Lebenslauf von Paul Abraham

Bild von Paul Abraham Paul Abraham war ein Wanderer zwischen den Welten und es fällt ein bisschen schwer, sein Genie in ein Schubfach zu stecken. Den größten Operettenerfolg mit „Die Blume von Hawaii“ verbuchte er 1931 in Leipzig und der „Ball in Savoy“ kam 1932 in Berlin zur Uraufführung. Wien wurde auch mit einer Operette beehrt; das „Fräulein vom Grand-Hotel“ hielt 1934 seinen Einzug am „Theater an der Wien“. In Ermangelung einer gerechten Lösung vereinnahmen wir Abraham bei den deutschen Komponisten, zumal der Rastlose auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg seine letzte Ruhe gefunden hat.

War Deutschland überhaupt das Land seiner Sehnsucht? Eigentlich schon, denn hier verbuchte er seine Erfolge beim Film und im Operettenland. Als nicht-arisch eingestuft, hatte er - wie viele andere bedeutende Operettenkomponisten auch - Bedenken, die Zeiten heil zu überstehen, denn faschistische Umtriebe machten ihm das Leben schwer. Sein Weg führte nach Paris, um dann über Kuba in die Staaten zu gelangen. Anerkennung wurde ihm am Broadway nicht zuteil und er musste sich als Barpianist durchschlagen. Psychisch schwer angeschlagen kehrte er 1956 nach Deutschland zurück und wählte Hamburg als Wohnsitz. Seine Frau ließ er aus Ungarn nachkommen; gemeinsam blieben ihnen noch vier Jahre bis Paul in eine Hamburger Nervenheilanstalt eingeliefert werden musste und dort an einem Krebsleiden verstarb.

Hätte das Schicksal ihn den Weg gehen lassen, den er zu Beginn der 1930er Jahre vor sich sah, hätte er im theaterfreudigen Berlin gewiss eine steile Karriere gemacht. Doch aus rassistischen Einwänden und Unverstand würgten die Machthaber das kulturelle Leben in Deutschland gewaltsam ab.

Die Wiege von Pál Ábrahám stand im schönen Ungarn; die Region Vojvodina gehört heute zu Serbien. Die musischen Fertigkeiten erwarb er an der Musikhochschule in Budapest und eröffnete seine musikalische Laufbahn mit der Komposition von ernster Werken, darunter ein Konzert für Violoncello, und Kammermusik. Die größeren Erfolge brachten ihm in seiner Heimat aber seine Operetten, die zunächst am Budapester Operettentheater zur Aufführung gelangten. Sein erster Erfolg war „Der Gatte des Fräuleins“, ungarisch gesungen. Die Welt wurde auf ihn aufmerksam, als „Victoria und ihr Husar“ am 21. Februar 1930 in Budapest auf die Bühne kam. Schleunigst übertrug man den Text ins Deutsche und noch im gleichen Jahr am 15. August hatte die Stadt an der Spree die Ehre und das Vergnügen. Nicht in Berlin, sondern 1931 in Leipzig kam „Die Blume von Hawaii“ zur Entfaltung, dafür gab es den „Ball in Savoy“ in Berlin erst ein Jahr später. Im Drury Lane Theatre konnten die Engländer am 8. September 1933 diese Operette in ihrer Muttersprache erleben. Danach riss die Strähne des Erfolgs bei Paul Abraham ab. Was noch kam, interessiert heute nur noch den Musikhistoriker.



Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 26. August 2009