Lebenslauf von Giuseppe Persiani

Bild von Giuseppe Persiani Als dritter Sohn von Tommaso, einem Violinisten aus Tolentino (Macerata) und Angela Morresi aus Recanati (Ancona) wurde Giuseppe Persiani in Recanati am 11.9.1799 geboren. Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen, war aber nicht arm, denn als Tommaso 1814 starb, war er Besitzer von zwei Häusern in seiner Stadt.

Giuseppes erstes musikalisches Training wurde von seinem Vater ausgerichtet. Fortgesetzt wurde die Ausbildung von Domenico Caporalini, Organist an der lokalen Kathedrale. Im Jahre 1819 verließ Giuseppe seine Heimatstadt, zog zunächst nach Tolentiono und dann nach Rom, wo er als Violinist am Teatro Valle angestellt wurde. Im Jahre 1820 war er zu dem renommierten Collegio S. Sebastiano von Neapel zugelassen. Sein Studium bezahlte er mit dem Einkommen, welches er am San Carlo Theater verdiente, wo er einen kleinen Job hatte. Seine Studienkollegen waren Federico Ricci, Giuseppe Saverio Mercadante und Vincenzo Bellini, die kurze Zeit später ihr Studium abschlossen.

Wegen seiner Ernennung zum Musiklehrer in Cerignola (Foggia) Ende des Jahres 1823 verließ er Neapel, und ein Jahr später ging er nach Rom, wo er sich als Komponist eines Oratoriums profilierte. Sein Debüt als Opernkomponist gab er am Teatro della Pergola in Florenz, welches bei ihm eine komische Oper Piglia il Mondo Come Viene in Auftrag gegeben hatte, basierend auf einem Libretto von Angelo Anelli. Die Oper war erfolgreich und startete am 24. Januar 1826. Entschlossen, aus diesem vorteilhaften Moment Vorteil zu ziehen, schonte Persiani sich nicht und komponierte fünf Opern in kurzer Folge. Mit wechselndem Erfolg wurden die Werke in bedeutenden italienischen Theatern uraufgeführt. Die beiden folgenden Florentiner Opern waren sehr geschätzt: L'Iminico generoso im Oktober 1826 und für das ernste Genre Danao, Re d'Argo im Juni 1827.

Die Oper, welche Persiani in Italien die meiste Reputation einbrachte, war Il Solitario (Der Einzelgänger) auf ein Libretto von Calisto Bassi. Die Oper wurde im April 1829 am Teatro alla Scala di Milano aufgeführt. Der Erfolg wurde hauptsächlich erreicht durch die exzellente Aufführung unter Mitwirkung des Tenors Giambattista Rubini.

Am 5. August 1829 heiratete der Komponist die Sängerin Francesca Felicita Tacchinardi, gerade 22 Jahre alt. Bekannt als Fanny, war sie die Tochter des gefeierten Tenors Nicolà aus Livorno, der in zwei wenig erfolgreichen Opern von Persiani aufgetreten war (in Attila in Aquileia, Parma 1827 und Gastone di Foix, Vendedig 1827). Ein Jahr später folgte die Geburt ihres einzigen Kindes Alessandro. Nach ihrem Debut am Teatro degli Avvalorati von Livorno im Juli 1832 in der Titelrolle von Francesca da Rimini von Giuseppe Fournier wurde Fanny eine der am meisten gefeierten Soprane des frühen 19. Jahrhunderts. Gaetano Donizetti trug ihr die Titelrollen in Rosmonda d'Inghilterra, Lucia di Lammermoor und Pia de Tolomei an und komponierte eigens für sie die Arie "Oh luce di quest'anima" für die französische Premiere der Linda di Chamounix. Im Laufe ihrer internationalen Karriere weitete Fanny Tacchinardi-Persiani ihr Repertoir auf nahezu 50 Partien aus. Elf Opern waren Fanny gewidmet, die Komponisten waren neben Donizetti der eigene Ehemann und die Ricci-Brüder.

Im Jahre 1835 wurde Persiani für die Karneval-Saison des San Carlo mit einer neuen Oper beauftragt – Ines de Castro. Im September produzierte das gleiche Theater Donizettis Lucia di Lammermoor, der Oper mit welcher der Name Fanny Tacchinardi-Persiani auf ewig verbunden sein wird. Mit Ruhm reichlich bedacht, lebten die Persianis bis 1837 in Italien. Dann - zu Ende des Jahres - gingen sie nach Paris, um dort am Teatro Italiano Triumphe zu feiern. In Italien wurden sie nicht mehr aktiv, sondern verbrachten ihr Leben zwischen Paris und London. Im Dezember 1843 wurde eine neue tragik-komische Oper von Persiano Il Fantasma (Das Gespenst) mit gutem Erfolg im Teatro Italiano von Paris uraufgeführt, während sein letztes Werk L'Orfana Savoiarda (Das Savoyardische Waisenkind), produziert am Teatro del Circo del Madrid, ein totales Fiasko war.

Persiani nahm den aufsteigenden Stern von Giuseppe Verdi zur Kenntnis und beschloss mit 47 Jahren, seiner Karriere mit elf aufgeführten Opern und einem Oratorium ein Ende zu setzen. Er versuchte sich als Impresario und plante im Sommer 1846 ein Teatro Italiano in London. Umbenannt in "Royal Italian Opera" eröffnete das Theater mit Semiramis von Gioacchino Rossini unter glanzvoller Besetzung. Persianis Unternehmen endete schließlich in einem totalen finanziellen Desaster.

Eine neue Dekade brach an. Fanny und Giuseppe waren in wichtigen europäischen Theatern aktiv. In Neuilly sur Seine setzten sie sich zur Ruhe, wo beide innerhalb einer kurzen Zeit starben, Fanny im Mai 1867 und Giuseppe im August 1869. Die beiden Schwestern des Komponisten blieben unverheiratet. Sie verharrten zeitlebens im Schatten ihres Bruders und ihrer gefeierten Schwägerin. Der einzige Sohn der Persianis, Alessandro, starb kinderlos im Jahre 1894. Alle liegen in einer Familiengruft auf dem historischen Friedhof von Neuilly begraben.

Als wohlbekannter Komponist, als Ehemann einer gefeierten Primadonna und als talentierter Impresario schrieb Giuseppe Persiani eine bedeutungsvolle Seite in der Geschichte des italienischen Musiktheaters, um dann in eine unverdiente Vergessenheit zu versinken.



Beitrag von Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 26. Juli 2005