Lebenslauf von Paul Richard Gläser

Bild von Paul Richard Gläser Sein Leben

Am 22. März 1871 erblickte Paul Richard Gläser in Untermarxgrün das Licht der Welt. Paul Gläser stammte aus einer musikalisch veranlagten Familie. Der Vater Karl Ernst war Kantor in Erlbach und unterrichtete den späteren Komponisten schon früh in Musik, so dass der Junge bald seinen Vater im Orgelspiel vertreten konnte. Finanziell alles andere als auf Rosen gebettet, besaß Karl Ernst Gläser nicht das Geld, um seinen Sohn eine Ausbildung am Konservatorium zukommen zu lassen. Paul Richard Gläser durchlief eine Lehrerausbildung in Plauen und Auerbach und unterrichtete als Hilfslehrer drei Jahre lang in Schöneck. Danach ging er doch noch auf das Konservatorium zu Leipzig, wobei ihm seine Gönnerin, eine Frau von Holstein, den Großteil des Studiums finanzierte. Die Ausbildung erhielt er bei namhaften Fachleuten seiner Zeit. Komposition lernte er bei Prof. Dr. Reinecke, das Orgelspiel bei dem Gewandhausorganisten Homeyer.

1897 schloss Paul Gläser sein Studium mit einem Ehrendiplom ab, da er zur Prüfung eine selbstkomponierte Symphonie unter eigenem Dirigat vorführte. Nach bestandener Fachlehrerprüfung für Musik in Dresden trat er ein Jahr darauf eine ständige Stelle als Lehrer im vogtländischen Unterlauterbach an. Hier heiratete er auch im Jahre 1898 seine treue Gefährtin Alma Knoth.

1901 wurde ihm das Amt des hauptamtlichen Kantors in der Marienkirche und Musiklehrers in der Volksschule der Stadt Großenhain übertragen. Ab dieser Zeit entstanden viele Kompositionen, etwa die Opern „Klabautermann“, „Der Graf von Luxemburg“, „Base Schwendler“, oder „Das Kirchlein am See“. Aus seiner Feder stammen auch die Oratorien „Es ist vollbracht“ und die „Jesus-Trilogie“ sowie vier größere Chorwerke, darunter „Giselhers Brautfahrt“ , das seine Uraufführung in Plauen erlebte.

Als Dirigent der Kantorei, der „Liedertafel“ und des „Männerchores Großenhain“ aber auch als Bundes-Chormeister des „Sängerbundes Meißner Land“ hatte Paul Gläser einen treuen Kreis von Sängerinnen und Sängern. Paul Gläsers Verdienste ehrte das sächsische Kultusministerium 1917 mit dem Titel „Kirchenmusikdirektor“. Nach einem arbeitsreichen und erfolggekrönten Leben trat Kirchenmusikdirektor Paul Gläser 1931 in den Ruhestand.

Unermüdlich tätig, setzte ihn eine schwere Erkrankung 1936 bei den Kompositionen zu der Kantatenreihe „Der Spielmann Gottes“ außer Gefecht. Paul Richard Gläser starb am 4. April 1937, kurz nach seinem 66. Geburtstag in Großenhain.

Im Oktober 1999 wurde in der Stadt Großenhain eine Sonderaustellung über das Leben und Werk des Musikers Paul Gläsers gezeigt.

Sein Schaffen

Das Schaffen Paul Gläsers ist volkstümlich. Bei aller Schlichtheit erzielt es dennoch gewaltige Wirkung, weil es aus dem Herzen kommt. Alle Werke lassen erkennen, dass Gläser ungekünstelt schaffte und aus einem reich fließenden Melodienquell schöpfte. Seine vielen Kompositionen sind fast gleichmäßig geistlicher und weltlicher Art. In seinem Lebenswerk, dem dreiteiligen Oratorium „Jesus“ offenbart sich die ganze Innerlichkeit des Meisters. Eine gigantische Aufgabe – eine vollkommene Lösung; wirkungsvolle Chöre und wunderschöne Solopartien.

Seine Werke fanden schnell Verbreitung, auch im Ausland. Er schuf mit einer Fülle geistlicher Chorwerke und Sololiedern Unvergängliches. Die Kreuzschnabellieder nach Gedichten des Voigtländers Julius Mosen und drei Hefte schlicht-frommer Weisen sind besonders erwähnenswert. An Orgelmusik schrieb Paul Gläser nur wenig nieder; köstliche Erlebnisse waren es trotzdem, wenn er auf der Orgel über ein Thema frei phantasierte; eine vollendete Technik paarte sich mit seelischem Einfühlungsvermögen zu einer herzerhebenden Musik.

Von seinen zahlreichen weltlichen Werken ist die 1922 in Altenburg aufgeführten Oper „Das Kirchlein am See“ wohl das bedeutendste. An Opern schuf er noch „Die Base Schwendler“ und „Fatme“ und als Operetten „Die Meisterkur“ und „Kaltwasserkur“. Gläsers Vielseitigkeit zeigt sich auch in seinen Sammlungen an Mädchen- und Brautliedern und anderen Zyklen, die schöne weltliche Sololieder enthalten. Seine weltlichen Chorwerke besingen oft das Voigtland, dessen Sohn er blieb. Seiner c-moll Symphonie aus der Studienzeit sind noch eine symphonische Phantasie, zwei Stücke für kleine Orchester und ein Walzer für Streichorchester gefolgt. Eine Waldhornsonate und Klavierstücke beweisen seine Verbundenheit mit der Volksmusik. Mehrere Märsche schuf er für die Großenhainer Schützen. Gläsers humoristischen Basslied „Das Rindvieh“ ist das einzige dieser Art und eine Probe seines Humors.



Beitrag von Fr. Knobloch
Letzte Änderung am 27. September 2005