Lebenslauf von Clara Faisst

Bild von Clara Faisst Die zu Unrecht in Vergessenheit geratene Künstlerin Clara Faisst wurde am 22.6.1872 in Karlsruhe geboren. Ihre Eltern waren der Oberkirchenrat Gustav August Faisst und die aus Lutry bei Lausanne stammende Emma Valloton. Clara Faisst besuchte die Höhere Mädchenschule in ihrer Heimatstadt und ihr musikalisches Talent wurde ab ihrem siebten Lebensjahr gefördert. Sie erhielt Theorieunterricht bei Carl Will, der am Großherzoglichen Hoftheater in Karlsruhe als Konzertmeister tätig war. Dann setzte sie ihre Studien am Konservatorium in Karlsruhe fort und ging 1894 nach Berlin an die Königliche Hochschule für Musik. Dort erhielt sie Unterricht von Ernst Rudorff, Woldemar Bargiel und Robert Kahn. Bei Max Bruch war sie in der Meisterklasse für Komposition. Nachdem sie ihre Studien abgeschlossen hatte, kehrte sie 1900 in ihre Heimatstadt zurück, wo sie dann als Lehrerin, Pianistin und Tonkünstlerin arbeitete. Sie veranstaltete regelmäßig Hauskonzerte. ‚Meine Kunst hat hier eine feste kleine Zuhörerschar, die ich alle vier Wochen zur Musik in meine Wohnung lade. Ich pflege die Werke unsrer großen Meister und spiele Bach – neben den anderen Großen’, so Clara Faisst in einem Brief an Albert Schweitzer, mit dem sie eine enge Freundschaft verband. Freundschaftlich verbunden war sie zeitlebens auch mit Wilhelm Furtwängler, Willy Rehberg, Max Bruch und dem Maler Hans Thoma. Am 22.11.1948 starb sie in Karlsruhe.

Clara Faissts Werk umfasst 33 Opusnummern, hauptsächlich Lieder, Klaviermusik, Kammermusik (Violine/Klavier, Cello/Klavier). Der Stil ihrer Musik ist spätromantisch, mit sehr persönlicher Prägung – melodiös und stimmungsvoll. Die ‚Melodie nach einer alten Ballade’ für Cello und Klavier befindet sich in: Barbara Heller/ Eva Rieger: Frauen komponieren. 14 Stücke für Violoncello und Klavier, Schott ED 8628.

Ihr Nachlass liegt in der Musikabteilung der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe.

Bibliografie:
Martina Rebmann,’Denn Fremdling sein ist Künstlers Los auf Erden’. Zu Leben und Werk der Karlsruher Komponistin Clara Faisst (1872-1948), in: Musik in Baden-Württemberg. Jahrbuch, Bd. 8 (2001), S. 79-103; ausführliches Werkverzeichnis: S. 87-103.



Beitrag von Isolde Weiermüller-Backes
Letzte Änderung am 8. Dezember 2004