Lebenslauf von Héctor Campos Parsi

Bild von Héctor Campos Parsi Héctor Campos Parsi begann zunächst an der Universität von Puerto Rico ein Studium in liberaler Kunsterziehung, um dann nach seinem Abschluss bald darauf in die Staaten überzusiedeln. Er begann eine Serie von musikalischen Studien am New England Conservatory in Boston bei Francis Judd Cooke. Die Berkshire Music Center Summer Session in der Zeit von 1949-1950 brachte ihm die Bekanntschaft berühmter Komponisten wie Aaron Copland, Irving Fine und Olivier Messiaen ein. Danach ging Campos Parsi nach Europa, vier Jahre Studium bei Nadia Boulanger in Fontainebleau.

Im Jahre 1955 zog es den Komponisten zurück in die Heimat, wo in den fünfziger Jahren eine Kulturrenaissance aufzublühen begann. Während eines Vierteljahrhunderts entwickelte er rege Aktivität in seiner Eigenschaft als Direktor der Musikprogramme für das Institute of Puerto Rican culture. Er organisierte Festspiele, Fernsehprogramme und Konzerte, bei denen auch die Werke eines anderen puertoricanischer Komponisten, Roberto Sierra, aufgeführt wurden. Er wurde Professor für Musik und Theorie am Konservatorium in San Juan und war gleichzeitig Mitglied des Institute of Puerto Rican culture, das ihn im Jahre 1970 mit dem Gran Premio de Musica auszeichnete.

Es bietet sich der Vergleich mit Antonín Dvořák an, der aus seiner böhmischen Heimat aufbrach, um in Amerika die Sinfonie "Aus der neuen Welt" zu komponieren. So auch Campos Parsi; immer wieder kehrte er in seinen Arbeiten zu den musikalischen Wurzeln seiner angestammten Heimat zurück, ohne sich internationalen Strömungen nicht zu verschließen, die in seine Kompositionen einflossen.

Das bedeutendste Werk von Héctor Campos Parsi sind die Sonetos Sagrados, komponiert zum fünfhundertsten Jahrestag der Ankunft des Christoph Kolumbus in der neuen Welt. Der Komponist beschreibt seinem Zyklus als eine "kleine sakrale Kantate". Sie Stücke basieren auf Quellen des sechzehnten und frühen siebzehnten Jahrhunderts, bekannt als das goldene Zeitalter der spanischen Renaissance. Die Lieder reflektieren die verschiedenen Aspekte der göttlichen Liebe zum menschlichen Individium. Die einzelnen Gesänge sind durch instrumentale Überleitungen miteinander verbunden. Das historische Erbe wird durch eine zeitnahe Instrumentation in seinem Klangbild weitgehend zurückgedrängt. Die Uraufführung des Zyklus fand anlässlich des Inter-Amerikan-Arts-Festival in San Juan im Jahre 1986 statt. Zwei Jahre später erfolgte die Weltpremiere in New York in der Besetzung des Bronx Arts Ensemble.



Beitrag von Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 29. Juli 2005