Lebenslauf von Carl Fasch

Bild von Carl Fasch Der Sohn von Johann Friedrich Fasch (1688-1758), Komponist und Hofkapellmeister in Zerbst, wurde früh kirchenmusikalisch geprägt und von seinem Vater, der Schüler von Johann Sebastian Bach war, unterrichtet. Fasch komponierte Kirchenmusik, die er jedoch immer wieder vernichtete. 1750 wird er vom Vater nach Mecklenburg-Strelitz geschickt, um beim Konzertmeister Johann Gottfried Hertel Violine zu erlernen. Er bildet sich weiter aus im Cembalo- und Orgelspiel, wird ein hervorragender Begleiter.

Franz Benda (Geiger in der Hofkapelle Friedrichs des Großen) empfiehlt ihn 1756 an den Preußischen Hof. Fasch wird neben Carl Philipp Emanuel Bach zweiter Hofcembalist. Er begleitet den König regelmäßig bei seinen Flötenkonzerten für 300 Reichstaler pro Jahr.

Durch den siebenjährigen Krieg - die Hofoper in Berlin schließt - und den Bayerischen Erbfolgekrieg 1778 legt der König die Musik fast gänzlich zur Seite. Dennoch muss Fasch bis zum Tode Friedrichs (1786) fast alle vier Wochen nach Potsdam reisen, obgleich dort wenig zu tun ist. Fasch versuchte den Preußischen Hof zu verlassen, doch der König lehnt sein Rücktrittsgesuch ab.

Fasch hat viel Zeit, treibt mannigfaltige Studien: Medizin, Chemie, Architektur, Mathematik, Zeichnen und Sprachen. Musikalisch wird er ein Tüftler, schreibt Aufsätze über die Berechnung von Intervallen, die Fortpflanzung des Tons und schreibt kunstvolle Kanons. In dieser Zeit besinnt er sich auf die frühe Liebe zur Kirchenmusik. Hofkapellmeister Johann Friedrich Reichhardt (1752-1814) bringt Fasch aus Italien eine 16stimmige Messe des römischen, frühbarocken Komponisten Orazio Benevoli (1605-1672) mit, die Fasch fasziniert: "Es erzeugte bei Fasch den Wunsch, seine musikalische Laufbahn mit einer solchen bestmöglich gearbeiteten 16stimmigen Messe zu beenden" so Hofkapellmeister Reichhardt. "Er wollte möglichst ein Werk hinterlassen, woraus vielleicht nach 170 Jahren wieder ein Kenner sehen möge, dass es um diese Zeit einen Harmonisten gegeben habe, der sich an den 16stimmigen Satz gewagt und ihn bestanden habe", so Carl Friedrich Zelter, Schüler von Fasch und späterer SING-AKADEMIE-Direktor.

Die Messe wird zu Faschs Vermächtnis. Sie ist der Anlass, um derentwillen er die SING-AKADEMIE zu BERLIN ins Leben ruft, um ihretwillen wurde sie gegründet.

Fasch bemüht sich darum, seine Messe zum Klingen zu bringen. Aber wer soll sie singen? Schulchöre schaffen es nicht. Die Hofsänger auch nicht. So kommt er dahin, die Messe mit seinen Privatschülern einzustudieren. Ab 1790 trifft man sich im Hause des Geheimen Rath Milow am Spittelmarkt, später ab April 1791 im Hause der Geheimrätin Pappritz, am 24. Mai 1791, dem Gründungstag der SING-AKADEMIE, bei Madame Voitus Unter den Linden 59 (heute Nr. 42 - Café Einstein).

Faschs Chor wächst ständig an, was zu weiteren Kompositionen Anlass gibt, u.a. dem achtstimmigen 51. Psalm, dem »Miserere Mei«.

Bis zu seinem Tod komponiert er 12 Choräle, vier- und achtstimmige Psalmen nach Moses Mendelssohns Übersetzung, ein Requiem, eine Trauermotette. Seine Sängerinnen und Sänger rekrutiert er aus der bürgerlichen Gesellschaft Berlins.

In diesen Jahren zieht die SING-AKADEMIE aus den Privaträumen in den Saal der Königlichen Akademie der Künste Unter den Linden, wo heute die Staatsbibliothek steht.

Den ersten öffentlichen Auftritt hat die SING-AKADEMIE 1793 in der Marienkirche unter Faschs Leitung. Zum ersten Mal singen Männer und Frauen gemeinsam öffentlich in einer Kirche.

Am 21. Januar 1794 wird die erste Bach-Motette geprobt: »Komm Jesu, komm«, später auch alle weiteren. Die Musik des großen Johann Sebastian wird zum festen Repertoire des Chores, der selten öffentlich, aber um so mehr im privaten Zirkel auftritt. Zahlreiche Komponisten wie Haydn und Beethoven widmen Faschs Chor Kompositionen.

Der Ruf des Chores dringt bald über die Grenzen der Stadt hinaus, im Juni 1796 ist der 26jährige Ludwig van Beethoven aus Wien zu Gast, der Preußische Hof nimmt Anteil an dem musikalischen Leben von Faschs SING-AKADEMIE. Die durch Fasch und seiner bürgerlichen Gemeinschaft begründete Bach-Pflege der SING-AKADEMIE wird legendär: Sie leitet die SING-AKADEMIE mit Zelters Hilfe 1829 zur Wiederaufführung der Matthäus-Passion unter Felix Mendelssohn Bartholdy, was zur Bach-Renaissance breitesten Ausmaßes führt, auf welche die heutige Bachforschung weitgehend zurückzuführen ist. Es verschafft Faschs SING-AKADEMIE den bleibenden Platz in der Musikgeschichte.

Faschs Bedeutung liegt in der Begründung einer bürgerlichen Musikpflege, die sich zur Aufgabe nahm, dem damaligen Verfall der Kirchenmusik entgegen zu treten. Faschs SING-AKADEMIE stellt sich zwischen Kirche und Konzertsaal. Sie provoziert in allen Landen unzählige gemischte Chöre, die sich alle letztendlich dem Vorbild der SING-AKADEMIE Faschs verbunden fühlen. Am 3. August 1800 stirbt Fasch. Zur Trauerfeier erklingt erstmals Mozarts Requiem in Berlin. Er wird auf dem Jerusalemer Friedhof nahe dem Halleschen Tor beigesetzt. Sein Grab ziert ein Abguss seiner Büste - von Schadow gestaltet - welche zum 250. Geburtstag Faschs 1986 von der SING-AKADEMIE zu BERLIN aufgestellt wurde.

Das Grab Faschs ist ein Ehrengrab der Stadt Berlin. Nach ihm sind unweit seiner Grabstelle auf diesem Friedhof Felix Mendelssohn Bartholdy, SING-AKADEMIE-Direktor Martin Blumner 1901 und der 1999 verstorbene SING-AKADEMIE-Direktor Hans Hilsdorf beigesetzt worden.

Faschs freundliches Wesen ist in zahlreichen Gemälden von Anton Graff und Susanne Henry und Büsten von Schadow und Schaper festgehalten. Sie sind Eigentum der SING-AKADEMIE zu BERLIN und werden in öffentlichen Sammlungen wie der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Stiftung Stadtmuseum und der Stiftung Archiv der Akademie der Künste einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Das von Christoph Wolff 1999 in Kiew aufgefundene Archiv der SING-AKADEMIE zu BERLIN, welches wesentliche Quellen zur Frühzeit des Chores enthält, wird hoffentlich neue Erkenntnisse über Carl Friedrich Christian Fasch erbringen. Faschs Kompositionen sind zum größten Teil von ihn selbst vernichtet worden. Autographe seiner Werke, darunter die 16stimmige Messe, werden von der SING-AKADEMIE zu BERLIN verwahrt und der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.
Letzte Änderung am 1. Mai 2004