Lebenslauf von Sophie Menter

Bild von Sophie Menter Sophie Menter war Ende des 19. Jahrhunderts eine der großen Virtuosinnen, die sich besonders als Liszt-Interpretin einen Namen machte. Die Pianisten Laura Rappoldi-Kahrer schrieb in ihren Memoiren Folgendes: „Sie war ein wahrhaftes Klaviergenie, nach der Clara Schumann unbedingt die Bedeutendste, Größte, Vollkommenste und Eigenartigste aller Klavierspielerinnen! … Liszt selbst nannte Sophie Menter einst seine ‚Lieblingsklaviertochter‘, und in der Tat, sie mußte auch die Tochter eines wahrhaften Zauberers sein! So und nicht anders spielte Sophie Menter“ (Rappoldi-Kahrer, Memoiren, S. 28).

Am 17. Juli 1846 wurde Sophie Menter in München geboren. Ihr Vater Josef Menter war Cellist und ihre Mutter Wilhelmine, geb. Diepold, war Sängerin. Sophie Menter hatte noch acht Geschwister. Ihren ersten Klavierunterricht erhielt sie von zwei ihrer älteren Schwestern. Ab ihrem siebten Lebensjahr bekam sie Klavierunterricht bei Sigmund Lebert (1821-1884). Nach zwei Jahren wurde sie Schülerin am Konservatorium in München. Ihre Lehrer waren Emil Leonhard (Klavier) und Gabriel Rheinberger (Musiktheorie). Später hatte sie Unterricht bei Friedrich Niest.

1861 gab Sophie Menter unter dem Dirigenten Franz Lachner ihr Debüt. Sie spielte das Konzertstück f-Moll, op.79 von Carl Maria von Weber. Danach ging sie auf Konzertreise, zunächst in einige deutsche Städte und in die Schweiz. Bei ihrem Debüt im Leipziger Gewandhaus am 10. Januar 1867 spielte sie die „Zweite Franziskus-Legende“ von Franz Liszt. 1867 wurde sie Hofpianistin in Löwenberg/Schlesien und studierte zur selben Zeit bei Carl Tausig in Berlin. In Löwenberg lernte sie auch den Cellisten David Popper kennen, den sie 1872 heiratete. Das Paar unternahm oft gemeinsame Konzertreisen.

Aber Sophie Menter konzertierte auch alleine, so am 31. Januar 1869 mit Franz Liszts Klavierkonzert Es-Dur in Wien bei der Gesellschaft der Musikfreunde, wo sie fünf Mal auf die Bühne geholt wurde. Hier lernte sie auch Franz Liszt kennen, mit dem sie bis zu dessen Tod freundschaftlich verbunden blieb. Auch Peter Tschaikowski zählte zu ihrem engsten Freundeskreis. Er besuchte sie einige Male auf Schloss Itter/Tirol und widmete ihr seine Konzertfantasie op. 56.

Ihre Konzertreisen führten Sophie Menter u.a. auch durch Russland, wo sie mit dem Geiger Leopold Auer und dem Cellisten Carl Davidoff als Trio konzertierte. 1884-87 war sie Professorin am Konservatorium in St. Petersburg, als Nachfolgerin des Pianisten Louis Brassin. Nachdem Anton Rubinstein Anstellung als Direktor des Konservatoriums, wurde Sopie Menter wegen Differenzen mit Rubinstein entlassen. Sie lebte nach ihrer Scheidung 1886 auf ihrem Schloss Itter/Tirol. Konzertreisen führten sie von 1888-94 auch nach London, wo sie u.a. das Klavierkonzert A-Dur von Franz Liszt, das Klavierkonzert G-Dur von Anton Rubinstein, das Klavierkonzert a-Moll von Robert Schumann und das Klavierkonzert Es-Dur von Ludwig van Beethoven spielte. Mit ihrem Schüler Vasily Sapellnikoff spielte sie Franz Liszts „Concert Pathétique“ für zwei Klaviere und ein eigenes Klavierkonzert „Ungarische Zigeunerweisen“, das Peter Tschaikowski instrumentierte.

1901 zog sie nach Berlin, um sich hauptsächlich dem Unterrichten zu widmen. Zu ihren SchülerInnen zählten u.a. Alice Ripper, Evelyn Faltis, August Schmid-Lindner, Hans Bullerian, Fay Foster, Jean Micault und Vasily Sapellnikoff . 1911 zog Sophie Menter in ihr Landhaus in Stockdorf bei München, wo sie am 23. Februar 1918 starb. Sie wurde auf dem Südfriedhof in München beerdigt. Sophie Menter war Ehrenpräsidentin des Konservatorium Prag, Ehrenmitglied der Philharmonic Society London, die Universität Utrecht machte sie zur Ehrenstudentin und in Wien bekam sie den Titel einer k.k. österreichischen Kammervirtuosin.



Beitrag von Isolde Weiermüller-Backes
Letzte Änderung am 6. Mai 2010