Amilcare Ponchielli (1834-1886)

Marion Delorme

Allgemeine Angaben zur Oper:

Titel: Marion Delorme
Entstehungszeit: 1885, rev. 1885
Uraufführung: 17. März 1885 in Mailand (Teatro alla Scala)
9. August 1885 in Brescia (Teatro Grande)
Besetzung: Soli, Chor und Orchester
Erstdruck: Mailand: Ricordi, 1886 ?
Opus: op. 11

Zur Oper:

Art: Oper in vier Akten
Libretto: Enrico Golisciani nach dem Drama von Victor Hugo
Sprache: italienisch
Ort: Frankreich
Zeit: zur Zeit Ludwigs XIII.

Personen:

Marion Delorme: eine Kurtisane (Sopran)
Didier: ein Offizier (Tenor)
Il Marchese di Saverny: der Marquis von Saverny (Bariton)
Il Signor di Laffémas: Faktotum Kardinal Richelieus (Bass)
Brichanteau: ein Offizier
Lélio: ein Schauspieler
Weitere: ein Gefängniswärter (Bass)
Offiziere, Soldaten, Wachen, Schauspieler, Volk

Handlung:

1. Akt: Der Marquis von Saverny hat seine angebetete Marion in der Provinz ausfindig gemacht, wohin sie aus dem lebhaften Paris in die Stille einer kleinen Wohnung geflohen ist. Er versucht sie zu überreden, zurückzukehren, und hat ihr einen Band Verse mitgebracht, die einer ihrer Freunde ihr geschrieben hat, um ihr damit die Zuneigung der Gesellschaft auszudrücken, in der sie verkehrte. „Liebesgirlanden“ ist der Titel. Doch steht ihr nach frivoler Literatur im Moment nicht der Sinn, denn Marion hat beschlossen, den Ernst des Lebens zu ergründen und den Pariser Salons den Rücken zu kehren. Dem Marquis entlockt dieser Vorsatz ein vieldeutiges ungläubiges Lächeln und er macht daraus kein Hehl, dass er es ist, der ihr Herz an sie vergeben hat.

Doch Marion nimmt ihn nicht ernst und verabschiedet ihn kühl und ohne Kuss, denn sein Mienenspiel hat sie befremdet. Sie erwartet ohnehin den Besuch von Didier, einem jungen Mann, der eine unglückliche Vergangenheit hinter sich gebracht hat, und der sich Zuwendung und Liebe von ihr verspricht.

„Zur Welt kam ich, um Waise und unglücklich zu sein. Ich Elender verfluchte das Leben, das Schicksal und die Menschen bis zu dem Tage, als mir ein Engel begegnete. Ich habe Dich geliebt und mir war, als käme ich erneut zur Welt“ drückt Didier seine Empfindungen aus.

Allerdings weiß er von Marions Vorleben nichts und hat strenge moralische Vorstellungen, die in Marions bisheriges Lebensbild überhaupt nicht passen. Der Name „Marion Delorme“ ist ihm ein Begriff und er äußert sich extrem abfällig über sie. Als „Marie“ hat sie sich ihm vorgestellt und er glaubte, sich in die Unschuld vom Lande verliebt zu haben. Er blättert in den Versen und sieht, dass sie Marion Delorme gewidmet sind und wird wütend, weil er sich unbehaglich fühlt. Denn es ist nicht seine Art, sich derart offen auszudrücken. Er durchschaut nicht, dass Marie und Marion die gleiche Person sind. Mit der Ersten stellt er sich sogar eine gemeinsame Zukunft vor.

Über die Veranda hören die beiden zu vorgerückter Stunde Geräusche von der Straße herkommen, die auf einen Überfall schließen lassen. Marion erkennt die Stimme Savernys, lässt sich aber nichts anmerken. Didier eilt flugs zur Hilfe und schlägt die Angreifer in die Flucht. Er bittet den Verletzen ins Haus, um seine Verletzungen notdürftig zu behandeln. Sobald Marion auf der Bildfläche erscheint, kann sie ihm schnell noch zuflüstern, dass Saverny sie bitte nicht verraten soll. Didier hat die Vertraulichkeit bemerkt, mit der beide sich begegnen. Er schlägt dem Fremden misstrauisch vor, nun gemeinsam aufzubrechen. Marion bleibt mir einem unguten Gefühl zurück.
2. Akt: Kardinal Richelieu hat beim König durchgesetzt, dass in Zukunft Duelle mit der Waffe mit dem Tod zu bestrafen sind. Auf dem Marktplatz in Blois hat sich eine Gruppe von Offizieren versammelt, um sich zu betrinken und das Edikt zu kommentieren.

Lélio ist der Anführer einer Schauspieltruppe, die gerade aus Paris zurück ist und diese Neuigkeit verbreitet. Aber man könne unbesorgt sein, das Gesetz würde nur belächelt und keiner schenke ihm Beachtung. Lélio führt zwei Beispiele an, wie leichtfertig man heutzutage zur Waffe greift. Paris sei ein Irrenhaus!

Saverny gibt zum Besten, dass Marion Delorme Paris verlassen habe und in aller Heimlichkeit hier angekommen sei. Sie suche die Stille, gibt sie vor, aber ein Schätzchen hat sie sich mitgebracht. Sie turteln und geben sich Küsschen und seufzen dazu. Es klingt wie eine Groteske und ist dennoch eine Geschichte unserer Zeit! Kommt, lasst uns die Gläser erheben und auf das Wohl des Liebespaares trinken!

Laffémas, dem Faktotum Kardinal Richelieus, gelingt es nicht, Marion Delorme für sich zu erwärmen.

„Was nützt mir die Macht?
Da ist ein Weib, so zart wie schön.
Sie verschmäht mich, jagt mich fort.
Und ich soll solch eine Schmach dulden?
Weiß denn diese Marion nicht,
dass Richelieu in Frankreich allmächtig ist?
Dass ich dieses Sterns rechte Hand bin?
Sein ist die Gerechtigkeit und zuweilen auch die Rache.
Der eiserne Arm aber, der vollstreckt, ist meiner.
Dich allein, prachtvolles und ungezähmtes Weib,
habe ich meinem mächtigen Willen
nicht beugen können.
Dieser Gedanke lässt mich vor Wut und Scham erröten.
Ich begehre dich und mir wirst du gehören.“

Die Nacht ist angebrochen. Didier kommt grübelnd aus der Herberge. Das Verhalten Savernys Marion gegenüber irritiert ihn immer noch und als er denselben arrogant und hochtrabend in Begleitung seiner Freunde aus dem Ausschank treten sieht, fordert er ihn - nervlich überreizt - zum Duell. Hat er die Diskussion, dass es neuerdings bei Todesstrafe verboten ist, sich zu duellieren, keine Bedeutung beigemessen?

Saverny erkennt ihn nicht sogleich wieder und nimmt die Herausforderung im Bewusstsein seiner Überlegenheit an. Während die beiden Männer ihren Waffengang austragen, kommt Marion aus der Herberge.

Sie erkennt die beiden Streithähne und stößt vor Schreck einen spitzen Schrei aus. Die Leute Laffémas' werden aufmerksam. Sein Freund Brichanteau lässt Saverny noch schnell den Rat zukommen, er solle sich zu Boden fallen lassen, als ob ein tödlicher Hieb ihn getroffen hätte. Während die Ordnungshüter sich ausgiebig mit Didier beschäftigen, gelingt es Saverny im Getümmel zu entweichen.

An ihrer verzweifelten Haltung erkennt Laffémas, dass Marion daran gelegen ist, Didier frei zu sehen. Er signalisiert ihr, dass seine Situation verhandelbar sei, doch Marion erkennt ihre prekäre Situation nicht und erteilt seinem Wunsch nach Zweisamkeit hochmütig eine Abfuhr. Die Chance, Didier zu retten, ist vertan.
3. Akt: Im Schloss von Nangís gastiert eine Schauspieltruppe. Saverny und Brichanteau wollen der Aufführung beiwohnen. Saverny, der sicherheitshalber einstweilen weiterhin als tot gelten will, hat sich einen falschen Bart zugelegt und trägt eine Uniform des Regiments von Anjou. Laffémas spioniert, weil er herausfinden möchte, wie das Duell ausgegangen ist. Von Kardinal Richelieu bekommt er die Information, dass Didier mit Marions Hilfe aus dem Gefängnis entflohen sei, und er beauftragt ihn, die beiden zu finden.

Lélio spricht von einem neuen Lied, das er noch in die Komödie einfügen möchte. Dabei richtet sich seine Aufmerksamkeit auf ein Liebespaar, welches vor kurzem zu der Gruppe gestoßen ist. Es sind Marion und Didier, die hoffen, in Verkleidung ihren Verfolgern zu entwischen. Lélio nimmt Marion beiseite, um mit ihr ihre Rolle zu proben. Saverny erscheint und rät Didier zu Flucht, da man durch Marions Anwesenheit seiner auch schnell habhaft werde. Als der junge Mann über die Identität seiner Geliebten einiges erfährt, stürzt er in tiefe Verzweiflung.

Das Mitleid, welches Saverny mit Didier empfindet, weicht allmählich offenherziger Sympathie. Er glaubt, dass sein Schicksal mit dem des Unglücksraben verquickt ist und möchte an seiner Seite bleiben und auf ihn aufpassen. Laffémas hat das Schloss umzingeln lassen und verfolgt einen bestimmten Plan. Er lässt die Truppe der Schauspieler aufmarschieren und erklärt ihnen, dass Richelieu eine Komödie geschrieben habe, die auch bei Hofe aufgeführt werden soll. Jeder solle sich heute Abend mächtig ins Zeug legen, um sein Talent zu beweisen, damit er erkennen kann, ob er mit einem Kontrakt die Gruppe begünstigen kann.

Marion ist kurt davor, von Laffémas entlarvt zu werden, da tritt Didier hervor und gibt sich zu erkennen. Zur allgemeinen Überraschung wirft Saverny ebenfalls seine Maske ab, um zu beweisen, dass er gar nicht tot ist. Didier fertigt Marion in seiner Verzweiflung kaltschnäuzig ab und schimpft Laffémas einen „gemeinen Söldner“. Saverny tritt in die gleichen Fußstapfen und wird zusammen mit Didier festgenommen.
4. Akt: Beaugency an der Loire hat ein schauriges Gefängnis, welches die Gefangenen aufnimmt, die auf ihre Hinrichtung warten. Marion hat eine Begnadigungsurkunde erwirkt, die Laffémas aber für null und nichtig erklärt, da alle derartigen Dokumente außer Kraft gesetzt worden seien. Wenn sie eine Freilassung der beiden Deliquenten erreichen will, geht das nur, wenn sie ganz besonders nett zu ihm ist. Marion muss sich entschließen, denn Laffémas verliest, dass die Vollstreckung der Todesstrafen binnen einer Stunde festgesetzt ist. Sie trifft die Entscheidung, sich für den geliebten Mann zu opfern.

Der Kerkermeister macht dem Marquis die freudige Mitteilung, dass er ihm zur Flucht verhelfen soll, doch dieser will sich nur bequemen, wenn sein Freund Didier ihn begleiten darf. Die beiden werden getrennt und Marion wird Gelegenheit geboten, den Geliebten noch einmal zu sehen. Sie setzt ihn von dem Opfer in Kenntnis, das sie bereit ist zu bringen und bestürmt ihn, an seine Rettung zu denken, da die Frist bald abläuft. Doch er sitzt auf hohem moralischen Ross und will sie fortjagen. Die Eifersucht quält ihn, doch der eindringlichen Bitte Marions kann er schließlich nicht widerstehen, nachdem Saverny kommt, um sich zu verabschieden. Er stürzt sich in ihre Arme und erklärt ihr seine heiße Liebe.

Alle Verurteilten werden zum Schafott gebracht und die rote Kutsche Richelieus naht. Marion kniet nieder, um ihre Bitte nach Begnadigung vorzutragen, doch aus dem Fester der Karosse kommt ein schneidendes „Nein“.
Letzte Änderung am 26. Januar 2014
Beitrag von Engelbert Hellen

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