Lebenslauf von Claudio Monteverdi

Bild von Claudio Monteverdi Das genaue Geburtsdatum von Claudio Monteverdi ist unbekannt. Aus einem Taufbuch geht hervor, dass er am 15. Mai 1567 in der Kirche SS. Nazzarro e Celso in Cremona getauft wurde, woraus man schliessen kann, dass er wenige Tage zuvor das Licht der Welt erblickte. Schon früh konnte sich seine musikalische Begabung entwickeln. Sein Lehrer Marc Antonio Ingeneri, der als Domkapellmeister in Cremona wirkte, machte ihn mit den Traditionen der niederländischen Musikkultur vertraut und bereits als 15-Jähriger veröffentlichte Monteverdi 26 Motetten auf Texte aus den Heiligen- und Märtyrergeschichten. Diese "Sacrae Cantiunculae" (1582) sind seine erste Publikation geistlicher Musik. Schon damals zeigte es sich, dass "das Modell der niederländischen Motette, mit ihrer endlos-unstrukturierten Melodielinie, für Monteverdi eher eine Sackgasse war; die kompositorische Aneignung eines Stils war für ihn zugleich der Anlass, sich von ihm zu lösen." [1]

Bereits zwei Jahre später erschien eine Sammlung weltlicher Canzonette, worin der noch junge Komponist an Traditionen anknüpfend eigenständige, seiner eigenen Meinung nach aber "noch fade und unreife [2]" Früchte seiner Kunst vorlegte.

Mit dem 1587 veröffentlichten Primo Libro de Madrigali wies er sich in Hinwendung zur damals aktuellen weltlichen Vokalgattung definitiv als der moderne Tondichter aus, als welcher er Epoche machte. Als sich textlich und musikalisch von kirchlichen Zwängen befreiende Unterhaltungskunst war das Madrigal eine der Lieblingsgattungen der Zeit nach 1530, und ein Experimentierfeld kompositionstechnischer Entwicklungen. 1590 erschien sein zweites Madrigalbuch und im gleichen Jahr wurde Monteverdi an den Hof des Herzogs Vincenzo I. Gonzaga von Mantua engagiert. Zunächst arbeitete er als "Suonatore di viuola", als Spezialist für Viuola [3]. Ab 1594 war er mit Leitungsfunktionen betraut. 1599 heiratete er die Hofsängerin Claudia Cattaneo. Nach vielen vergeblichen Versuchen, seine Stellung zu verbessern - auch nach Mailand und Ferrara hatte er diesbezüglich Kontakte zu knüpfen versucht - konnte er etwa Ende 1601 das Amt des "Maestro della Musica" in Mantua übernehmen, und erhielt das Bürgerrecht. Zu seinen Aufgaben gehörte es, den Hof und seine Gäste mit musikalischen Werken zu unterhalten und damit zum Ansehen der herzoglichen Familie beizutragen. Für Feste und Hochzeiten komponierte er zahlreiche Madrigale, leitete musikalische Darbietungen und musste den Herzog auf Reisen begleiten, damit dieser auch unterwegs die Musik nicht entbehren musste (wobei Monteverdi seine Reisekosten selbst zu berappen hatte). Auf der Höhe seines Ruhmes als Madrigalist wandte er sich einem neuen Genre zu - der Oper, was sicher durch die Begeisterung der herzoglichen Famile für das Musiktheater mit initiiert wurde. Nachdem er Erfahrungen aus der Gemeinschaftskomposition mit Guarini an "Il pastor fido" gewonnen hatte, und mit Intermedien und Ballettmusiken sein Können erprobt hatte, begann er 1606 mit der Arbeit an "L'Orfeo". Die Oper wurde am 24. Februar 1607 im herzoglichen Palast sehr erfolgreich uraufgeführt. Im selben Jahr starb seine Frau, was einen grossen Einbruch in sein persönliches Leben bedeutete. Monteverdi blieb danach Witwer. Ein Jahr nach seiner unerklärlich plötzlichen Entlassung in Mantua wurde er 1613 in Venedig als Domkapellmeister verpflichtet. Dieses Amt bedeutete endlich die Anerkennung, nach der er sich schon lange gesehnt hatte. Auch finanziell konnte er aufatmen. In seinem Brief an Alessandro Striggio vom 13. März 1620 schreibt er: "Ausserdem ist der Dienst sehr angenehm, weil der ganze Chor unter Vertrag steht, [...] ja es liegt in seinen [des maestro di capella] Händen, einen Sänger zu rügen oder in Schutz zu nehmen [...]. Ferner ist ihm sein Gehalt bis zu seinem Tode sicher: weder der Tod eines Prokurators noch der des Dogen hat darauf Einfluss [ganz im Gegensatz zu Mantua, wo Lohnzahlungen oft monatelang auf sich warten liessen oder einfach ganz ausblieben]. Und wenn er immer treu und ehrfürchtig dient, dann kann er mehr erwarten, nicht das Gegenteil. Was seinen Monatslohn angeht, so wird ihm dieser, wenn er nicht zur rechten Zeit kommt, um ihn abzuholen, nach Hause gebracht." [4]

Dem Hause Gonzaga blieb er trotz allem (auf freiwilliger Basis) verbunden. So konnte er neben einer reichen Produktion an geistlicher Musik für Venedig auch für Mantua und Padua eine Vielfalt an weltlichen Werken schaffen. Dass er 1632 in San Marco zum Priester geweiht wurde, überrascht weniger als die Tatsache, dass man diesen Schritt von ihm nicht schon zum Zeitpunkt seines Dienstantrittes verlangte. Die Begräbnisfeierlichkeiten nach seinem Tod 1643, im Beisein von Regierenden, Fürsten und einer grossen Volksmenge, gaben Zeugnis von der grossen Wertschätzung, die man ihm in Venedig entgegengebracht hatte.



Beitrag von Marguerite Meier

[1] Konold, Monteverdi, 23.
[2] In seiner Vorrrede zu den "Madrigali spirituali", zitiert in: Konold, Monteverdi, 23.
[3] Worunter eine Familie von Streichinstrumenten zu verstehen ist.
[4] Stevens, C. Monteverdi, Briefe, 215.
Letzte Änderung am 1. Mai 2004