Lebenslauf von Adalbert Gyrowetz

Bild von Adalbert Gyrowetz Geboren am 20. Februar 1763 in Budweis, gestorben am 19. März 1850 in Wien, erlernte als Autodidakt das Violin-, Orgel- und Klavierspiel. Er genoss eine umfassende humanistische Bildung und war den gängigen Sprachen des Europa seiner Zeit mächtig. Sein Leben gleicht einer fast endlos wirkenden Wanderschaft durch alle damaligen Musikzentren Europas. Sie beginnt nach seinen Studien in Prag, von wo aus er nach Brünn reiste, um als Sekretär in die Dienste des Musikerfreundes Graf von Fünfkirchen zu treten, für den er auch als Musiklehrer wirkte.

Diese Verbindung von gesellschaftlichen und musikalischen Aufgaben ergab sich während mehreren Stationen seines Lebens. Sein nächster Aufenthalt war Wien, wo er durch Mozart geschätzt und gefördert wurde. Eine Italienreise führte ihn in Rom mit Goethe zusammen. Weitere Studien und die Freundschaft mit Paisiello waren die Früchte eines Aufenthalts in Neapel. In Mailand traf er mit Vaclav Pichl zusammen. Über Frankreich (Marseille, Lyon, Paris) reiste er 1789 (wohl auch um der französischen Revolution zu entkommen) nach London, wo er 1791 auch Joseph Haydn traf. Über drei Jahre wurden Gyrowetz' Werke in den Haydn-Salomon-Konzerten neben denen Haydns gespielt. Trotz seines Erfolgs in London, kehrte er wieder zurück auf den Kontinent. Über Brüssel, wo er Napoleon traf und mit ihm speiste, reiste er nach Paris und nach Berlin (1793) und weiter über Dresden und Prag zurück nach Wien, wo er sich schließlich niederließ. 1804 übernahm er die Stelle eines Kompositeurs und Hofkapellmeisters am K. u. K. Hoftheater in Wien, die er bis 1831 ausfüllte. 1844 gab er sein letztes Konzert in Wien und starb 1850 recht einsam. Seine materielle Not wurde durch liebenswerte Zuwendungen jüngerer Musikerkollegen gemildert.

Neben zahlreichen geistlichen Werken sind von Gyrowetz 40 Symphonien und Konzerte sowie ein großes Kammermusikwerk für die verschiedensten Besetzungen erhalten geblieben. Außerdem hat Gyrowetz (wie auch sein Zeitgenosse Dittersdorf) eine unterhaltsame Autobiographie hinterlassen, die zahlreiche Einblicke in sein Leben eröffnen.

Der Kompositionsstil von Gyrowetz orientiert sich an dem großen Vorbild von Joseph Haydn. Die melodische Linie ist oft volkstümlich und wird nachhaltig von der tschechischen Volksmusik bestimmt. Diese Elemente verschmelzen in der galanten Atmosphäre seiner Werke zu einem reizvollen Personalstil.



Matthias Hofmann (hofmann@netcologne.de)
Letzte Änderung am 11. Februar 2010