Lebenslauf von Carl Zeller

Bild von Carl Zeller „Mein Amt ist herrlich, doch bald entbehrlich, auf den Computer kommt es an...“ Es ist nicht mehr die Christel, sondern die Sabine von der Post, die täglich die Supermarkt-Werbung in den Hausbriefkasten steckt. Ob sie wohl weiß, dass Carl Zeller ihr mit seinem unverwüstlichen „Vogelhändler“ ein unsterbliches Denkmal gesetzt hat?

Carl Adam Johann Nepomuk Zeller war der Sohn eines Arztes und besuchte die Volksschule seines Heimatortes. Musikalisch begabt, spielte er schon in seiner Kindheit mehrere Instrumente. Die Kaiserliche Hofkapelle nahm ihn mit elf Jahren als Sängerknaben in ihre Mitte auf. Carl besuchte zunächst das Josefstädter Gymnaium in Wien, um dann an das Stiftsgymnasium Melk überzuwechseln, wo er sein Abitur machte.

Seine musikalischen Studien bei Simon Sechter in Wien liefen neben seiner Ausbildung zum Juristen. Den Doktortitel holte er sich in Graz und fand anschließend an verschiedenen Gerichten eine Anstellung. Er verließ den Justizdienst, denn das Ministerium für Kultus und Unterricht bot ihm 1873 einen leitenden Posten als Referent im Unterrichtsministerium an. Carl Zeller schaffte es, bis zum Ministerialrat aufzusteigen.

Am 15. Mai 1875 heiratete Carl Zeller Anna Maria Schwetz, die Tochter eines Wiener Schneidermeisters. Aus der Ehe gingen zwei Söhne hervor.

Seine berufliche Position gestattete ihm lediglich, sich der kompositorischen Arbeit nur beiläufig zu widmen. Er begann mit Männerchören, um sich dann auch an einer Oper namens „Joconde“ zu versuchen. Die Uraufführung erfolgte 1876 und fand Anklang. Sein Librettist Moritz West, der neben Josef Held auch seine beiden späteren großen Erfolge begleiten sollte, war schon zur Stelle.

Die Lebensläufe vieler Operettenkomponisten ähnelt sich. Nachdem sie mit ernster Musik nicht so recht Fuß fassen können, wenden sie sich zögernd der leichten Muse zu und haben erst dann den ersehnten Erfolg. Im napolitanischen und tscherkessischen Milieu sind die Operetten: „Die Carbonari“ (1880) und „Der Vagabund“ (1886) angesiedelt.

Der Vogelhändler“ schlug 1891 wie ein Donnerschlag ein, dem 1894 „Der Obersteiger“ als Nachbeben folgte. Zündende Melodien und witzige Texte bilden das Fundament für den großen Applaus. Die genannten Bühnenwerke sind der Inbegriff der deutsch-österreichischen Heimatoperette und werden heute noch von zahlreichen Bühnen gespielt. Beide Werke bilden in der Nachfolge von Franz von Suppé, Johann Strauss (Sohn) und Karl Millöcker den krönenden Abschluss einer goldenen Ära. Die Operette „Der Kellermeister“ konnte der Meister nicht mehr vollenden - sie wurde von Josef Brandl fertiggestellt, geriet aber nach der Aufführung im Jahre 1901 bald wieder in Vergessenheit. Auch an „Die Rosl vom Wörthersee“ legten sein Sohn Wolfgang und der Komponist Rudolf Kattnigg zwecks Fertigstellung Hand an.

Schwere Schicksalsschläge gesundheitlicher und juristischer Art verdunkelten dem schwerkranken Mann die letzten Lebensjahre, doch ein Ehrenplatz auf dem Wiener Zentralfriedhof war ihm sicher.



Beitrag von Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 16. Juli 2011