Lebenslauf von Wanda Landowska

Bild von Wanda Landowska "Wenn Sie sich nicht belehren lassen wollen, spielen Sie Bach weiterhin auf Ihre Weise. Ich jedenfalls spiele ihn auf seine Weise." (Zitat Wanda Landowska)

Die Dame mit dem Cembalo wurde Wanda Landowska genannt. Sie engagierte sich für die Renaissance dieses Instrumentes, gab Konzerte und machte Aufnahmen nur mit einem Instrument, einem Pleyelschen Cembalo, das von dem bekannten Pariser Instrumentenbauer konstruiert wurde.

Wanda Landowska wurde am 5. Juli 1879 in Warschau geboren. Ihre Mutter war Sprachforscherin und ihr Vater war Rechtsanwalt. Sie erhielt ihren ersten Klavierunterricht von Aleksander Michałowski, der eine Vorliebe für die Klaviermusik von Chopin hatte. Wanda jedoch interessierte sich nach einem Konzert, bei dem sie eine Stück von Rameau gehört hatte, für die Musik aus älterer Zeit.

1896, mit 17 Jahren, schloss sie ihre Ausbildung am Warschauer Konservatorium ab und ging anschließend zum weiteren Studium nach Berlin, wo sie bei Heinrich Urban (1837-1901) studierte. 1900 zog sie nach Paris und unterrichtete dort an der Schola Cantorum. In dieser Zeit heiratete sie ihren Landsmann Henri Lew. Zusammen mit ihm schrieb sie das Buch „Musique Ancienne“. Im Jahr 1903 stellte sie erstmals das von ihr wiederentdeckte Cembalo im Konzertsaal vor. Die französischen Clavecinisten, Bach und Mozart gehörten hauptsächlich zu ihrem Repertoire. In Paris lernte sie Albert Schweitzer und den Komponisten Vincent d’Indy kennen, mit denen sie eine künstlerische Freundschaft verband.

Ein Konzert, das sie im Jahr 1912 auf dem Bachfest in Breslau gab, hatte zur Folge, dass für Wanda Landowska an der Musikhochschule in Berlin eigens ein Lehrstuhl für Cembalo eingerichtet wurde, den sie von 1913-19 innehatte. Während des Ersten Weltkriegs musste sie als gebürtige Polin und französische Staatsbürgerin ihre Konzertaktivitäten sehr reduzieren, durfte aber weiter unterrichten. Nach einer kurzen Zwischenstation in Basel im Jahr 1919 lehrte sie ab dem Jahr 1920 in Paris. 1925 gründete sie die Schule „École de Musique Ancienne“ in Saint-Leu-laForêt, einem kleinen Ort in der Nähe von Paris, wo sie regelmäßig im Sommer Kurse abhielt, wobei nicht nur Cembalisten, sondern auch andere Instrumentalisten an den Kursen teilnahmen. Außerdem brachte sie ihre Instrumentensammlung und ihre umfangreiche Bibliothek in diesem Landhaus unter und ließ im Garten einen Konzertsaal errichten. Zu ihren Schüler zählten u.a. Ralph Kirkpatrick und Rafael Puyana.

Der Komponist Manuel de Falla, der Wanda Landowska sehr verehrte, widmete ihr 1926 sein Konzert für Cembalo und Orchester. Aus dem Jahr 1928 stammt ihre früheste Cembalo-Aufnahme mit der Sonate in d-moll von Scarlatti und Couperins „Rossignol en amour“. 1933 spielte sie erstmals in einem öffentlichen Konzert Bachs Goldbergvariationen und nahm sie dann auf Schallplatte auf. 1941 verließ sie Paris, weil sie als Jüdin nicht mehr sicher war. Sie musste ihre Musikinstrumente und ihre Musikbibliothek zurücklassen. Wanda Landowska bekam ein Visum und konnte über Lissabon in die USA auswandern. Die zurückgelassenen Wertsachen wurden vom Sonderstab Musik beschlagnahmt und in mehreren Kisten nach Berlin transportiert. Der Kunstraub wurde dadurch gerechtfertigt, dass man Wanda Landowska nicht als Französin ansah, sondern als polnische Jüdin. 1947 ließ sie sich endgültig in Lakeville, Connecticut /USA, nieder. Ab dem Jahr 1950 unterrichtete sie auch wieder und lehrte am Curtis Institute in Philadelphia / USA. 1954 gab sie ihr Abschiedskonzert in New York.

Am 16. August 1959 starb Wanda Landowska in Lakeville.



Beitrag von Isolde Weiermüller-Backes
Letzte Änderung am 19. Mai 2010