Schicksal. Die Flüche, die von Amagoias Lippen kommen, sind nicht von schlechten Eltern: Die Felder Teodosios sollen nur Unkraut hervorbringen und seine Kinder, die einmal kommen werden, ihm ihre Liebe aberkennen. Wo sie gehen und stehen soll der mächtige Dämon Basojaun die beiden bedrohen. „Taufe, Taufe!“ Amaya wünscht sie sich so sehr, denn sie fürchtet den Ärger der Aufgescheuchten und kalkuliert, dass das Taufwasser ein Schutzwall gegen Dämonen ist. Amagoia fährt fort, ihren Hass zu artikulieren. Teodosios Gebeine sollen kein Grab finden und Aasgeier sollen ihm das Herz herausreißen.

Amaya möchte fliehen, bevor Asier auftaucht. Was hört Teodosio von ihr? Er habe gedacht, Asier sei tot! „Nein, er lebt, er lebt!“ Schöne Aussichten, stellt der christliche Bekenner fest. Aber sein Rivale von Braut und Krone soll nur kommen. Er wird ihn erwarten. Besser sei es, gleich von hier zu fliehen. Auch gut, seine Eltern werden sie mit offenen Armen willkommen heißen und aus ihren Armen wird sie in seine gleiten. „O mein Teodosio!“ Doch Amagoia gibt ihnen noch auf den Weg etwas mit: Ihr Fluch soll die beiden Abtrünnigen verfolgen von Generation zu Generation.
2. Akt: HOCHZEIT

1. Szene:

Diener des Hauses Jaureguía dekorieren das Tor des Anwesens mit Kübelpflanzen und Wildblumen. Asier und Amagoia betreten den Platz unter der alten Eiche. Ein herbeieilender Diener denkt es seien Hochzeitsgäste und tadelt ihre Verspätung. Die Eingeladenen seien schon alle in der Kirche, aber wenn sie von der feierlichen Zeremonie noch etwas mitbekommen wollen, mögen sie sich bitte beeilen.

Hat die Dame es gehört? Man befindet sich in Verzug, höhnt Asier. Er solle sie bitte nicht Dame nennen, sondern sie mit Mutter anreden! Die Mutter wusste den Schatz aber nicht zu bewachen, den er in ihre Obhut gab, beginnt Asier mit Amagoia zu zanken. Der Undankbare solle ruhig sein, sie bewachte das Objekt mit mütterlicher Inbrunst. In ständiger Erinnerung an ihn hat sie in ihrem Herzen die Rose seiner Liebe kultiviert und gegossen. Niemals hat das Mädchen sie einen anderes Mannsbild preisen hören können. Ihr Lob galt einzig Asier. Alle glaubten ihn tot, aber sie sagte, dass er leben würde und zwar in treuer Liebe zu seiner Braut. Doch die ganze Zeit ist der Christenfuchs um Aitorechea herumgestrichen und hat versucht, das Objekt seiner Begierde zu gewinnen. Hier nun ist der Fuchs zu Hause.

Asier sieht, dass er spät gekommen ist. Wenn Missgeschick ihn niederdrückte, bemühte er sich, es für Amaya zu bewältigen und wenn das Glück ihn aufrichtete, geschah es im Gedenken an seine Braut. Eine Lebensspanne, gesegnet an ihrer Seite, leuchtete ihm in den dunkelsten Stunden. Gefüllt mit Liebe und Hoffnung eilte er her und nun erkennt er, dass sein Glück in den Sternen geschrieben steht. Schuld sei ihr Versagen, weil sie geschlafen habe. Übrig bleibt ein unbändiger Zorn! Flüche liegen ihm auf der Zunge, sein Hass kennt keine Grenzen und Rache sei das Gebot der Stunde.

Offenbar ist die kirchliche Zeremonie zu Ende. Man hört die Glocken läuten und Asier und Amagoia halten es im Moment für ratsam, sich vom Schauplatz noch fernzuhalten.

Der Hochzeitschor nimmt die volle Aufmerksamkeit in Anspruch: Seht her, da kommt das stolze Paar! Ist die Braut nicht hübsch und elegant? Kann es einen stattlicheren Bräutigam geben, als Teodosio? Es ist lange her, dass Jaureguía einen Tag solcher Freude erlebte! Doch hoffentlich vermengt sich nicht Kriegsgeschrei mit den Hochzeitshymnen. Wenn es dumm kommt, bringen die weißen Tauben keine Hochzeitsnacht, sondern die Braut wird mit ihren Gebeten allein sein. Jubel und Hochrufe erklingen: Lange lebe das herrliche Paar! Lange lebe Amaya und Teodosio!

2. Szene:

Amaya und Teodosio treten in den Mittelpunkt. Flankiert werden sie von den Eltern, Miguel und Plácida. Die Ältesten von Navarra und die Nachbarn sind formelle Gäste, aber die Dörfler sind auch herzlich willkommen. Asier und Amagoia halten sich einstweilen noch versteckt.

Der Chor jubelt weiter, lassen aber die Hochzeitshymne von Amaya und Teodosio ausklingen und in eine königliche Hymne hinübergleiten. Der Thron und das Hochzeitsbett ähneln sich, glaubt der Chor zu wissen, denn beide bringen große Freude. Das baskische Volk soll seinen König grüßen und alle Männer von Vasconia werden ihm ihre Herzen öffnen. Glück und Glorie soll der Herr für den neuen König bereithalten. Eine Stimme ertönt aus der Menge: „Gora Todosi bakalduna - Lang lebe unser König Teodosio!“ Ein Ratsherr widerspricht: „Ixo, ixo! Ondiño eztogu bakaldunik! - Ruhe, er ist noch nicht König!“

Miguel bitter die Gäste zu Tisch. Er wünscht sich, dass die Wände seines Hauses sich ausdehnen könnten, um für die Leute des ganzen Tales Platz zu schaffen. Sie sollen kommen, denn ein prächtiges Festmahl sei angerichtet.

Asier sieht seine Stunde gekommen und unterbricht die Begeisterung der Gäste. Bevor sich alle zu Tisch setzen, soll der Herr von Goñi ihn anhören, denn er flehe um Gerechtigkeit. Gerechtigkeit soll der Fremde bekommen, denn in Jaureguía wurde sie niemandem jemals verweigert. Aber ist seine Beschwerde so dringend, dass sie nicht noch ein Weilchen warten kann. Speise nun in unserer Gesellschaft und dann werde ich deinem Wunsch nachkommen! Asier schenkt seinem Einwand keine Beachtung und wendet seine Aufmerksamkeit der Braut zu:

„Kennst Du mich Amaya? Kennst Du mich?“ Amaya nickt mit dem Kopf. „Dann erzähle ihm, wer ich bin!“ Er soll es ihm doch selbst erzählen, wenn es sein Wunsch ist! Asier fragt, ob ihre Lippen brennen, wenn sie seinen Namen ausspricht. Teodosio will von Amaya lediglich wissen: ob er derjenige ist, den er vermutet. „Bera al da, bera al da?“ lautet seine Frage an sie und gibt ihr den Rat, sich auf keinen Disput einzulassen

Rhetorisch gewandt, bereitet Asier nun seinen Auftritt vor: „Herr von Goñi, Älteste von Vasconia! Ich bin Asier, der Sohn Amagoias!“ Er zeigt auf Amaya und erklärt, dass diese Frau seit langem sein Weib ist, und sie kann nach Sitte und Gesetzt keinem anderen angehören. Teodosio folgt einem Impuls, steht auf und will sich mit dem Gegner körperlich auseinandersetzen. Er bezähmt sich aber im letzten Moment und beschuldigt ihn nur der Lüge. Asier bleibt gelassen und erklärt höhnisch, dass er ihn doch töten solle, dann kann der Streitsuchende sich anschließend mit der Witwe von Amagoias Sohn wiederverheiraten.

Die Gäste sind empört, spalten sich aber in zwei Gruppen. Die erste schlägt vor, ihn vom Felsen zu werfen und die Maßvolleren meinen, dass er gehört werden sollte, weil Gerechtigkeit gefragt ist. Ein schlimmes Omen für eine Hochzeit!

Miguel ist der Ansicht, dass es auch um Gerechtigkeit für seinen Sohn gehe. Teodosio soll im Moment still sein und er fordert ihn auf, sich auf die Bank unter die Eiche setzen. Er soll sich aber beeilen, den Nachweis für seine Behauptung zu erbringen, fordert Letzterer, sonst wird es ungemütlich. Asier knöpft sich nun das Mädchen vor und bestürmt es mit Fragen: Fragt Amaya auch nach Beweisen? Ist es etwa nicht wahr, dass sie ihn liebte? Brach nicht Amagoia die Honigwabe zwischen ihnen beiden? Sagte sie nicht: „Ich will deine Frau sein, Asier!“ Gab die Mutter nicht ihren Segen? Amaya bestätigt, dass sie ihn erhielt, aber ihr Vater gab sein Einverständnis nicht! Er hat aber gesagt, wirft Asier ein, wenn er erst Herzog sei, dann würde Amaya ihm gehören. Das war lediglich Spott, was ihr Vater von sich gab, korrigiert ihn die Herausgeforderte.

Amaya erzählt die Geschichte nun aus ihrer Sicht, dass ihr ungeschultes Herz wie Wachs in Amagoias Händen war. Als sie noch ein Kind war, erklärte diese schlicht, dass Asier ihr Ehemann sei. Die Bedeutung des Wortes kannte sie nicht und dachte, dass es gleichbedeutend mit Bruder sei. Sie hatte keinen Einwand und die Tante gab ihren Segen. Als mein Vater es erfuhr, sagte er im Schmerz, dass Asier abgereist sei und in fernen Ländern sein Glück suche.

Sie begegnete dann Teodosio und damit war der böse Zauber Amagoias gebrochen. Erfreut öffnete sie die Augen zu dem neuen Licht von Liebe und Glauben. In diesem Licht floh sie von Aitorechea und ihre Stirn befeuchtete sie nun mit dem Wasser der Taufe und Teodosio gab sie Herz und Hand. Den Vater ihres Bräutigams betrachtet sie nun auch als ihren Vater und er soll darüber richten, wenn sie in Wahrheit nicht seine Tochter sei.

Plácida bezeichnet Amaya als ihren Engel und den Opernchor hat Amaya emotional auf seine Seite gezogen. Amagoia hat zur Sache noch nichts beigetragen; sie tut es jetzt und richtet das Wort an ihre Nichte. Es sei durchaus passabel und ehrenwert sich einen neuen Vater zu suchen, aber dann kann sie nicht länger Aitors Tochter sein. Als Strafe für ihre Undankbarkeit und ihren Meineid deklariert sie Amaya als namenlos. Das alte Weib soll Ruhe geben, geht Plácida verbal auf die Angreiferin los. Amagoia erklärt, dass sie nicht im Namen des Patriarchen Aitor spreche, wenn sie die Bude der Christenheit, auch Jaureguía genannt, mit einem Fluch belegt. Möge seine Wälle bis auf die Grundmauern niedergerissen werden. „Bota ixue!“ „Werft die Alte hinaus“, erregt sich der Opernchor.

Amaya wiederholt die Aufforderung in gemäßigter Form und bittet Asier, ihr den Weg zu zeigen. „Wenn Du es bist, die mich darum bittet, sei es so. Lebe wohl Amaya, aber ich werde wieder kommen. Ich muss mit Dir sprechen!“ „Beinbez, beinbez!“ Was hat sie zu ihm gesagt, will nun der misstrauische Teodosio wissen! „Nur, dass er gehen soll!“

Asier verlässt das Gelände und schiebt seine Begleiterin beschleunigten Schrittes vor sich her. „O Stolzes Jaureguía, keine Ruhe wirst du in deinen Wänden finden. Feuer wird dich auffressen und deine Asche wird der Sturm verwehen. - Jauregia arru ori, atsedenik ez al dok beinbe ixango. Suak kiskalduko alau ta eure sutatsa ekatxak eroango al yok!“

3. Szene:

Miguel rät seinen Angehörigen, das jüngste Geschehen aus ihren Gedanken zu verbannen wie einen schlimmen Traum und alle sollen ihr fröhliches Lachen wiederfinden. Den jungen Leuten wird er nun die Brautkammer zeigen. An dem Ort, wo Teodosio geboren wurde, soll auch sein Enkel zur Welt kommen. Wie es Tradition ist, werden die Alten das Schlafzimmer räumen und den Jungen Platz machen. Von diesem Tag an werden Miguels müde Gebeine den Rest seines Lebens in einem anderen Raum der Nachtruhe pflegen. Gott sei gepriesen und er möge ihn und seine Frau in Frieden sterben lassen.

Diese heiligen Worte sind für Teodosio wie Tau, der das Feuer seines Zorns in seinem Herzen auslöscht. Möge die Sonne seines Glücks heiter und schattenlos strahlen. Nur die Liebe füllt die süße geheime Kammer seines Herzens mit Freude und das Wort Weib liegt wie Honig auf seinen Lippen. Aber warum bist Du so still meine Liebe? Wäre es nicht jetzt an der Zeit für ein kleines Liebesduett? Ach, Teodosio, meine Lippen sind zwar stumm, aber das Herz singt. Amaya ist der Meinung, dass ihr Glück zu groß ist, so dass sie dieser Tatbestand sie mit Furcht erfüllt. Heute beginnt ihr Leben! Nichts um sich herum sieht sie, was nicht schön wäre. Am liebsten würde ihr Herz einen Sprung machen. Die Lust, als König zu regieren sei verschwunden. Das pure Vergnügen seines Herzen wäre, ihr Lachen zu genießen und sein Spiegelbild als Reflektion in ihren Augen wiederzufinden. Aus Liebe zu ihr habe die Rose ihren Duft aufgegeben und lasse ihr den Vortritt. Sein ganzes Empfinden konsumiert ihre Gegenwart wie ein heiliges Feuer. In diesem Tonfall würde es noch endlos weitergehen, wenn nicht der

ESPADADANZE - SCHWERTERTANZ,

der von draußen ins Haus klingt, einen Szenenwechsel ankündigt.

4. Szene:

Der Chor weiß sich vor Jubel nicht zu lassen.

„Gora Amaya! Gota Jauregiko loria!
Gora bakalduna! Gora Amaya! -
Lang lebe Amaya, die Blume von Jaureguía!
Lang lebe die Königin! Lang lebe Amaya!“

„Welcher Lärm ist das? Bleibt noch eine Weile und gewinnt eure Kräfte zurück! Kommt ins Haus! Hier gibt es zu Essen für Euch - heute aus dem Topf für alle“ ermuntert Amaya die Tänzer und Musikanten. Als sie als Letzte von allen ins Haus zurückkehren will, hört sie Asier ihren Namen rufen und plötzlich steht er vor ihr.

5. Szene:

„Wer ruft? Beim Allmächtigen Gott. Hau ab und lasse mich in Ruhe!“ Asier ist verzweifelt und gibt vor, sie nicht verlassen zu wollen. Sie gehöre ihm, denn er sei ihr Ehemann! Sie soll ihr nur einen Moment zuhören. Er soll sie in Ruhe lassen oder sie wird laut schreien. Sie soll nur schreien und nach Teodosio rufen. Entweder wird das Blut des Herbeigerufenen an ihren Kopf spritzen oder sein Blut wird über sie kommen.

In ihrem Kopf habe der Halunke eine Markierung hinterlassen, die unauslöschlicher sei, als Blut. Er soll hören, dass sie das Weib des Teodosio ist. Sie liebe ihn leidenschaftlich mit ihrem ganzen Herzen. Selbst wenn es nicht so wäre, würde sie eher sterben, als unehrenhaft zu leben. Sie würde es vorziehen, von wilden Tieren verschlungen zu werden, als seine Ehre zu beschmutzen. „Gaizka nazu, Ama miren! - Rette mich, Heilige Jungfrau!“ Amaya ergreift die Flucht. Sie soll seine Rache zu spüren bekommen! Aus einiger Distanz sind Trompeten zu hören.

6. Szene:

Es ist das Signal, in die Schlacht zu ziehen, aber wo ist Amaya? Schon hört er seinen Namen rufen. Etwas stimmt nicht! Amaya zittert am ganzen Körper und ist ganz blass. Teodosio sagt ihr auf den Kopf zu, dass sie ihn gesehen habe. Sie soll ihm sagen, wo der Halunke ist. Was waren seine Worte zu ihr? Es stimmt, dass er versuchte, sie zu sprechen. Aber sie weigerte sich und schrie, worauf er floh. „Verdammt!“ Der Gatte soll nicht so finster auf sein Weib herabschauen. Sie erklärt, dass sie sich grämt, weil er in den Krieg zieht. Doch Teodosio denkt nur an seinen Rivalen. Den perfiden Feigling schütze der Satan! Man kritisiert, dass es für einen zukünftigen König nicht angepasst sei, zu viel Zeit mit dem Abschiednehmen zu vertrödeln. O, Königtum, welche schwere Bürde hat der Herr auf ihn abgesetzt. Amaya soll ihm schwören, dass sie ihn liebt! Zweifelt er daran? Hat sie es nicht vor dem Altare Gottes geschworen? Wenn er wüsste, welchen Schmerz er ihr antut?

Ein Ältester mahnt, dass die Mauren die Schlacht nicht länger hinauszögern werden. „Lebe wohl, meine Frau!“ Zum Vater sagt der Misstrauische, dass er ihm seine Frau anvertraue und er ihre Ehre in seinen Händen halte. Was quält ihn? In ihren eigenen Händen liege diese absolut sicher. Er solle in Frieden ziehen. Die Mutter umarmt ihn ebenfalls. Die Engel des Himmels mögen mit ihm sein und ihren Teodosio beschützen.
3. Akt: VERGELTUNG

1. Szene:

Teodosio ist in niedergedrückter Stimmung und legt mit seinen beiden Rekruten im Gebirge, um eine Kleinigkeit zu essen, eine kurze Rast ein. Er denkt an das betrübliche Los seiner Braut, die von der Mutter auf die Stirn geküsst, in die Bettkammer geleitet wird und nun dort ganz allein liegt. Die beiden Jungen fangen seine Stimmung auf und singen das Lied von Lelo, die nun tot ist; Zara, der Verräter, nahm ihr das Leben. Warum singen sie dieses traurige Lied, fragt Teodosio. Kennt er das Schicksal des Mädchens nicht? Die Kinder lernen diesen Reim von ihren Eltern. Es gibt in Vasconia kein Lied, welches öfter gesungen wird!

Teodosio ist das Lied von Lelo, die das Opfer ihrer Untreue wurde, nicht neu. Und nun ist sie tot, aber sie liebte ihren Gemahl, bevor sie auf Zara traf. Amaya liebte Asier, dem sie versprochen war. Sie glaubte ihn tot und vergaß ihn, aber sie täuschte sich - er lebte. Und dann hat sie erfahren, dass er im Leben Erfolg hatte und entbrannte erneut in Liebe zu ihm, nachdem er pausenlos um sie herumgeschlichen war.

Ach, hinweg mit den infernalischen Gedanken! Amaya ist ehrenwert und wahr. Das heilige Taufwasser tropfte von ihrer Stirn und sie liebt ihn. Hat er nicht oft genug in ihre Augen geschaut und die Liebesglut darin gesehen? Sie vertraute sich seiner Obhut an, keusch und couragiert war sie in der weiten Nacht des Vollmonds und als sie sich unter den Bäumen von Jaureguía unterhielten, wie erglänzten ihre Augen! Wie sie kämpfte um ihre Verlegenheit zu verbergen! Die Röte stieg ihr in die Wangen, wenn sie sagte: „Ich liebe Dich!“ Welche süße Musik erklang in seinen Ohren, wenn ihre Lippen seinen Namen formulierten. Vergib mir, meine Amaya, wenn du allein in der Bettkammer vor dich hin weinst und inbrünstig zu Gott betest. Ich kränkte dich mit barbarischem Verdacht. Wie konnte er nur an ihrer Aufrichtigkeit zweifeln? Mögen gute Erinnerungen von ihr auf ihn treffen. Mag sein, wenn ich in der Schlacht meinen Mann stehe, dass ihr Name mein Schlachtruf sein wird. „Steht auf, ihr Faulenzer, auf geht es! Wir haben genug gerastet!“

2. Szene:

Ein Eremit ruft plötzlich seinen Namen. „Kennst du mich, Ehrwürdiger Vater“, fragt Teodosio ihn. Nie hat er vorher sein Gesicht gesehen, aber gleichwohl sei er ihm vertraut. Hatte er eine Inspiration von oben? Zuweilen tut der Herr seinem unwürdigen Diener seinen Willen kund. Seine Stimme vernimmt er in der Einsamkeit seiner Höhle, in der er lebt - weit ab von der menschlichen Zivilisation. Was wünscht der alte Einsiedler von ihm, wenn Gott ihn zu ihm gesandt hat? Nun, sein Herz befinde sich in großen Zweifeln, tut der Herr ihm kund. Während seine Füße sich in Richtung Schlachtfeld bewegen, fliegen seine Gedanken nach Jaureguía. Es seien nur seine Füße, die herumirren, aber sein Kopf ticke richtig! Der Schelm, der sich als Eremit verkleidet hat, ist natürlich kein anderer, als Asier.

Nimmt er etwa einen falschen Weg, um meinen Brüdern zu helfen? Der ewige Feind erwarte ihn an den Toren von Irún. O nein, es ist eine höchst lobenswerte Mission für den zukünftigen König von Vasconia. Hohe Ehren und Ruhm erwarten ihn in der Schlacht, die er gewinnen wird. Doch er sollte sein Tätigkeitsfeld aufteilen. Die unmittelbare Bedrohung seiner Ehre gehe von Jaureguía aus. Was sind das für Worte? Während der brave Ehemann als Vorbild der Tapferkeit sein Talent in der Schlacht vergeudet, betrügt ihn seine Frau, die ihm Treue schwor, in der Hochzeitsnacht mit einem Heiden, träufelt Asier das Gift in seine Seele. Teodosio bezeichnet den Eremiten als Lügner. Wenn er seine Information anzweifelt, soll er seinen Weg gehen - die Stimme Gottes bleibt dann in der Wüste ungehört. „Gib mir ein Zeichen, vollbringe ein Wunder, dass die Nachricht von meinem Unglück auch wirklich stimmt!“ „Ist das kein Wunder, dass wir beide uns heute hier getroffen haben?“ Er solle den Himmel nicht reizen, wenn seine Worte ihm nicht genug seien, entgegnet der falsche Eremit, möge er nach Jaureguía fliegen, bevor es Tag wird und das abscheuliche Verbrechen, welches in dem Bett begangen wird, in dem seine tugendhaften Eltern vorher geschlafen haben, zur Kenntnis nehmen.

Beide werden sterben durch seine Hand! Wie konnte ein Gesicht, welches sich so rein offenbarte, einen Betrug verstecken, der so schwarz ist? Wie konnten ihre Lippen lügen und nach dem heiligen Taufwasser rufen? Sie ist eine Heidin von Aitorechea und der Vater Aitor hat diese falsche Zucht in die Welt gesetzt - sein Name sei verflucht.

„Lebe wohl, ehrwürdiger Vater. Wo werden wir uns wiedersehen!“ Gott wird den Platz des Wiedersehens auswählen. „Lasse mich Deine Hand küssen, ehrwürdiger Vater!“ Der falsche Eremit weigert sich. Asier frohlockt: Es wird eine Blutnacht! Das Schicksal kreist über Jaureguía!

Die beiden Burschen wundern sich über den Dialog, den sie aber inhaltlich nicht verstanden haben. Teodosio fordert sie auf, nicht zu verweilen, sondern ihm zu folgen. Das sei nicht der richtige Weg! Er wisse, welchen Weg er nehmen muss. Der Feind sitze nicht in Irún, sondern zu Hause. Getrieben von den Worten des Verräters, eilt Teodosio nach Jaureguía, besessen von dem Gedanken, das schuldige Paar zu töten.

SINFONISCHES INTERMEZZO

3. Szene:

Daheim angekommen, gelangt Teodosio in die Halle. Es ist dunkel und er tastet sich zur Hochzeitskammer vor. Er lauscht an der Tür und hört Atemgeräusche. Dann zieht er sein Schwert und betritt die Kammer.

Als er wieder herauskommt trieft sein Schwert vom vergossenen Blut.

In diesem Moment betrifft Amaya die Halle und hält eine Lampe in der Hand. „Teodosio, mein Gatte! Wie kommt es, dass Du schon so bald wieder zurückgekehrt bist?“ Aber sie hatte ihn erwartet. Sie konnte nicht einschlafen und eine dunkle Vorahnung hatte ihr sein Kommen angekündigt. Wer schläft in unserer Kammer? will der Heimkehrer wissen. Da er in den Krieg gezogen ist, hat sie seine Eltern in deren vormaligen Kammer schlafen gelassen. „Verdammt!“ Ein Aufschrei Teodosios ist zu hören, dann ergreift er die Flucht. Amaya sieht durch die halboffene Tür die tragische Szene. Sie zieht die Bettvorhänge zurück und sieht Miguel und Plácida blutüberströmt im Bett liegen. Amaya fällt auf die Knie und wird dann bewusstlos.
Epilog: SINFONISCHES INTERMEZZO

„Auf der Spitze des Berges Aralar
scheint ein mysteriöses Licht.
Hier verbringt Teodosio
der Vatermörder
ein Leben in Buße,
ihm auferlegt vom Heiligen Vater.
Das Volk verehrt ihn als einen Heiligen.
Komm nun, der Pfad ist uneben,
so dass es scheint
dass der Weg zum Himmel führt.
Komm nun und betrachte die seltsamen Ereignisse,
welche die Legende zu ihrem Abschluss bringen.“

1. Szene:

Der Vorhang öffnet sich auf die romantisch-felsige Landschaft des Berges Aralar. Schafe finden an den Abhängen saftiges Futter. In das schlichte Gewand eines Eremiten gekleidet, steht Teodosio vor dem Eingang seiner Höhle und sucht Zuflucht im Gebet. Olalla, eine junge Schäferin, ist aus dem Tal heraufgekommen und versorgt ihn hin und wieder mit Nahrung. Den Opernbesucher überrascht es, dass sich Amaya in ihrer Begleitung befindet. Allerdings hat sich die junge Frau in eine Wolldecke gehüllt, um nicht erkannt zu werden. Olalla hat ihre Freundin auf deren Wunsch optisch so positioniert, dass sie dem Eremiten nicht ins Auge fällt.

Olalla hat ein Anliegen und richtet das Wort an den Einsiedler, der sich überrascht zu ihr umdreht. Seit sieben Jahren bringe sie ihm nun Futter und habe nie die Ruhe unterbrochen, die er sich selbst aufgelegt habe. Aber jetzt kann sie ihre Zunge nicht länger im Zaum halten, denn Vasconia befinde sich in Gefahr und suche nach einem Heerführer. Weiß er nicht, dass die Herrschaft der gotischen Nachfahren vorbei ist und nun die Mauren die Herrschaft über Navarra an sich reißen wollen.

Teodosio bedauert, dass er nicht antworten kann, denn der Heilige Vater habe ihm befohlen, den Berg nicht zu verlassen und ihm muss er sich unterwerfen. Für wie lange, will Olalla wissen! Nur der Himmel weiß es, denn sein Schicksal ist an die Kette gekoppelt, die seinen Leib umschlungen hält. Die Buße dauert so lange, wie die Kette ganz bleibt und nicht von Rost befallen wird. „O wie schrecklich!“ Zum Beweis, dass noch keine Materialermüdung eingetreten ist, schüttelt sich der verbal Bedrängte kräftig.

Auf der Rückreise von einer Pilgerfahrt nach Rom zu seinem kahlen Felsen, habe er sich im Dunkel der Nacht davon gestohlen und den Flecken Jaureguía aufgesucht, um sich nur ein einziges Mal den brennenden Wunsch erfüllen zu können, sein Weib des Morgens beim Kirchgang beobachten zu können, aber der Herr hat es nicht zugelassen. Doch seine Kette hatte sich in einer Hecke verfangen, sich ein wenig gelockert und ein Bindeglied sei herausgesprungen und in den Dornen hängen geblieben.

Aber hat der arme Mann seit dieser Zeit keine Neuigkeit aus seinem Dorf erhalten? Warum fragt er sie nicht danach? Nun, wenn seine Frau tot ist, möge der Herr sie unter seine Heiligen einreihen und wenn sie noch lebt, möge sie für ihn beten. „Bizi da - Amaya lebt!“ verkündet ihm Olalla. „Bizi al da! Au zorun eder aun diya,“ freut sich Teodosio. Sie lebt und ihre 'Gedanken seien nur bei Teodosio. Möchte er sie nicht sehen, wenn sie käme und diesen Platz erklimmen würde? Teodosio fühlt sich unbehaglich, denn er hat sein Schweigegelübde gebrochen und schon viel zu lange mit ihr geplappert. Sie möge ihn bitte verlassen. Der Eremit eilt fluchtartig in seine Höhle. Olalla begibt sich zu Amaya. „Entzun deutzan? - Hat sie ihn gehört?“

Mit Grauen und Entzücken habe sie seiner Stimme gelauscht und konnte es nicht verhindern, dass sich ihre Lippen zu einem Kuss formten. In den Lappen eines Eremiten schien ihr der Ehemann wahrer zu sein, als jemals zuvor. Als junger Mann wäre er fast zum König gekrönt worden und nun umschlingt eine Kette seinen Leib und quält sie beide. Wie lange muss sie aus dieser bitteren Tasse noch trinken? Wann werden die Ketten endlich brechen?

2. Szene:

Zwei Schafhirten tragen zwischen sich einen besinnungslosen Caballero und platzieren ihn auf den Boden in der Nähe der Höhle. Auf verschlungenen Pfaden sei der Reiter den Berghang hinunter geritten und von dem ungezügelten Gaul abgeworfen worden. Wahrscheinlich hat er sich alle Rippen gebrochen, denn er konnte sich nicht mehr bewegen. Seinen Tod voraussehend eilten sie hinzu und brachten ihn hierher. Teodosio kommt aus seiner Höhle, versucht dem Verunglückten zu helfen und löst seinen Helm. Die Hirten bringen Wasser.

Olalla urteilt nach seiner scharlachroten Kleidung, dass der Verwundete ein Gote sei, aber es könne auch sein, dass es sich um einen maurischen Spion handele, argwöhnt Olalla. Der Schwerverletzte atmet leicht und Teodosio weist den Hirten an, ihm Wasser zu geben. Auf seine Frage, wo er sei, antwortet ihm Teodosio, dass ihn die Güte des Himmels zum ärmlichen Heim eines Büßers geführt habe. Für ihn sei das nicht der rechte Ort, wehrt der Hilflose ab, denn er gehöre einem anderen Glauben an. Aber der Eremit beschwichtigt ihn: Wie groß seine Sünde auch sei, Mitleid sei für alle da. Bestimmt sind die Verfehlungen nicht größer als die seines Retters, denn dieser sei ein Vatermörder, wage aber trotzdem auf Vergebung zu hoffen. Der Gestürzte richtet sich plötzlich auf und fragt: „Bist du es, Teodosio?“ „Du kennst mich?“ „O Gott, der Gerechtigkeit, ich ersticke! Was hat der Dramaturg nur angerichtet?“

Teodosio bekennt, das er kein Priester sei, aber er sieht an seinem Gürtel das Kreuz. Der Dialogpartner gibt zu, dass er sich nicht zu Christus bekenne und er ihn deshalb auch nicht Bruder nennen möge. Er sei ein Taugenichts und es läge in seiner Hand, ihm für seine Bosheit den Tod zu geben. Nun steht ein Quiz an. Ist er etwa Asier? Asier deckt seine Identität auf und berichtet weiter, was es mit seiner Bosheit auf sich hat. Seine Vergeltung an ihm habe ihm noch nicht gereicht. Er habe sich vorgenommen, das ganze Volk der Vasconen unter den Halbmond zu bringen. Teodosio soll die Briefe nehmen, die eine Botschaft an Tarik von Irún enthalten und sie vernichten.

Teodosio befindet sich im Zwiespalt seiner Gefühle zwischen Hass und Vergebung. Soll er das Ableben seines Todfeindes noch mit grässlichen Torturen anfüllen, um ihn dann mit eigenen Händen zu erwürgen? Mit seinem Kadaver sollen sich die Aasgeier befassen und seine schwarze Seele in der tiefsten Hölle schmoren. Der höllische Drache brüllt in seinem Ohr und seine brennende Kralle greift nach seiner Wange. Amaya sieht seinen inneren Kampf und bittet den Himmel, Mitleid mit ihm zu haben und seine Seele zu befreien. Er hat genug bezahlt für seine Sünde und er möge ihm den grausamen Prozess einer erneuten Seelenqual ersparen. Amaya bittet inständig, dass Gottes Antlitz über ihm erscheinen möge, wenn er ihm Frieden geben will.

Teodosio meistert schließlich seinen Zorn und ist für den Wunsch Asiers ansprechbar. Dieser bittet darum, ihn zu taufen bevor er stirbt. Der Eremit erklärt sich bereit und beginnt mit der Zeremonie:

„Asier, Asier! Ziñisten dok Jainko ta Jesukristogan? - Glaubst Du an Gott und Jesus Christus?“

„Ziñes! - Ich glaube!“

Teodosio tauft Asier. Der Täufling bedankt sich für die erwiesene Wohltat und stirbt.

3. Szene:

Ein fürchterlicher Krach dringt aus der Höhle. Alle sind mit erfüllt Furcht. Der heilige Michael möge sie beschützen. Der Opernchor schickt ein paar Schmeicheleien nach oben: „Hosianna, Hosianna. Da ist keiner heiliger als Gott, der Mächtige, der Ewige!“ Ein großes Licht erfüllt die Höhle, aber der Krach hat aufgehört. Alle fallen auf ihre Knie und wenden den Blick nicht von der Grotte. Wahrscheinlich wollte sich der Satan in der Höhle, die der Eremit gepachtet hat, ein Wohnrecht erschwindeln, was der Erzengel ihm verwehrte.

Noch ein Wunder: „Aintza Jauna, Alatza! Aintzaldu!“.
Die Ketten, welche Teodosio bisher zusammenpressten, liegen klirrend am Boden. Seine Schuld ist gesühnt. Ehre sei Gott und dem Erzengel Michael, dem mächtigen Streiter!
Letzte Änderung am 9. Februar 2013
Beitrag von Engelbert Hellen

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