Lebenslauf von João de Sousa Carvalho

Bild von João de Sousa Carvalho Die Geschichte des musikalischen Lebens des achtzehnten Jahrhunderts in Portugal ist eng verknüpft mit der königlichen Familie, welche einen entscheidenden Teil dazu beitrug, die Richtung ihres Geschmackes dem Adel und den oberen Klassen aufzudrängen. Ohne Widerspruch befürchten zu müssen, sei dargelegt, dass im Portugal des achtzehnten Jahrhunderts das bei weitem wichtigste Genre im Musikleben die italienische Oper war.

Ab 1720 aufwärts setzte König João V., der Großzügige, alles daran, italienische Komponisten an den Hof von Queluz zu bringen, wo sie die höchsten Ämter besetzen konnten. Zweifellos war der am meisten bekannteste Komponist Domenico Scarlatti, welcher 1720 in Lissabon ankam, um den Posten des Direktors im Chor der königlichen Kapelle zu bekleiden. Zur gleichen Zeit begann João V. die Tradition, junge musikalische Talente nach Italien zu schicken, damit diese dort ihre Studien perfektionieren.

Portugiesische Komponisten der ersten Hälfte des Jahrhunderts waren Antonio Texeira und Francisco Antonio de Almeida, die der königliche Hof nach Rom schickte, vor allem, um die jüngsten Entwicklungen wahrzunehmen und die Technik des Komponierens in direktem Kontakt mit der italienischen Oper zu erlernen. Sein Sohn Jose I., der von 1750-1777 regierte, trat in die Fußstapfen des Vaters und setzte sein Werk in mancher Hinsicht erfolgreich fort. Er war ein leidenschaftlicher Anhänger der italienischen Oper und speziell der napolitanischen Oper zugetan. Als Hofkomponist und Direktor der musikalischen Kapelle der königlichen Familie verpflichtete er den Napolitaner Davide Perez im Jahre 1752 nach Lissabon. Der Genannte bekleidete das Hofamt bis zu seinem Tode im Jahre 1778.

Der König überredete führende italienische Komponisten, besonders den berühmten Niccoló Jomelli, ihm persönlich in regelmäßigen Intervallen Manuskriptkopien der letzten Opernaufführungen gegen eine jährliche feste Zuwendung zu übermitteln. In der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts waren Lissabon und Queluz Zentren, in welchen die italienische Oper ihre Individualität gegen alle Fremdeinflüsse durchsetzen konnte. Durch das fürchterliche Erdbeben im Jahre 1755 gingen unzählige Manuskripte italienischer und portugiesischer Komponisten unwiederbringlich verloren. Jedoch besitzt die Bibliothek des königlichen Palastes über siebenhundert Dokumente aus der Zeit danach, die wichtige Quellen über das italienische und portugiesische Musikschaffen in Portugal erschließen.

Die meisten Opern von de Sousa Carvalho erlebten ihre Uraufführung am Hoftheater bis zu der Zeit, als dieses durch die Eröffnung des San Carlos Theaters in Lissabon abgelöst wurde.

João de Sousa Carvalho studierte zunächst am Don Reis College und dann am Patriarachal Seminar, eine Musikschule die von König João V. gegründet wurde. Dank seines musikalischen Talentes wurde der Sechzehnjährige zusammen mit anderen jungen portugiesischen Musikern nach Italien geschickt. Zunächst gelangte er in Neapel an das Sant’Onofrio-Konservatorium in die Obhut der berühmten Maestri Cotumacci und Nicoló Porpora. Zu seinem berühmtesten Schüler zählte das Institut Giovanni Paisiello.

Im Jahre 1766 gelang es Sousa Carvalho, am Teatro della Dame in Rom seine erste Oper „La Nitteti“ zu starten, ein gutbekanntes Libretto von Metastasio, welches von zahllosen Komponisten in Musik gesetzt wurde. Von der Partitur dieses Erstlings fehlt leider jede Spur. Fertig für eine Karriere als Opernkomponist kehrte Sousa Carvalho nach Portugal zurück und lehrte zunächst an der Schule für Kirchenmusik des Patriarchal Seminars, welches der Kathedrale von Lissabon unterstellt war. Viele portugiesische Komponisten verfolgten von hier ihre Karriere. Seine Laufbahn krönte Sousa Carvalho mit der Position eines Meisters der Musik der Königlichen Hofkapelle, eine Position, die bis zum Jahre 1778 Davide Perez innehatte. Noch zwanzig Jahre bis zu seinem Tode waren ihm an seinem Wirkungskreis vergönnt.

Sein musikalisches Leben pendelte zwischen Kirche und Opernhaus, wobei ihm letzteres weitaus mehr am Herzen lag. Insgesamt schuf er dreizehn Opern. Häufig lag der Auftragsarbeit ein festlicher Anlass oder ein Jahrestag zugrunde. Zwischendurch schuf er auch Kammermusik, insbesondere für das Cembalo



Quelle: Booklet NUOVA ERA: Roberto di Perna
Frei übersetzt: Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 29. März 2006