Lebenslauf von Ralph Erwin

Bild von Ralph Erwin Theodor Vogl, sein Vater, war Organist, Pianist und Kapellmeister und ein Lieblingsschüler von Anton Bruckner. Sein musikalisch sehr begabter Sohn Erwin leitete bereits mit 11 Jahren ein Schulorchester. 1915 maturierte er in Wien und meldete sich als Kriegsfreiwilliger. Nach dem Krieg, in dem er schwer verwundet wurde, studierte er Musikgeschichte und Philosophie und verdingte sich als Barpianist, Cabarett- und Kaffeehausmusiker. Sein erstes Lied "Bar, kleine Bar" wurde sofort gedruckt, ebenso sein Revuelied für das Apollo-Theater, der Ragtime "Du bist so schön". Die Veröffentlichungen erfolgten unter dem Pseudonym Harry Wright, auf Anraten seines Verleger nahm er dann den Künstlernamen Ralph Erwin an.

Seinem ersten großen Erfolg "Leb wohl, schwarzbraunes Mägdelein" folgte "Wo hast du nur die schönen blauen Augen her". 1927 übersiedelte er nach Berlin. Für die Gattung Operette komponierte er "Ich betrüg dich nur aus Liebe" und "Oskar, laß dich nicht verführen".

1929 begründete er mit dem Lied "Ich küsse Ihre Hand, Madame" (Text von Fritz Rotter) für den gleichnamigen Film mit Marlene Dietrich seinen Weltruhm. Dieser Stummfilm enthält eine kurze Gesangsszene, in welcher Richard Tauber für den Hauptdarsteller Harry Liedtke das Titellied singt. Als Schallplatte wurde es in kurzer Zeit mehr als 1 Million mal verkauft. Damit wurde er auch mitbestimmend für den Berliner Schlager der zwanziger Jahre. Mit dem Film "The Emporer Waltz" und Bing Crosby wurde es weltberühmt.

Es folgten Gastspielreisen, Auftritte im Rundfunk und insgesamt mehr als vierzig Arbeiten für den deutsche und französische Tonfilme, die bis 1933 teilweise noch deutsch-französische Gemeinschaftsproduktionen waren.

"Der kleine Seitensprung" mit Hermann Thimig, Renate Müller, Otto Wallburg; "Madame hat Ausgang" mit Liane Haid; "Das schöne Abenteuer" mit Alfred Abel, Wolf Albach-Retty, Adele Sandrock, Otto Wallburg, Blandine Ebinger; "Die drei von der Kavallerie" mit Paul Hörbiger; Liebe Scherz und Ernst mit Adele Sandrock; "So ein Mädel vergißt man nicht" mit Willy Forst, Dolly Haas, Regie Fritz Kortner.

1933 musste Erwin nach Frankreich emigrieren. Er lebte in Paris und komponierte weiterhin vor allem für Filme, so für: "L`auberge du Petit Dragon" (1934), "Monsieur Sans Gêne" (1935), "La dame de Vitell", "L`île des Veuves", "La reine des resquilleuses" (alle 1936), "L'Amour veille (1937)", "Le Drame de Shangaï", "Tempête sur l'Asie", "Sur les quais de vieux Paris" (alle 1938), "Jeunes filles en détresse" (1939).

Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde er in ein Internierungslager verschleppt, aus dem ihn seine Frau nach fünf Monaten befreien konnte. Danach lebte er versteckt, wurde aber wiederum aufgegriffen. Ein Gendarm konnte aber seine neuerliche Deportation verhindern. Am 15. Mai 1943 starb er an den Folgen eines Bauchschusses (Granatsplitters), den er in seinem Versteck in Beaune-la-Rolande bei Paris erlitt.

---

Nach den Orchesterstücken der Stummfilmzeit kommen die Schlager der frühen Tonfilmzeit. Den Übergang macht "Ich küsse Ihre Hand, Madame (1929)", ein später Stummfilm, uraufgeführt in dem Jahr, in dem der Tonfilm den Stummfilm ablöste. Er enthält eine Szene, in der Frauenliebling Harry Liedtke das Titellied singt:

"Madame, ich lieb' Sie seit vielen Wochen, wir haben manchmal auch davon gesprochen. Was nützt dies alles, mein Pech dabei ist, daß ach! Ihr Herzchen leider nicht mehr frei ist. Ihr Blick gebietet mir: sei still! Doch träumen kann ich, was ich will: Ich küsse Ihre Hand, Madame, und träum' es war ihr Mund. Ich bin ja so galant, Madame, doch das hat seinen Grund..."

Die Stimme gehörte allerdings nicht Harry Liedtke, sondern dem Tenor Richard Tauber.
Letzte Änderung am 1. Mai 2004