Heinrich Schütz (1585-1672)

Mein Gott, mein Gott, ach Herr, mein Gott

Allgemeine Angaben zum Werk:

Titel: Mein Gott, mein Gott, ach Herr, mein Gott
Untertitel: Becker-Psalm 22 (1. Teil)
Entstehungszeit: 1627, rev. 1660
Besetzung: SATB und Basso continuo (Orgel) ad lib.
Erstdruck: Dresden: Gottfried Seyffert, 1661
Opus: op. 14 Nr. 22/1: Psalmen Davids, Hiebevor in deutsche Reime gebracht Durch D. Cornelium Beckern, Und nachmals Mit Ei...
SWV 118: Beckerscher Psalter II - Becker-Ps. 22 Erster Teil. Mein Gott, mein Gott, ach Herr, mein Gott

Text:

Textdichter: Dr. Cornelius Becker (Leipzig, 1602)
Sprache: deutsch
Text: 1. Mein Gott, mein Gott, ach Herr, mein Gott,
Warum hast mich in meiner Not
So ganz und gar verlassen?
Ich heul für Leid, da ist kein Hülf,
Mein Schmerz ist übermaßen.

2. Mein Gott, des Tags ruf ich zu dir,
Gehör willt du nicht geben mir,
Des Nachts kann ich nicht schweigen,
Wann du uns hilfst, du frommer Gott,
Wirds zu deim Lob gereichen.

3. Auf dich der Väter Hoffnung stund,
Sie trauten dir von Herzengrund,
Da war dein Hülf vorhanden,
Als sie riefen, war Rettung da,
Sie wurden nicht zu Schanden.

4. Ich aber bin kein Mensch geacht,
Zum Fluch und Wurm bin ich gemacht,
All Welt tritt mich mit Füßen,
Ein Spott der Leute muß ich sein,
Ihr Lust an mir zu büßen.

5. All die mich sehen, spotten mein,
Das Maul aufsperren Groß und Klein,
Schüttel die Köpf und sagen:
Seht da, hat er nicht Gott vertraut,
Mag er'ihm denn nicht klagen?

6. Sollt Gott an ihm Gefallen han,
Warum nimmt er sich sein nicht an,
Ihn Aus der Schand zu retten?
Ach Gott, du siehst den Jammer mein,
Wirst von mir nicht abtreten.

7. Du warst ja, Herr, mein Zuversicht,
Als du mich brachtst ans Tageslicht,
Aus Mutterleib gezogen,
Da ich noch als ein kleines Kind
Der Mutter Brüst gesogen.

8. Ich bin geworfen auf dich, Herr,
Aus Mutterleib, drum sei nicht ferr,
Mein Gott, denn Angst ist nahe,
Ich weiß sonst keinen Helfer mehr,
Von dem ich Trost empfahe.

9. Groß Farren mich umringet han,
Die Ochsen fett mir widerstahn
Und sperren auf den Rachen,
Wie brüllend Löwen zorniglich
An meine Seel sich machen.

10. Ich bin wie Wasser ausgeschütt,
All mein Gebeine sind zerrütt,
Als wollten sie sich trennen,
Das Herz mir wie zerschmolzen Wachs,
Im Leibe tut zerrinnen.

11. Mein Kräfte ausgetrucknet sind
Wie ein dürr Scherb und birkne Rind,
Mein Zung am Gaumen klebet,
Du legst mich in des Todes Staub,
Daß mein Geist nicht mehr lebet.

12. Von Hunden ich umgeben bin
Der Bösen Rotte um und um
Hat sich an mich geleget,
Durchgraben sind mir Händ und Füß,
Daß sich der keines reget.

13. Man möcht zählen all mein Gebein,
So viel der in meim Leibe sein,
Ihrn Mut an mir sie kühlen,
Mein Kleidr sie teilen unter sich,
Um mein Gewand sie spielen.

14. In solcher Not ruf ich zu dir,
Ach Herr, sei du nicht fern von mir,
Eil, bald mich zu erretten,
Damit ja nicht ihr mördrisch Schwert
Mein arme Seel mög töten.

15. Mein Leben durch dein Hülf erlös,
Errett mich von den Hunden bös,
Aus dem Rachen der Löwen,
Von Einhörnern, die grimmiglich
Mir stehn nach meinem Leben.
Letzte Änderung am 1. Januar 2006

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