Lebenslauf von Robert Stolz

Bild von Robert Stolz „Am Brunnen vor dem Tore“, „Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde“ oder „Im Prater blüh'n wieder die Bäume“ sind einige Titel, von denen man denkt, es seien Volkslieder, aber in Wirklichkeit stammen die Melodien von dem österreichischen Komponisten Robert Stolz. In der Familie ging es lebhaft zu, denn Robert war das letzte von 12 Kindern. Die Eltern waren Jakob und Ida Stolz. Beide waren als Musikpädagogen tätig. Aus einer alten Musikerfamilie stammend, wurde das vorhandene Erbgut in besonders reichlichem Maße über Robert ausgeschüttet. Die Opernsängerin Teresa Stolz gehörte zur prominenten Verwandtschaft der vorangegangenen Generation.

Ein erstes musikalisches Studium erfolgte unter dem Vater in Graz. Roberts Lehrer in Wien und Berlin waren Robert Fuchs und Engelbert Humperdinck. Schon in jungen Jahren war er Kapellmeister in Maribor an der Drau und in Brünn. Von Anfang an fühlte sich Robert zum Komponisten der leichten Muse berufen. Der Aufführung seiner zweiten Operette „Schön Lorchen“ wohnte er 1903 in Salzburg bei. Das Jahr 1905 brachte seine Karrierelaufbahn in Schwung. Ihm wurde die Ehre zuteil, am Theater an der Wien am 31. Dezember 1905 die „Die lustige Witwe“ zur Uraufführung zu bringen.

Der erste Weltkrieg brach aus. Auch ein Kapellmeister hat sein Aufgabengebiet, um mit seinem Taktstock der Militärkapelle Zunder zu geben. Kriegsdienst leistete er beim k.u.k Infanterie-Regiment der Hoch- und Deutschmeister Nr. 4.

1924 eröffnete Robert Stolz stolz sein eigenes Theater und scheiterte prompt am Management. Die behördlichen Auflagen forderten zu viel Kapital. Im folgenden Jahr zog er nach Berlin um, einer Metropole, der er mehr als zehn Jahre die Treue hielt. 1936 ging es wieder nach Wien. Das politische Regime brachte neue Wirren, die Stolz 1938 in die Emigration trieben.

Über Zürich ging es nach Paris. Mit seiner Frau Lilly - es war der vierte Versuch einer ehelichen Beziehung - erlebte er hier das größte Fiasko seines Lebens. Unter Mitnahme seiner Reisedokumente unter aller Wertgegenstände verschwand die Gattin, ohne sich zu verabschieden. Robert Stolz wurde als sprachunkundiger Ausländer von einer Polizeistreife auf der Straße aufgegriffen und in Gewahrsam genommen. Doch er hatte eine Herzensbeziehung, die eine hohe Kaution für ihn bereitstellte. Unverzüglich verließ er das ungastliche Paris und machte sich mit seiner neuen Begleiterin, die er mit dem Kosenamen „Einzie“ belehnte, auf den Weg nach New York, wo er den Zweiten Weltkrieg bequem durchstand.

Schnell gelang er zu Ansehen und Vermögen, denn als freischaffender Komponist war er überall gern gesehen. Was den Musikstil anbelangte, war er anpassungsfähig an den amerikanischen Geschmack, komponierte Filmmusik und gewann insgesamt zwei Oscars. Dem Musical stand er aufgeschlossen gegenüber.

In die Heimat hätten die Machthaber ihn gern zurückgeholt. Doch warum sollte er sich von einem Ort entfernen, der ihm Lebensfreude und Sicherheit bot? Am 28. August 1941 erfolgte die Ausbürgerung und als Sanktion die Beschlagnahme seines Vermögens. Im Jahre 1946 nach Europa zurückgekehrt, lebte er in Berlin und dann wieder in Österreich. Hier wartete eine Aufgabe der besonderen Art auf ihn: die Komposition von Eisrevue-Operetten.

Komponieren und immer wieder Dirigieren bestimmten sein Leben. „Die Trauminsel“ war die Operette, die er 1962 für die Bregenzer Festspiele schuf. Für ihn war es eine Herzensangelegenheit, an der Wiener Staatsoper noch einmal die Fledermaus und den Zigeunerbaron dirigieren zu können.

Als er am 4. Juli 1975 im Alter von 95 Jahren starb, begleiteten Zehntausende den Trauerzug zu seinem Ehrengrab auf den Wiener Zentralfriedhof. Seine letzte Ehefrau überlebte ihn um fast 30 Jahre.



Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 29. Mai 2011