Lebenslauf von Jan Paul Nagel

Bild von Jan Paul Nagel Kurzbiographie

Geboren am 8. Mai 1934 in Lohsa. Mit vierzehn Jahren Kantor an der Kirche zu Lohsa, gleichzeitig Schüler an der Kirchenmusikschule Görlitz; Klavierunterricht bei Martha Bartling .

Nach dem Abitur an der Sorbischen Oberschule in Bautzen Studium an der Deutschen Hochschule für Musik in Berlin (Klavier bei Rudolf Dunckel, Chordirigieren bei Gerhard Räker, Orchesterdirigieren bei Willi Niepold und Komposition bei Rudolf Wagner-Régeny). Danach zwei Jahre Chordirektor beim Staatlichen Ensemble für sorbische Volkskultur (Sorbisches Nationalensemble) in Bautzen und Meisterschüler bei Rudolf Wagner-Régeny an der Deutschen Akademie der Künste Berlin. Danach freischaffender Komponist. Nach langer, schwerer Krankheit verstarb er am 21. Mai 1997.

Musikalisches Schaffen

Unter dem Einfluss seines Lehrers und der Komponisten Hanns Eisler und Hans Werner Henze, die in den letzten fünfziger Jahren zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Berliner Musiklebens gehörten, setzte sich Nagel intensiv mit der Zwölftontechnik auseinander. Die wichtigsten Ergebnisse dieser Schaffensperiode sind die "Drei Gesänge für Bariton und Orchester" auf Gedichte von Johannes Bobrowski sowie die "Passacaglia für großes Orchester". Mit dem ersten Streichquartett, welches diese Periode abschließt, nähert er sich wieder der erweiterten Tonalität, aufgelockert durch neue Klangeffekte, die aber stets so eingesetzt sind, dass es einer dramaturgischen Logik entspricht. Es folgten die beiden ersten Sinfonien, das Violinkonzert und erfolgreiche Kammermusikwerke, wie die Sonate für Violine und Klavier, verschiedene Werke für Violoncello und Klavier, die Sonaten für Flöte und Violoncello.

In vielen Werken Jan Paul Nagels ist der Einfluss der sorbischen Folklore deutlich spürbar. Hierzu gehören insbesondere die "Zehn sorbischen Tänze für Streichquartett" und viele populäre Lieder, die z.T. schon als Volkslieder gelten. In einem Programmheft des Brünner Musikfestivals 1987 ist über den Komponisten zu lesen: "Nagel ist einer der Komponisten, die auf den Anteil der Lausitzer sorbischen Musiker beim Herausbilden eines besonderen Profils des heutigen musikalischen Europas aufmerksam machen."

Nach 1989 betätigte Jan Paul Nagel sich zunächst aktiv an der Erneuerung der sorbischen Volksorganisation, der Domowina, als deren gewählter Präsident er 14 Monate wirkte. Sein musikalisches Schaffen erfuhr von 1991 bis 1997 einen großen Aufschwung. Es entstanden verschiedene neue Werke, insbesondere für Orgel und kammermusikalische Besetzungen. Von 1995 bis 1997 arbeitete er an seinem letzten großen Werk, der "Sinfonia V" für Orgel und Schlagwerk. Die geplante Orchestrierung konnte er nicht mehr fertigstellen. Auch "Sinfonia IV" blieb unvollendet, ebenso wie viele Pläne und Entwürfe.



Quelle: ENA-Musikverlag
Letzte Änderung am 1. Mai 2004