Lebenslauf von Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté

Bild von Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté Als drittes Kind von Katharina Fridman, geb. Koshevskaya, wurde Sophie-Carmen wahrscheinlich (es gibt unterschiedliche Angaben zum genauen Geburtstermin) am 6.1.1899 in Moskau geboren. Der Name des Vaters wurde von der Mutter nie preisgegeben. Sophie-Carmen (Rufname Sonia) wuchs zunächst bei der Mutter in Moskau auf. Diese verdiente als Klavier- und Französischlehrerin den Lebensunterhalt für die Familie. Sie unterrichtete u.a. die Kinder und die Ehefrau von Leo Tolstoi.

Als Sonia ca. 4 Jahre alt war, siedelte die Mutter mit ihr und der Schwester Sophie-Blanche nach Paris über. Der Sohn Nicolas blieb in einem Moskauer Internat.

Sehr früh machte sich die Musikalität von Sonia bemerkbar. Die Mutter unterrichtete sie im Klavierspiel und gab beiden Mädchen auch Schulunterricht. Neben dem Klavierspiel kam bei Sonia dann noch der Geigenunterricht hinzu.

Am Pariser Konservatorium studierte sie von 1908-1913 bei Alfred Brun und Guillaume Rémy (Geige) sowie bei S. Chenée (Klavier). Von Vincent d’Indy und Camille Chevillard erhielt sie Unterweisung in Kammermusik. Sonia hatte mit der Geige und dem Klavier viele Konzerterfolge. Sie erhielt die "Premiere Medaille de Violon préparat" (1910) und die "Premiere Medaille de Piano préparat" (1912).

1914 siedelte die Mutter mit ihren beiden Töchtern nach Berlin über. Die Schwiegertochter Joseph Joachims, Suzanne Joachim-Chaigneau entdeckte die junge Geigerin, die den Lebensunterhalt der Familie durch Geigenspiel in Kaffeehäusern verdiente. Es folgte ein kurzes Studium bei Bronislav Hubermann. Der Bankier Franz von Mendelssohn förderte sie. In dieser Zeit lernte sie auch Busoni, Scharwenka, Schnabel und D’Albert kennen. Die junge Virtuosin wandte sich aber dann doch hauptsächlich dem Komponieren zu.

1920 heiratete sie den Maler Walter Gramatté. Die Eheleute inspirierten sich gegenseitig und gestalteten einige Projekte zusammen. 1924-1926 weilte das Ehepaar in Barcelona, wo sie Pablo Casals kennen lernten. 1929 starb Walter Gramatté. Sophie-Carmen widmete sich nun noch intensiver dem Komponieren und nahm wieder Unterricht bei Max Trapp in Berlin.

1930 lernte sie Ferdinand Eckhardt kennen. Er war Journalist und promovierter Kunsthistoriker.

1934 heirateten die Beiden und siedelten nach Wien über. Hier wurden einige ihrer Kompositionen von namhaften Interpreten uraufgeführt und hier erhielt sie auch drei Preise: 1947 und 1949 den dritten Preis im Rahmen des österreichischen Musikwettbewerbes der Gesellschaft der Musikfreunde und 1950 den Anerkennungspreis des Bundesministeriums für Unterricht. Auch als Pädagogin arbeitete sie in Wien und unterrichtete u.a. Erna Heiller und Kurt Lerperger.

1953 zog das Ehepaar nach Winnipeg / Kanada, wo Ferdinand Eckhardt eine Anstellung erhielt. Dort lebte Sonia Eckhardt-Gramatté als freischaffende Komponistin.

Die Universität Brandon ernannte sie zum Dr.h.c. und der Staat Österreich verlieh ihr den Professorentitel. 1961 erhielt sie den 1. Preis und 1966 den 3. Preis der Gesellschaft deutscher und österreichischer Komponistinnen in Mannheim.

Am 2.12.1974 starb die Komponistin in Stuttgart an den Folgen eines Unfalls.

Sie wurde auf dem Friedhof Berlin-Wilhelmshagen im Ehrengrab ihres ersten Ehemanns Walter Gramatté beigesetzt.

Der Nachlass befindet sich in "The Eckhardt-Gramatté Foundation", Winnipeg / Kanada.

"Die Werke der 20er Jahre reflektieren die virtuose Musik für Klavier. In den späten 30er Jahren erreichte ihre Sprache eine einzigartige vollkommene Reife. In den 40er Jahren näherte sich ihr Stil dem Neoklassizismus und der Bitonalität, vermischt mit Jazz-Elementen. In den 50er Jahren, ab der Sonate Nr.5, übernahm sie serielle Techniken und ab 1955 weist die metrische Gestaltung ihrer Werke Ähnlichkeit mit jener von O. Messiaen und B. Blacher auf" (aus: Artikel "Sophie-Carmen Eckhardt-Gramatté", in: "The Norton / Grove Dictionary of Women Composers", New York-London 1995, S. 155-156).



Beitrag von Isolde Weiermüller-Backes
Letzte Änderung am 23. Februar 2005