Lebenslauf von Carlo Farina

Bild von Carlo Farina Carlo Farina wurde um 1600 in Mantua geboren. Er war ausgebildeter Geiger. Sein Lehrer war vermutlich Salomone Rossi, vielleicht aber auch ein anderer Geiger. Rossi hat auch Geiger ausgebildet (wie der Musikwissenschaftler Gradewitz 1992 in einem Aufsatz schreibt) und war ungefähr 30 Jahre älter als Farina, kann also schon von der etwas älteren Gereration her Farinas Lehrer gewesen sein. Vielleicht ist Rossi auch Farinas Kollege gewesen, wenn Farina, weil es möglich, aber unsicher ist, in der Hofkapelle der mantuanisch-fürstlichen Familie Gonzaga gespielt hat, wie Rossi es auch getan hat. Rossi war in dieser Kapelle Geiger, Konzertmeister, Orchesterleiter und auch Komponist von Instrumentalmusik - einsätzigen frühen "Sonaten" und "Sinfonien" sowie Tanzsätzen, wie sie alle auch Farina geschrieben hat - , Madrigalen und Psalmvertonungen. Farina und Rossi könnten also auch Kollegen gewesen sein. Kollegen waren auch vermutlich der mögliche Schüler Rossis und Mitstudent Farinas, Giovanni Battista Buonamente, Geiger, Komponist von Tanzsätzen, Arietten, Canzonen sowie einsätzigen "Sinfonien" und "Sonaten", wie sie alle ähnlich auch Farina geschrieben hat, daneben von Kirchenmusik, wie einer Antiphon, eines Magnificats sowie von Vesperpsalmen.

Diese beiden Kollegen Farinas kamen alle aus Mantua und waren dort ausgebildet worden bzw. tätig, und man kann direkt für Mantua von einer "Mantuaner Schule" sprechen. Außer als Geiger und Komponist war Buonamente noch als Kontraaltus ausgebildet sowie Mitglied des Franziskanerordens. Von diesen Musikern kann Farina gelernt haben, geigerisch wie auch kompositorisch-theoretisch, vielleicht auch noch von anderen, wie dem Brescianer Biagio Marini, dem er eine Sonate widmete.

Seine erste ungefähr nachweisbare Anstellung hatte Farina in Prag. 1625 ging er wieder von dort fort. Er war in Prag damals ungefähr Mitte Zwanzig (das Geburtsdatum 1600 ist ja auch unsicher) und war angestellt bei dem Prager Erzbischof Ernst von Harrach. 1625 wandte er sich durch Vermittlung und Empfehlung des kurfürstlich-sächsischen Musikagenten Friedrich Lebzelter nach Dresden und wurde dort am kurfürstlich-sächsischen Hof für ein Gehalt von 228 Gulden und 12 Groschen (nach anderen Quellen 200 Reichstalern), sowie Essen und höfische Kleider in Dresden angestellt, zunächst für zwei Jahre. Später, 1626, wurde sein Vertrag auf drei Jahre verlängert.

In den Landesbibliotheken von Dresden, Kassel und Darmstadt liegen musikalische Quellen von Farina, eine fünfbändige Sammlung, von denen die Kasseler und Dresdener Stücke - sämtlich fünfstimmig komponierte Instrumentalmusik - zweifelsfrei echt sind. Die Stückesammlung wurde in den Jahren 1626 bis 1628 bei Gimel Berg in Dresden veröffentlicht. Diese Dresdner Zeit ist die längste und wichtigste Zeit Farinas. Er ist dort Konzertmeister, spielt bei Festen innerhalb und außerhalb von Dresden und wirkt vermutlich auch bei der aufführung der von Heinrich Schütz, seinem unmittelbaren Vorgesetzten und Kapellmeister, komponierten und von Martin Opitz gedichteten ersten deutschen Oper "Dafne" mit. Leider ist die Musik verlorengegangen. 1629 geht Farina an den erzbischöflich-kurkölnischen Hof, der auch Verbindung mit Bonn hatte. Der Kurfürst und Erzbischof von Köln war gleichzeitig Kurfürst von Bayern (Ferdinand) und hatte seinen Sitz in Köln.

1631 finden sich Farina wieder in Italien, nämlich in Parma. Dort ist Farina an der Kirche della Madonna della Steccata tätig, einem Zentrum der Kirchenmusikpflege. Im Jahr darauf kommt für eine kurze Zeit der Geiger und Kollege Farinas, Buonamente, an dieselbe Stelle, vermutlich auf Empfehlung Farinas. Wann Farina Parma verließ und was dazu führte, weiß man nicht. Beide haben entweder im selben Orchester gleichzeitig gespielt, oder Buonamente wurde Farinas Nachfolger. 1635 ist Farina in der italienischen Stadt Massa bei deren Fürsten nachweisbar, 1637 hält er sich kurz in Modena auf und reist von dort direkt nach Danzig. Er ist dort für nur ein halbes Jahr an der Marienkirche als Geiger tätig. Farinas letzte Lebensstation ist vermutlich Wien, wo er am Hof der Fürstin Eleonore Gonzaga I. - diese kannte Farina vermutlich noch aus der Mantuaner Zeit - eine Anstellung findet und im Sommer 1639 stirbt.



Beitrag von Susanne Stechow
Letzte Änderung am 11. Juli 2005