Lebenslauf von Federico García Lorca

Bild von Federico García Lorca Es mag viele verwundern, den Namen Federico García Lorca in einer Musikanthologie wiederzufinden. Überragendes und quantitativ mehr hat der Dichter für das Theater vollbracht. Mit seiner Poesie und der Dramatik des gesprochenen Wortes war er in der ersten Hälfte des Jahrhunderts bis zu seinem vorzeitigen tragischen Ende die Stimme Andalusiens.

Seine wichtigsten dramatischen Werke für das Sprechtheater „Bluthochzeit“ „Yerma“ und „Bernarda Albas Haus“ entstanden kurz vor seinem Tode. In ihnen dominieren starke Frauen, die sich in Übereinstimmung oder in Opposition zur hergebrachten Tradition stellen. Die Herrschsüchtige wie die Aufbegehrende kommt mit ihren Emotionen nicht zurecht. Beide scheitern, müssen leiden und büßen.

„Bluthochzeit“ brachte es auch auf der Opernbühne zu doppeltem Ruhm, allerdings nur in beigeordneter Position als Vorlage für das Libretto. Der Zwölftöner Wolfgang Fortner (geb. 1907) schuf seine Lyrische Tragödie im Jahre 1948 und komponierte die Waldszene 1953 nach. Enrique Beck schuf das Libretto und passte die Vorgabe García Lorcas dem Musiktheater zweckmäßig und einsichtig an. Die einzelnen Musiknummern werden durch Zwischenspiele miteinander verbunden. Musikalisch wird die Dodekaphonie angewandt. Erinnerungen an andalusische Folklore verblassen und der Hörer der damaligen Zeit musste sich an einem völlig fremdartigem Klangbild orientieren und dessen musiktechnische Zusammensetzung erkunden. Die Zwölftonmusik war bestens geeignet, extreme Seelenzustände durch ein vielschichtiges explosives Klangbild zu illustrieren. Legendär ist die Kölner Aufführung im Jahre 1957, in der Anny Schlemm die Partie der Braut gesungen hat.

Der zweite Komponist, der sich des Themas der „Bluthochzeit“ annahm, ist der Ungar Sándor Szokolay (geb. 1937).

Gleichzeitig mit der Premiere der „Bluthochzeit“ als gesprochenes Drama im Jahre 1933 in Madrid findet auch sein bekanntes Stück: „In seinem Garten liebt Don Perlimplin Belisa“ seine Uraufführung. Premieren von Komödien und Dramen von García Lorca seien kurz aufgezählt: „Der Fluch der Schmetterlinge“ (Misserfolg 1920), die tragische Komödie „Don Cristóbal und Doña Rosita“ (Puppenspiel 1923 in Sevilla). Es folgen: „Mariana Pinea“ (1927), und „Die wundersame Schustersfrau“ (1930) Ein Jahr vor seinem Tod schrieb der vielseitig Begabte neben seinen drei Hauptwerken noch das Stück „Doña Rosita oder die Sprache der Blumen“, welches im Jahre 1935 im Principal Palast in Barcelona uraufgeführt wurde.

Schon früh begann der Federico García Lorca Gedichte zu schreiben. Es war in der Zeit zwischen 1918 und 1920, in der er die Bekanntschaft Salvatore Dalis machte, als sein „Libro de Poemas“ veröffentlicht wurde.

Seine bekanntesten Gedichtsammlungen neben den „Zigeunerromanzen“ sind die „Canciones españolas antiguas“, von ihm selbst vertont, sollen sie auf dem Festival in Granada dem „Cante jondo“ dazu beitragen, den andalusischen Flamenco zu verherrlichen. Weitere Gedichtsammlungen tragen die Titel: „Klage um Ignacio Sánchez“, „Sonette der dunklen Liebe“, „sechs galizische Gedichte“, alle kurz vor seinem tragischen Tod entstanden.

Dimitri Schostakowitsch bediente sich und ließ das Gedicht „de Profundis“ ins Russische übersetzen. Von der Bassstimme vorgetragen und von einem Streicherensemble begleitet ist es der Auftakt zu seiner 14. Sinfonie.

Von seinen Reisen über den Atlantik hatte Kuba den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen, ein Land, das ihn seit seiner Kindheit faszinierte. Die Kubaner fühlten sich geehrt, Frederico interpretierte seine Werke und hielt in Havanna Vorträge über Literatur, Musik und seine Heimat im tiefen Süden Spaniens. Schon zu früherer Zeit lebte er - eingetragen als Student an der Columbia-Universität - neun Monate in New York. Argentinien war eines seiner erinnerungsträchtigen Reiseziele.

In Spanien brach der Bürgerkrieg aus. Verantwortungsvoll warnte er als Anhänger der Republikaner vor dem Faschismus. Im Hause seines Dichterfreundes Luis wurde er von den Aufständischen festgenommen und an der Friedhofsmauer von Fuente Grande erschossen.

„Die Stimme Andalusiens“ war für immer verklungen. Seine Gedichte und seine Vertonungen erfreuen den Liebhaber. Die Bühnenwerke gelangen zu Weltruhm und finden sich als Zeugnis spanischer Kultur auf den Spielplänen der Gegenwart.



Beitrag von Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 16. September 2005