Franz Schubert (1797-1828)

Minona

Allgemeine Angaben zum Werk:

Titel: Minona
Untertitel: Die Kunde der Dogge
Entstehungszeit: 1815
Opus: D 152

Text:

Textdichter: Friedrich Anton Franz Bertrand (1787-1830)
Sprache: deutsch
Liedtext: Wie treiben die Wolken so finster und schwer
Über die liebliche Leuchte daher!
Wie rasseln dir Tropfen auf fenster und Dach!
Wie treibet's da draußen so wütig und jach,
Als trieben sich Geister in Schlachten!
Und wunder! Wie plötzlich die Kämpfenden ruhn,
Als bannten jetzt Gräber ihr Treiben und Tun!
Und über die Haide, und über den Wald -
Wie weht es so öde, wie weht es so kalt!
So schaurig vom schimmernden Felsen!
O Edgar! wo schwirret dein Bogengeschoß?
Wo flattert dein Haarbusch? wo tummelt dein Roß?
Wo schnauben die schwärzlichen Doggen um dich?
Wo spähst du am Felsen Beute für mich?
Dein harret das liebende Mädchen!
Dein harret, O Jüngling! im jeglichen Laut,
Dein harret so schmachtend zie zagende Braut;
Es dünkt ihr zerrissen das lieblich Band,
Es dünkt ihr so blutig das Jägergewand -
Wohl minnen die Toten uns nimmer!
Noch hallet den moosigen Hügel entlang
Wie Harfengelispel ihr Minnegesang.
Was frommt es? Schon blicken die Sterne der Nacht
Hinunter zum Bette von Erde gemacht,
Wo eisern die Minnenden schlafen!
So klagt sie; und liese tappt's draußen umher,
Es winselt so innig, so schaudernd und schwer;
Es faßt sie Ensetzen, sie wanket zur Tür,
Bald schmiegt sich die schönste der Doggen vor ihr,
Der Liebling des harrenden Mädchens;
Nicht, wie sie noch gestern mit kosendem Drang,
Ein Bote des Lieben, zum Busen ihr sprang -
Kaum hebt sie vom Boden den trauernden Blick,
Schleicht nieder zum Pförtchen, und kehret zurück,
Die schreckliche Kunde zu deuten.
Minona folgt schweigend mit bleichem Gesicht,
Als ruft es die Arme vor's hohe Gericht -
Es leuchtet so düster der nächtliche Strahl -
Sie folgt ihr durch Moore, durch Haiden und Tal
Zum Fuße des schimmernden Felsen.
"Wo weilet, o schimmernder Felsen, der Tod?
Wo schlummert der Schläfer, vom Blute noch rot?"
Wohl war es zerrissen das liebliche Band,
Wohl hatt'ihm, geschleudert von tückischer Hand,
Ein Mordpfeil den Busen durchschnitten.
Und als sie nun nahet mit ängstlichem Schrei,
Gewahrt sie den Bogen des Vaters dabei.
"O Vater, o Vater, verzeih es dir Gott!
Wohl hast du mir heute mit frevelndem Spott
So schrecklich den Dräuschwur erfüllet!
Doch soll ich zermalmet von hinnen nun gehn?
Er schläft ja so lockend, so wonnig, so schön!
Geknüpft ist auf ewig das eherne Band;
Und Geister der Väter im Nebelgewand
Ergreifen die silbernen Harfen."
Und plötzlich entreißt sie mit sehnender Eil
Der Wunde des Lieben den tötenden Pfeil;
Und stößt ihn, ergriffen von innigem Weh,
Mit Hast in den Busen so blendend als Schnee,
Und sinkt am schimmernden Felsen.
Letzte Änderung am 10. April 2005

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