Heinrich Schütz (1585-1672)

Herr, du erforschst mein Sinne

Allgemeine Angaben zum Werk:

Titel: Herr, du erforschst mein Sinne
Untertitel: Becker-Psalm 139
Entstehungszeit: 1660
Besetzung: SATB und Basso continuo (Orgel) ad lib.
Erstdruck: Dresden: Gottfried Seyffert, 1661
Opus: op. 14 Nr. 139: Psalmen Davids, Hiebevor in deutsche Reime gebracht Durch D. Cornelium Beckern, Und nachmals Mit Ei...
SWV 244: Beckerscher Psalter II - Becker-Ps. 139 Herr, du erforschst mein Sinne

Text:

Textdichter: Dr. Cornelius Becker (Leipzig, 1602)
Sprache: deutsch
Text: 1. Herr, du erforschst mein Sinne
Und kennst mein Herz von Grund,
Was ich tu und beginne,
Weißt du alles zur Stund,
Ob ich sitz oder stehe,
Was durch mein Gdanken gehet,
Das ist dir alles kund.

2. Wo ich mich nur berege,
Da bist du, Herr, um mich
Und siehst all meine Wege,
Dir ist verborgen nichts,
Das Wort in meinem Munde
Das hast du schon erkundet,
Eh meine Zung es spricht.

3. Was ich nah oder ferne
Zu tun mir nehme für,
Das schaffst du, Gott, mein Herre,
Du hältst dein Hand ob mir,
Ich kann mich nicht drein finden,
Die Weisheit zu ergründen
Ist mir zu hoch und schwer.

4. Wo soll ich denn hingehen,
Daß ich mög sicher sein
Für deim Geist zu bestehen,
Ich weiß nicht aus noch ein,
Ich mag mich fast bemühen
Und werd doch nicht entfliehen
Dem Angesichte dein.

5. Wollt ich gen Himmel fahren,
Daselbst zu sichern mich,
So weiß ich gewiß fürwahre,
Daß ich dar finde dich,
Macht ich mir denn mein Bette,
Mich in der Höll zu retten,
So bist du auch um mich.

6. Und ob ich Flügel hätte
Und flöh von dannen fern,
Gleichwie die Morgenröte
An das äußerste Meer,
Wirst du mich doch ausspüren
Und deine Hand mich führen,
Mich hält dein Rechte schwer.

7. Wollt ich dann auch wohl sagen:
Finsternis decke mich,
So muß doch wie am Tage
Die Nacht um mich sein licht,
Wann's auch stockfinster wäre,
Wird's doch hell leuchten sehre
Für deinem Angesicht.

8. Finsternis für dir leuchtet,
Die Nacht scheint wie der Tag,
Niemand kann sich vsrschleichen,
Nichts heimlich bleiben mag,
Du weißt all mein Begierde,
Dein Hand hat mich formieret,
Da ich im Finstern lag.

9. Dafür will ich dich preisen,
Daß du mich hast gemacht
So wunderbarer Weise,
Wer dein Tun nimmt in acht,
Findt eitel Wunderwerke,
Voller Kraft, Ehr und Stärke,
Mein Seel solchs wohl betracht.

10. Dir waren unverborgen
Mein Adern und Gebein,
Da ich noch lag verborgen
Im Leib der Mutter mein,
Als ich gebildt sollt werden,
Verborgen in der Erden,
Sahn mich die Augen dein.

11. Eh ich noch war bereitet,
War ich dir schon bekannt,
All meine Tag und Zeiten
Hast du zuvor genannt
Und auf dein Buch notieret,
Mit Fleiß sie all summieret,
Eh sie kamen zur Hand.

12. Sehr köstlich übermaßen
Seind die Gedanken dein,
Vernunft kann sie nicht fassen,
Mehr denn des Sands ihr sein;
So oft ich nur erwache,
Mit Fleiß ich sie betrachte,
Mein Herz will bei dir sein.

13. Ach daß du sterben ließest
Die Gottlosn ingemein,
Und von mir weichen müßten
Die, so blutgierig sein,
Die sich aus Stolz erheben,
Von dir lästerlich reden
Aus lauter Trutz allein.

14. Ich haß von Grund meins Herzen
Alle, die hassen dich,
Es bringt mir große Schmerzen,
Daß sie so trotziglich
Sich wider dich anlassen,
Recht ernstlich ich sie hasse,
Drum sie anfeinden mich.

15. Erforsch, Herr, mein Gedanken,
Prüf und erfahr mein Herz,
Ob ich auch von dir wanke
In Trübsal, Leid und Schmerz,
Wär ich auf bösem Wege,
So leit mich deine Stege,
Ewig bewahr mein Herz.
Letzte Änderung am 1. Januar 2006

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