Lebenslauf von Emmerich Kálmán

Bild von Emmerich Kálmán In Siófok am schönen Plattensee wurde Emmerich Kálmán geboren. Sein bürgerlicher Name lautet Imre Koppstein. Dem Kompositionsstudium bei Hans Koessler an der Budapester Landesakademie ging eine pianistische Ausbildung voraus. Eine Lähmung der Hand hinderte ihn, mit dem Klavierspiel seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Somit sah er sich genötigt, als Musikkritiker bei einer Zeitung zu arbeiten. Die gleiche Tätigkeit übte er aus, als er 1908 seinen Wohnsitz nach Wien verlegte, obwohl die Stadt Budapest ihn ein Jahr zuvor mit dem Franz-Josef-Preis ausgezeichnet hatte. Sein Ehrgeiz bestand darin, ernste Musik zu schreiben, doch es war die heitere Muse, die ihm zulächelte. Gleich sein erster Versuch mit der Operette „Herbstmanöver“, eine Umarbeitung der „Tatarenplage“ - ein Jahr zuvor in Budapest gestartet - war 1909 der erste große Erfolg in Wien.

Mit Folklore liegt man immer richtig und der „Zigeunerprimas“ zeigte ihm die Richtung an, in die er sich in Zukunft bewegen sollte. Damit trat Kálmán in die Fußstapfen von Johann Strauß und Franz Lehár, die der Zigeunerromantik bereits ausgiebig gehuldigt hatten. Im Jahre 1915 schlug Kálmáns Stunde. Mit der „Csárdásfürstin“ eroberte der Aufsteiger die Herzen der Wiener im Sturm und die Aufführungsziffern schnellten in die Höhe. Mit Klängen voller Schwermut und Sentimentalität traf er den Nerv seiner Zeit, denn was ist schöner als das Zigeunerleben. In der ganzen Welt herzte und küsste man seine Gypsy-Princess. In der Zeit bis von 1917 bis 1932 folgte in Abständen von zwei bis drei Jahren ein Meisterwerk dem anderen. Um Lokalkolorit nicht verlegen, wechselten die Protagonisten seiner Operetten ständig die Schauplätze. Von der Faschingsfee führte der Weg direkt zum Hollandweibchen, die wiederum der Bajadere Platz machen musste. Vom Mittleren Osten hatte man schnell genug und Kálmán begab sich wieder in die heimatliche Puszta. Gräfin Mariza lächelte ihrem Publikum zu und tanzte sich in die Herzen, doch von jenseits des Atlantiks begab sich die „Herzogin von Chicago“ mit all ihren Reizen auf die Reise nach Wien, nachdem zuvor eine Zirkusprinzessin für reichlich Applaus gesorgt hatte. Gewitterwolken zogen am Horizont auf. Das Publikum war genötigt, sich auf Bescheidenheit einzustellen und musste sich mit einem Veilchen vom Monmartre begnügen. „Kaiserin Josephine“ sollte mit Richard Tauber als Napoleon ihn Wien uraufgeführt werden, musste aber nach Zürich ausweichen.

Das politische Klima war frostig, der eisige Wind kam aus Deutschland. Auf die Liste der unerwünschten Komponisten gesetzt, zog der Gefährdete es vor, zu emigrieren. In Begleitung von Frau und drei Kindern führte der Weg über Paris in die USA. Doch fern der Heimat fühlte der Komponist sich nicht wohl. Am Broadway begegnete man ihm zwar mit Wertschätzung, doch für Zigeunerromantik war die Zeit nicht mehr vorhanden, als Dirigent war Kálmán dagegen gefragt. Sein guter Stern lies den Herimatlosen im Stich. Im Jahre 1949 kehrte er zurück nach Wien. Er war den Menschen dort fremd geworden und sie ihm. Mit der Operette „Arizona Lady“, von seinem Sohn Charles fertiggestellt und in Bern uraufgeführt, wollte er einen letzten Gruß über den Großen Teich schicken. Dazu kam es nicht mehr, denn am 30. Oktober 1953 endete seine irdische Laufbahn in Paris.



Beitrag von Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 3. August 2009