Johann Simon Mayr (1763-1845)

Sisara

Allgemeine Angaben zum Oratorium:

Titel: Sisara
Entstehungszeit: 1793
Uraufführung: 1793 in Venedig (Ospedale dei Mendicanti)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester

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[Details]
Sisara (Oratorium) (Guild, DDD, 2004)
Johann Simon (Giovanni Simone) Mayr (1763-1845)

Zum Oratorium:

Art: Oratorium nach dem Alten Testament (Buch der Richter, Kapitel 4, Vers 4-24)
Libretto: Giuseppe Maria Foppa
Sprache: latein
Ort: Palästina
Zeit: etwa 1200-1300 v.Chr.

Personen:

Sisara
Jahel
Debbora
Barac
Weitere: Freundinnen der Jahel: Dina, Elcana, Thamar, Abra

Handlung:

1. Teil: Die Kinder Israels sind wieder einmal unbotmäßig gewesen und werden dafür vom Herrn bestraft. In Trauer und Schrecken sieht man sie seufzen und flehen vor seinem Altar. Die Tränen fließen, und der Herr soll ihre Bitten erhören, dass es so nicht weitergehen kann. Des Unglücks Schreckensbild wirkt einem Sturme gleich, so wie verzehrendes Feuer auf ihrem Haupt.

Debbora, die in Israel das Sagen hat, fragt Jahel, wieso Furcht das Volk überfallen hat, warum es weint und warum das Herz pocht. Als ob Debbora nicht wüsste, dass die Feinde alles zerstören. Barac erkundigt sich ebenfalls, ob die Richterin nicht informiert ist, dass die Feinde alles würgen, was ihnen unter die Finger kommt.

Lebt nicht der Gott Abrahams im Himmel? – Sie sagt es, aber wo ist er? – Kann sein Arm nicht den Feind zerstören? - Gewiss, aber er unternimmt nichts. - Jahel sieht, wie Debboras Angesicht vor Eifer erglüht. Sie behauptet, dass des allmächtigen Gottes Stimme aus ihrem Munde ertöne und man sich freuen solle, weil der Ölzweig grünt und das Licht des Sieges glänzt. Friede und Freude wird zurückkehren. Zunächst soll das Volk die Waffen ergreifen und Tod und Verderben bringen. Über seine endgültige Niederlage wird der Feind sich wundern.

Barac erklärt, dass er zum Streite eilen wird und der gütige Gott ihn leiten soll. Durch seine Hände wird der Feind fallen und zwar noch heute. Jahel will auch mitmischen. Debbora ist anderer Meinung. Sie soll ins Tal gehen, zum Zelte ihres Mannes Chaber, weil dort große Dinge auf sie warten. Jahel möchte mehr wissen. Im Geiste hört Debbora durch die Fluren und durch die Wälder Siegesgeschrei ertönen. Die Berge und Täler werden vor Freude erschallen, denn Israel wird siegen und der Lohn ist der Frieden.

Es verwundert den Hörer, dass Sisara, der geschlagene Feldherr der Kanaaniter, ausgerechnet in Jahels Zelt auftaucht, da es jeder Logik widerspricht. Er wehklagt, dass sein Glück ihn verlassen hat, Jahel gesiegt habe und er überwunden sei. Jetzt kann sie lachen. Ihr Bezwinger, der Schrecken seiner Feinde, er, Sisara, sei verwundet und entkräftet. Er bebt und entrüstet sich. Ein grausames Schicksal hat der Gegnerin den Sieg zugesprochen und sie soll jetzt auf ihn einschlagen.

Gott soll ihr Herz leiten und zutage fördern, was ihre Seele insgeheim beschlossen hat. Jahel ahnt jetzt den Sinn von Debboras Rede.

Sisara ist Naturliebhaber. Welch schöne Gegend hier! Von jeder Seite weht ein sanfter Zephir. Der Chor der Vögel unter dem Schutz der Bäume singt das Lied des Vergnügens. Überall lacht Freude und Herzenswonne. Nur sein eigenes Herz wird von Kummer und Elend zerrissen. Die sanften Lüfte und die holden Bäche sollen dem Unbeglückten sagen, wann seine Schmerzen einmal enden.

Barac hat einen kleinen Spaziergang zu Jahels Zelt gemacht. Er soll schweigen und zuhören, der Mann, den er drüben im Rasen erblickt, ist tatsächlich Sisara. Erst kürzlich hat er diesen Namen von Debbora gehört. Was soll jetzt passieren? Gott wird es ihr sagen. Er soll sie jetzt allein lassen. Wenn das Auge Gottes über das Geschick des Volkes wacht, ist Barac beruhigt. Letzterer vertraut auf Jahels Stärke, weil sie die Hoffnung Israels ist und feststeht wie ein Felsen. Wenn ihrem Herzen Frieden lacht, soll sie keine Gefahren fürchten.

Sisara richtet die Frage an sich selbst, ob die Herzensqualen in seinem Innern immer noch wühlen. Die Völker werden sich über seine Schande noch totlachen. Er wittert Gefahren aller Arten. Es hindert ihn nicht an der Feststellung, dass Jahel gut aussieht.

Ihr gehen ganz andere Gedanken durch den Kopf. So wie die stolze Eiche beim Donner niemals zittert und bei grausamen Stürmen auf ihre Stärke setzt, so steht sie mit Mut und Vorsicht in der Seele fest wie ein Felsen.

Sisara hat Vorahnungen. Elend. Matt und entkräftet findet er weder Ruhe noch Frieden. Er sieht, wie die Sterne ihm blutig glänzen. Wer wird ihm sagen, was auf ihn zukommt. Besuch kommt ins Zelt; es sind Jahels Freundinnen, Dina und Elcana, die dem Niedergedrückten ihre Aufmerksamkeit zuwenden. Welche Reize verbreiten ringsum die holden Mädchen. Zunächst bieten sie zur Stärkung Naturkost an. Einen Becher Milch, der nur für ihn bestimmt ist. Er denkt an die nahe Zukunft. Wird dieses Blut auch ferner für ihn wallen, damit sein Leid bald endet. Thamar und Abra haben auch etwas zu essen dabei. Die süßen Früchte des Feldes, wahrscheinlich Süßkartoffeln, sind vortrefflich und er soll den Willen der Gebenden nicht verschmähen. Welche Wunder, welche Reize erblicken seine Augen. Die holden Mädchen sollen ihm sagen, wo er sich befindet. Wird sein Herz bald frei von Leid und Qualen sein? Wird sein Herz sich noch heute freuen? Es wird sich freuen! Der Allmächtige Gott soll ihm endlich sagen, wo er ist. Liegt er etwa im Schlaf begraben? Welch Vergnügen fühlt er und welche Herzensfreude. Welch sanfte Ruh erfasst ihn und welches Vergnügen erquickt seine Seele. Ja, sein Herz schlägt wieder froh im Leib und die Triebe der Zärtlichkeit beleben seine Seele. O freudenvoller Tag!

Jahel, die Frau des Kanaaniters, meldet sich zu Wort. Der Held aller Helden ist bei ihr zu Gast. Wie glücklich sie sich schätzt. Die liebsten Mädchen sollen ihm alles Gute antun, was ländliche Anmut und Reinheit des Herzens zu bieten hat. Offene Freundschaft herrscht in ihrem Kreis, die Wahrheit begleitet sie, und das Zelt kennt keine Tücke.

Ein Rest von Misstrauen plagt den Ahnungslosen immer noch. Unklug ist es, einem Weib zu trauen, welches wie eine Sirene singend Menschen würgt. Arge Zweifel bedrücken ihn. - Die Unschuld würgt nicht. Hier hat er nichts zu befürchten. Trost und Freude lacht, alles ist für den Helden bereitet.
2. Teil: Abra soll Sisara die Wahrheit sagen. Fühlt Jahel in ihrem Herzen, was sie ihm versichert? Abra zweifelt nicht daran, dass sie ihn liebt. Er erbebt vor unbekannter Ahnung. - Böser Argwohn soll weit von ihm entfernt sein. Mit seinen Zweifeln beleidigt er ihre zärtliche Liebe. - Sisara traut dem süßen Frieden nicht. Pflicht und Ehre ruft ihn auf das Schlachtfeld. Jahel soll ihn ziehen lassen. Der Beste soll sich erst einmal ein bisschen erholen. Er glaubt gar nicht, welche Flamme ihre Seele verzehrt. „Du und Ich“ verheißt sie. Der Liebling soll doch nicht weinen. - Die Vernunft verlässt ihn. Hilf Himmel! Er liebt, er brennt, er rast. Der Liebste soll bleiben, ihr zur Freude. - Jetzt will er gehen. Er kann aber später wiederkommen. Er hat das Gefühl, sie will ihn töten. - Sind ihre Tränen vergebens? Glaubt er dem liebenden Herzen nicht? Sein Leben ist ihr heilig! Nein, weit weg von ihr verspürt er Sicherheit.

Barak und Debbora haben eine Unterredung. Er bezweifelt Jahels Kompetenz, aber die Seherin ist zuversichtlich. Man wartet auf die erlösende Nachricht.

Jahel bittet den Himmel, dass er ihre Waffen segnen möge. Von Liebe verblendet wird Sisara bald zurück sein. Möge der Schlaf seine Augen auf ewig verschließen, damit die Ehre des Himmels wieder hergestellt sei.

Am Abend hat Sisara zum Zelt zurückgefunden. Von bösen Ahnungen geplagt, begibt er sich zur Ruhe. Müde vom langen Streite möge die Nacht ihm Ruhe geben. Der Schlaf soll kommen, falls einem Elenden Schlaf gegönnt ist. Albträume plagen ihn. Wehe, Trompeten erschallen und die Pferde wiehern. Die Wut der Waffen greift um sich. Sisaras Blut wird von seinen Feinden begehrt. Sie schleudern den Tod. Welche Nacht wird ihn verbergen? Er zittert, er bebt, er fällt!

Seine Unruhe äußerst sich im Schlaf. Erschreckt wacht er auf. Wer nähert sich dem Lager? Jahel ist es, seine Freundin, seine Liebste, sie ist bei ihm. Ihr liebes Antlitz bringt ihm seine süße Herzensruhe wieder. Als Jahel sich nähert, befällt ihn erneut panische Vorahnung. Eine Schlange nähert sich seinem Lager. Zischend will sie ihn verwunden. Fliehen soll er, fliehen. Was soll Jahel von ihm denken. Ein solcher Held erzittert ohne eine erkennbare Ursache. Sein Zagen bedeckt ihn mit Schande. Er soll schweigen und schlafen, damit seine Unruhe sich in sanften Träumen ganz verliert. Der Liebste soll nichts fürchten, sie bleibt an seiner Seite.

Der Schlaf soll kommen. Die Augen soll er schließen und die Furcht aus seinem Herzen verschwinden. Nun gewiegt in sanften Schlummer fühlt er keine bangen Leiden.

Der Gottlose soll schlafen und seine Augen für immer verschließen. Der Nagel und der Hammer sollen das Werk vollenden. Sie holt den Pflock hervor und setzt ihn an seine Schläfe. Tödliche Streiche schicken den Feind aus dieser Welt.

Beschreibung:

Auszugsweise sei der Bibeltext zitiert, weil die Gegenüberstellung zum Libretto Abweichungen aufweist und die Bluttat hier sachlich und ausführlich erzählt wird:

„17 Sisera war zu Fuß zum Zelt der Jaël, der Frau des Keniters Heber, geflohen; denn zwischen Jabin dem König von Hazor und der Familie des Keniters Heber herrschte Frieden. 18 Jaël ging Sisera entgegen und sagte zu ihm: Kehr ein, Herr, kehr ein bei mir, hab keine Angst! Da begab er sich zu ihr ins Zelt, und sie deckte ihn mit einem Teppich zu. 19 Er sagte, gib mir doch etwas Wasser zu trinken, ich habe Durst. Sie öffnete einen Schlauch mit Milch und gab ihm zu trinken; dann deckte sie ihn wieder zu. 20 Er sagte zu ihr: Stell dich an den Zelteingang, und wenn einer kommt und dich fragt: Ist jemand hier, dann antworte: Nein. 21 Doch Jaël, die Frau Hebers, holte einen Zeltpflock, nahm einen Hammer in die Hand und ging leise zu Sisera hin und schlug ihm den Zeltpflock durch die Schläfe, so dass er noch in den Boden drang. So fand Sisera, der vor Erschöpfung eingeschlafen war, den Tod. 22 Da erschien gerade Barak, der Sisera verfolgte. Jaël ging ihm entgegen und sagte: Komm ich zeige dir den Mann, den du suchst. Er ging mit ihr hinein; da sah er Sisera tot am Boden liegen, mit dem Pflock in seiner Schläfe.“
Letzte Änderung am 15. Juli 2008
Beitrag von Engelbert Hellen

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