Lebenslauf von Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth

Bild von Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth Als Wilhelmine (1709-1758) die älteste Tochter des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., 1732 als Gemahlin des Erbprinzen Friedrich in die Bayreuther Residenz einzog, brachte sie das Bewusstsein und die Tradition der berühmten kurbrandenburgisch-preußischen Hofkapelle mit. Sie begann im großen Saal des Bayreuther Schlosses und in St. Georgen am See Kammermusik und szenische Kantaten aufzuführen. Dies waren erste Anfänge für ihre Operninszenierungen, die sie ab 1737 veranstaltete. Als Komponistin, Librettistin, Cembalistin, Korrepetitorin und Intendantin verband sie italienisches Opernwesen mit klassischen französischen Stil-Komponenten. 1739/40 ließ sie das Opern- und Redoutenhaus des Markgrafen Georg Wilhelm zu einem geräumigen Theater umbauen. Für dieses Nuovo Theatre de L'Opera komponierte sie Argenore. Diese einzige erhaltene Oper der 30jährigen Fürstin stellt ein Psychodrama sondergleichen dar, eine Tragödie antiken Ausmaßes. Die Arien erfordern einen teils expressiv-empfindsamen, teils hochdramatischen Gesangsstil. Die Aria der Martesia Un certo freddo orrore ("Mich überfällt ein kalter Schauer") drückt die Vorahnung eines düsteren Schicksals ihres Bruders Ormondo aus und spiegelt Wilhelmines eigene schwesterliche Gefühle. Der Gesang blieb lebenslang Wilhelmines zentrales künstlerisches Ausdrucksmittel. Zusammen mit ihrem Bruder Friedrich II. versammelte sie bereits in Berlin junge Musiker und Komponisten um sich, womit beide den Grundstein zur "Berliner Schule" legten.

Wilhelmine spielte Laute und Cembalo. Sie hatte den berühmten Lautenisten der Dresdener Hofkapelle Sylvius Leopold Weiß zum Lehrer. Mit Johann Joachim Quantz, dessen Bekanntschaft sie gleichzeitig mit Weiß 1728 in Berlin machte, dürfte er einer der Eckpfeiler für Wilhelmines musikalische Weltanschauung gewesen sein. Das Komponieren hatte Wilhelmine in Berlin gelernt, in Bayreuth gehörten der Hofkapellmeister Johann Pfeiffer, der Lautenist Adam Falckenhagen und der Violinist Franz Benda zu ihren Lehrern. Darüber hinaus bildeten sie den Kern ihrer Hofkapelle.



Irene Hegen

[Quelle: Furore-Verlag (http://www.furore-verlag.de)]
Letzte Änderung am 19. Mai 2009