Bohuslav Martinů (1890-1959)

Kdo je na světě nejmocnější?

(Wer ist der Mächtigste auf der Welt?)

Allgemeine Angaben zum Ballett:

Titel: Kdo je na světě nejmocnější?
Titel deutsch: Wer ist der Mächtigste auf der Welt?
Entstehungszeit: 1922
Uraufführung: 31. Januar 1925 in Brünn
Dirigent: B. Bakala
Choreographie: J. Hladík
Besetzung: Orchester
Spieldauer: ca. 60 Minuten
Erstdruck: Prag: Dilia, 1968
Opus: H 133: Kdo je na světě nejmocnější? (Wer ist der Mächtigste auf der Welt?)

Zum Ballett:

Art: Ballettlustspiel in einem Aufzug und vier Bildern
Libretto: Bohuslav Martinů nach einem englischen Märchen indischen Ursprungs
Ort: Märchenland
Zeit: zu jeder Zeit

Personen:

Mysák: Vater Maus
Mys: Mutter Maus
Myska: beider Tochter
Mysi Princ: Mäuseprinz
Slunce: Sonne
Mrak: Wolke
Vítr: Wind
Zed: Mauer
Kohout: Hahn
Okurka: Gurke
Weitere: Meloun (Melone), Cibule (Wiebel), Malé i velké mysi (kleine und große Mäuse), Sbor paprsku (Sonnenstrahlen), Kvetin a ptáku (Blumen und Vögel)

Handlung:

Eltern wollen für ihre Kinder nur das beste. Manchmal sind ihre Wünsche allerdings sehr utopisch. Besonders, wenn es um die Verheiratung der Tochter geht. Da kann es schon passieren, dass ein Prinz gerade noch gut genug ist.

Bei Mäusen gehen die Ambitionen noch ein bisschen weiter. In der Ballettkomödie von Bohuslav Martinů möchte der Mausevater in Absprache mit seiner Frau das liebreizende Töchterchen nur mit dem Mächtigsten in der Welt verheiraten. Aber wer ist das?

Für ein Mäusemädchen im heiratsfähigen Alter genügt es nicht intelligent zu sein und hübsch auszusehen, sondern sie muss es auch verstehen, sich fein herauszuputzen. Die Mutter stopft die Strümpfe, und der Vater raucht die Pfeife, beobachten das Töchterchen bei der Morgentoilette und beide beraten über seine Zukunft.

Das Mausefräulein weiß, was sich gehört, und macht dem anwesenden Theaterpublikum seine Referenz, um danach mit den jüngeren Geschwistern zu spielen.

Plötzlich ertönt hinter der Mauer, unter der die Mausefamilie wohnt und ihr Mauseloch hat, ein Zupfinstrument, und mit wohlgeübtem Griff wird der Tochter ein Ständchen gebracht. Der Musikant bedeutet dem Theaterpublikum, dass er auf keinen Fall der Verehrer der jungen Mausedame ist, sondern lediglich der Herold des Prinzen, der gleich kommen wird, um der Tochter der Familie den Hof zu machen.

Von weitem nähert sich eine Mäuseprozession. Die Eltern fühlen sich geehrt und streichen ihre Kleider glatt. Das Mäuschen kämmt und pudert sich vor dem Spiegel wie verrückt. Dem Mäuseumzug voran schreitet die Musikkapelle. Endlich kommt der Mäuseprinz mit seinem Gefolge. Alle sind lustig angezogen. Man stellt sich gegenseitig vor, und ganz formell hält der Prinz bei den Eltern um die Hand von Fräulein Mäuschen an. Dieses ist ganz aufgeregt, beäugt den Prinzen ausgiebig, kommt aus dem Mauseloch hervor, rennt wieder zurück und kann den Eingang nicht finden. Schließlich findet es ihn doch, um dann gleich wieder hervorzukommen.

Endlich fasst das Mäusemädchen sich ein Herz und entschließt sich, mit dem Prinzen einen Foxtrott zu tanzen. Aus unerklärlichen Gründen wird der Vater plötzlich böse und versetzt mit dem Stiel seiner Pfeife der Tochter einen Schlag auf den Rücken. Diese quiekt und läuft davon. Dem Prinzen wird erklärt, dass die Familie die Tochter nur dem mächtigsten Mann auf der Welt zur Frau geben wird. Alle ziehen ihre Taschentücher hervor und weinen, weil niemand diese unverhoffte Wende erwartet hat.

Es ist gutes Wetter. Ein paar schöne weiße Sonnenstrahlen kommen auf die Bühne getanzt. Familie Maus ist entzückt und verbeugt sich bis zur Erde, als in langem weißen Mantel der Sonnenkönig selbst zu Besuch kommt. Der Herrscher ist schon reichlich betagt und lacht immerzu. Er setzt sich auf einen Sessel, und die Sonnenstrahlen gruppieren sich um ihren König. Die Mäuse werden immer mutiger und treten ganz nah heran. Der Prinz und sein Gefolge sind unwichtig geworden, schauen aber auch interessiert zu. Der Sonnenkönig hält eine richtige Audienz ab und fragt einige sogar nach ihren Wünschen.

Der Mausevater drängt sich vor und prahlt mit seiner Tochter, intelligent und wunderschön sei sie und verdiene es, den mächtigsten Mann der Welt zum Gemahl zu bekommen. Der Sonnenkönig versteht die Anspielung und ist höchst verwundert über das sonderbare Angebot. Die Kleine tanzt zusammen mit den Sonnenstrahlen einen Walzer, der sich so ähnlich anhört, wie der Rosenkavalier-Walzer. Dafür darf sie neben dem Sonnenkönig auf dem Thron sitzen, der trotz seines Alters erwägt, das Heiratsangebot anzunehmen. Die Familie ist glücklich und freut sich darauf, jeden Tag Sonne zu haben.

Plötzlich kommt Verwirrung auf. Die Sonnenstrahlen erschrecken und laufen konfus umher. Dunkle Gestalten mit grauen und dunkelblauen Schleiern gruppieren sich im Hintergrund. Es sind Wolken, die nichts anderes im Sinne haben, als die dünnen Sonnenstrahlen zur Seite zu drängen. Der Protest des Sonnenkönigs nutzt gar nichts. Schließlich muss er sogar mit seinem Gefolge das Weite suchen. Es kommen immer mehr dunkle Wolken, und schließlich erscheint der Wolkenfürst selbst.

Die Mäuse haben Todesangst und klappern mit dem Gebiss zumal es auch noch anfängt, zu donnern. Der Mausevater sucht nach einem Weg der Verständigung und bietet nunmehr dem Wolkenfürsten seine Tochter zur Frau an. Dieser lacht sich halb tot, ist aber schließlich doch einverstanden.

Aber der mächtigste Mann der Welt ist der Wolkenfürst auch nicht. Ein Windstoß fegt die Wolken auseinander. Der Wind entwickelt sich zum tosenden Sturm. Der Orkan ist erst glücklich und zufrieden bis er alle Wolken verjagt hat. Aber zum Heiratsangebot kommt es diesmal erst gar nicht. Der Sturm hat sich nämlich in den Kopf gesetzt, auch die Mauer umzuwehen und schafft es nicht. Obwohl der mit der ganzen Gruppe gegen sie anrempelt, kümmert das die Mauer wenig. Der Wind macht noch einen letzten Versuch und bricht dann erschöpft zusammen.

Jetzt sieht der Mauseprinz seine Chance zu beweisen, dass er der Mächtigste auf Erden ist. Er befiehlt seiner Gruppe, die Mauer zu unterwühlen. Zuerst beginnt sie zu wackeln und dann fällt sie um. Der beflissene Vater war schon im Begriff gewesen, der Mauer seine Tochter zum Ehebund anzubieten, aber da hätte Fräulein Maus wohl auch nicht mehr mitgespielt

Der Prinz ist doch etwas Reales, sieht gut aus und tanzt mindestens so gut wie die Sonnenstrahlen und die Wolken. Erneut hält der Jüngling beim Mäusevater um die Hand der Tochter an, der nun eingesehen hat, dass die Mäuse die Mächtigsten auf der ganzen Welt sind. Alle sind glücklich - und Prinz und Mäusin fallen sich, nachdem alle Widrigkeiten überstanden sind, in die Arme. Die Musikkapelle des Prinzen spielt eine Polka und alle tanzen. Das Brautpaar kniet nieder und die Eltern geben den Segen für ein gemeinsames Leben.

Zum Schluss nehmen sich alle an die Hand, verneigen und bedanken sich artig beim Publikum für die geschenkte Aufmerksamkeit.

Beschreibung:

Der dreiunddreißigjährige Boheslav Martinů wohnte in Paris, als er sein entzückendes Ballett vom Mäuseprinzen schuf, der beweisen konnte, der mächtigste Mann der Welt zu sein und als Belohnung seine verehrte Mäusedame in ihr Lebensglück begleiten darf.

Zur turbulenten Handlung entstand eine Musik voller Eleganz und zündendem Witz. Das Blech kommt in den dramatischen Szenen voll zum Einsatz, während in den Walzerszenen die Streicher brillieren. Martinů fühlt sich Strawinski mehr verpflichtet als Debussy, und hin und wieder steht die Orchesterkunst von Richard Strauss zur Seite. Die eigene Handschrift des Komponisten ist jedoch unverkennbar.
Letzte Änderung am 25. März 2016
Beitrag von Engelbert Hellen

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