Lebenslauf von Ravi Shankar

Bild von Ravi Shankar Das Bemerkenswerteste an Ravi Shankar ist die Vielfalt seiner Talente. Schon in früher Kindheit zeigte sich seine Begabung zum Tänzer. Sein Bruder Uday hatte eine Tanzgruppe gegründet, in der er neben seinen älteren Brüdern schon als Zehnjähriger mitwirken durfte. Man ging auf Tournee.

Erste Station war Paris, wo die Shankars ihren Wohnsitz aufschlugen. Mit westlicher Musik wurde der Heranwachsende erstmalig konfrontiert. Man wurde aufmerksam auf die indische Familie und schon bald war ihr Haus ein gesellschaftlicher Mittelpunkt, in welchem auch Georges Enescu und Andrés Segovia verkehrten. Der Besuch vieler Konzerte bewirkte die Bekanntschaft mit Toscanini, Heifetz und Casals. Das Wunderkind Yehudi Menuhin, mit dem sich in späteren Jahren eine enge Zusammenarbeit ergeben sollte, hörte der Kleine hier zum ersten Mal. Einen tiefen Eindruck hinterließen die Konzertprogramme mit dem Ungarn Béla Bartók.

Die nächste Etappe waren die USA. Hier machte er Bekanntschaft mit dem Jazz und hörte Louis Armstrong und Duke Ellington. Ohne seine Passion als Tänzer aufzugeben, machte er in den USA die ersten Schritte zu einer ernsthaften professionellen musikalische Ausbildung.

Diese wurde - Ravi Shankar war inzwischen 18 Jahre alt geworden - in Indien bei Allaudin Khan intensiv fortgesetzt. Nebenher gab er Konzerte und debütierte als Solist auf verschiedenen indischen Instrumenten. Das bevorzugte Musikinstrument war die Sitar.

Mitte der vierziger Jahre gründete Ravi Shankar das Instrumental-Ensemble des Indischen Rundfunks, war dessen Direktor und konzertierte in den Städten seines Heimatlandes. Zu höchstem Ruhm gelangte er, als er im Jahre 1949 das Indian National Orchestra ins Leben rief. Im Jahre 1962 eröffnete er die Kinnara School of Music in Bombay.

Berührung mit der Popmusik und ihren führenden Köpfen, so auch mit den Beatles, ergaben sich auf einer erneuten Konzertreise durch die Staaten. Das Monterey-Festival und das legendere Woodstock Festival im Jahre 1969 verbinden sich mit seinem Namen. Es war ihm unmöglich, sich mit dem indischen Kulturverständnis dieser Bewegung zu arrangieren und Ravi Shankar setzte auf Distanz, ohne sich endgültig von der Pop-Musik zu verabschieden, die sich aufgrund seines exotischen Instrumentariums mit fernöstlicher Folklore vermischte. Die Minimalmusik beschäftigte ihn mit dem Resultat, dass er sich mit Philipp Glass anfreundete.

Seine Kompositionen umfassen Ballett-Pantomimen, Instrumentalkonzerte und natürlich Kammermusik für Instrumental-Ensemble und kleiner Besetzung. Nicht zu vergessen sind seine Filmmusiken; als Hauptwerke rangieren jedoch seine beiden Konzerte für Sitar und Orchester. Bei der Uraufführung des zweiten Sitar-Konzertes am 22. März 1982 in der Royal Festival Hall in London unter Zubin Mehta, dem das Werk auch gewidmet ist, waren Seine Königliche Hoheit, der Prince of Wales, zugegen.

Ravi Shankar hat zwei Töchter, Norah und Anoushka.

1999 wurde Ravi Shankar mit dem Bharat Ratna, dem höchsten indischen Zivilorden, ausgezeichnet.



Beitrag von Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 25. September 2005