Lebenslauf von Grete von Zieritz

Bild von Grete von Zieritz Am 10. März 1899 wurde Grete von Zieritz in Wien geboren. Ihr Vater, Karl Ferdinand von Zieritz, war Offizier und die Mutter, Vera von Zieritz, war Malerin. Beide förderten das musische Talent ihrer Tochter sehr. Als Fünfjährige erhielt das Kind seinen ersten Klavierunterricht und machte durch sein Improvisieren und erste Kompositionen auf sich aufmerksam.

Ab 1912 erhielt Grete von Zieritz Klavierunterricht bei Hugo Kroemer und Kompositionsunterricht bei Roderich von Mojsisovics in Graz. Sie spielte das A-Dur Konzert von Mozart und die Klavierkonzerte Beethovens als junge Schülerin öffentlich. 1917 schloss sie die künstlerische Reifeprüfung mit Auszeichnung ab, wobei es zunächst ihr Ziel war eine Pianistenkarriere anzustreben.

Noch im selben Jahr reiste sie nach Berlin, um ihre Klavierstudien bei dem Liszt-Schüler Martin Krause bzw. anschließend bei Rudolf Maria Breithaupt zu vervollkommnen. Grete von Zieritz blieb in Berlin. Die Stadt sollte nun ihr Lebensmittelpunkt werden.

Von 1919-1921 arbeitete sie als Dozentin am Sternschen Konservatorium in Berlin, und es entstanden die Japanischen Lieder für Sopran und Kammerorchester, die 1921 in der Berliner Singakademie mit großem Erfolg uraufgeführt wurden. Grete von Zieritz fühlte sich als Komponistin angenommen, und es ermutigte sie ihr angestrebte Ziel weiter zu verfolgen. 1922 heiratet sie den Schriftsteller Herbert Johannes Gigler, und 1923 wurde die gemeinsame Tochter Hedi geboren. Im Jahr 1929 ließ sich das Ehepaar wieder scheiden. Die Tochter Hedi wurde von der Großeltern väterlicherseits erzogen. Ab dem Jahr 1936 lebte Grete von Zieritz in eheähnlicher Beziehung mit der Archivarin Toska Lettow, bis zu deren Tod in den 80ger Jahren.

Von 1926 –1931 nahm Grete von Zieritz noch einmal ein Studium bei Franz Schreker auf und veröffentlichte 1924 Präludium und Fuge für Klavier. 1928 erhielt sie den Mendelssohn-Staatspreis und das Schubert-Stipendium der Columbia Phonograph Company New York.

Auch in der Zeit des Nationalismus blieb sie ihrer Musiksprache treu und passte sich nicht dem System an. Trotzdem wurden in dieser Zeit viele ihre Werke in Konzerten aufgeführt. In der Kriegszeit verdiente sie sich ihren Unterhalt u.a. auch als Moderatorin am Rundfunk, wo sie die Sendung Lieder aus deutschen Landschaften moderierte, und sie spielte Klavier auf Naziveranstaltungen. Grete von Zieritz war angepasst. Sie reflektierte nicht darüber, dass sie durch solche Beiträge das Regime unterstützte. In späteren Jahren sah sie ihre Arbeit aus dieser Zeit immer noch als positiv an und hatte kein schlechtes Gewissen.

Nach dem Krieg wurde es für die Komponistin schwer weiter als solche zu arbeiten. Der Zeitgeist war ein anderer geworden. Sie setzte aber ihren eingeschlagenen Weg konsequent fort. Die konservativen Nachkriegsjahre, in der die Frauen wieder auf ihren Platz an Heim und Herd verwiesen wurden, waren für eine komponierende Frau besonders schwer. Sie arbeitete als Pianistin und gab Konzerte mit dem Geiger Bernhard Lessmann, den SängerInnen Rita Streich, Elisabeth Grümmer, Heinz Putjuß und Jaro Prohaska, hatte weiterhin Sendungen beim Rundfunk und erhielt Kompositionsaufträge, wodurch sie wirtschaftlich abgesichert war. Sie hatte mittlerweile einen internationalen Ruf, wodurch sie Einladungen auf Kongresse, Musikfestivals, Wettbewerbe u.s.w. im In- und Ausland erhielt.

1958 verlieh ihr der österreichische Bundespräsident den Professorentitel. 1975 bekam sie die Sophie Charlotte Plakette / Berlin. 1978 erhielt sie das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, 1979 das Verdienstkreuz am Bande der BRD und 1999 die Würdigungsmedaille der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.

Erst in den 80er Jahren – im Zuge der Frauenbewegung – erlebte auch Grete von Zieritz größte Anerkennung. Obwohl sie sich mit dieser Bewegung nie identifizierte, war sie doch Nutznießerin dieser Bewegung. Sie selbst bezeichnete sich immer als weiblicher Komponist. Umweltprobleme, Menschenrechtsprobleme, Krieg u.s.w. verarbeitete die Komponistin in vielen ihrer Werke, so in den Kassandra Rufe, die am 26.4.1986 in einem Gedenkkonzert zum 20. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl in Steglitz-Zehlendorf uraufgeführt wurden. (Der Maler Christoph Niess schuf den Bilderzyklus Kassandra-Rufe nach der Lektüre Kassandra von Christa Wolf unter dem Eindruck der Katastrophe von Tschernobyl. Grete von Zieritz komponierte dazu 10 Stücke für Bläser, Streicher, Pauken und Tamtam.)

Grete von Zieritz starb am 26.11.2001 in Berlin.

Bibliografie:
Mayer, Clara (Hrsg.): Annäherungen an sieben Komponistinnen, Bd.VI (Maria Bach, Philippine Schick, Grete von Zieritz, Nancy van de Vate, Olga Neuwirth, Gabriela Proy, Elisabeth-Claude Jaquet de la Guerre), Kassel 1995
Marx, Eva/Haas Gerlinde: 210 Österreichische Komponistinnen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Biographie, Werk und Bibliographie, Wien 2001
Anna-Christine Rhode-Jüchtern: Schrekers ungleiche Töchter. Grete von Zieritz und Charlotte Schlesinger in NS-Zeit und Exil, Sinzig 2008




Beitrag von Isolde Weiermüller-Backes
Letzte Änderung am 10. Januar 2011