Lebenslauf von Peggy Glanville-Hicks

Bild von Peggy Glanville-Hicks Schon in jungen Jahren begann Peggy Glanville-Hicks am Melba-Konservatorium ihrer Geburtsstadt bei Fritz Hart ein Studium in Komposition. Mit zwanzig Jahren ging sie nach London, um ihr Musikstudium bei Ralph Vaughan Williams fortzusetzen. Von 1936-38 setzte die Australierin ihr Studium bei Egon Wellesz in Wien fort. Der Letztgenannte war ein Schüler von Arnold Schönberg. Wie viele Musikstudierende ihrer Generation landete sie schließlich in der Talentschmiede von Nadja Boulanger in Paris.

Ab 1941 etablierte sie sich in New York und sie begann, sich für die zeitgenössische Musikszene zu interessieren. Die amerikanische Staatsbürgerschaft beantragte sie im Jahre 1948. Ihre Tätigkeit beschränkte sich zunächst auf die Verbreitung von Publikationen von Konzerten. In vielen Musikorganisationen und Foren tätig, wurde sie von 1950-60 als Direktorin der Liga für Komponisten berufen. Sie entwarf eine Serie von Musikprogrammen am Metropolitan Museum sowie am Museum of Modern Art in New York.

Unter Führerschaft des Senior-Kollegen Virgil Thomsen war die vielseitig Begabte und regsame Peggy zusammen mit Paul Bowles, Arthur Berger und Lou Harrison von 1948-58 als Musikkritikerin für den New York Harald-Tribune tätig.

Die erste Aufführung ihrer Komposition „Letters from Morocco“ erwirkte sie 1954 am Museum of Modern Art unter Stabführung von Leopold Stokowsky. Peggy Glanville-Hicks schrieb nun in Serie Filmmusik, Orchesterwerke und Kammermusik.

Ihre groß Liebe galt jedoch den Bühnenwerken. Ihr erster großer Erfolg wurde die Oper „The Transposed Heads“ nach der Novelle von Thomas Mann „Die vertauschten Köpfe“, basierend auf einer alten Hindu-Legende. Es war ein Versuch, in der Musik westliche und östliche Elemente miteinander zu verschmelzen. Das Werk erreichte ein interessiertes Publikum. Auftraggeber war das Louisville Orchester, gesponsert wurde die Arbeit von der Rockefeller Foundation. Es folgte das Ballett „The Masque of the Wild Man“, welches in Menottis erstem Festival of the Two World in Spoleto (Italien) als Attraktion aufgeführt wurde. Die Komposition wurde wie später alle anderen Ballette Peggys von John Butler choreographiert.

Um sich auf die Komposition ihrer Oper „Nausicaa“ vorzubereiten, begab sich die Vielbeachtete nach Griechenland und bezog eine Wohnung am Abhang der Akropolis. Sie widmete sich intensiver Forschung der griechischen Inselfolklore, um die musikalische Substanz in Nausicaa einfließen zu lassen. Eine Aufführung 1961 zum Festival von Athen unter Carlos Surinach mit dem Athens Symphony Orchestra und einer überwältigenden Darstellung der Nausicaa durch Teresa Stratas dürfte als Höhepunkt ihrer Karriere als Komponisten gelten. Der Erfolg der Nausicaa ließ sich mit „Sapho“ trotz eines Librettos von Lawrence Durrel nicht wiederholen. Die San Francisco Opera hatte das Werk in Auftrag gegeben und Maria Callas war für die Titelrolle vorgesehen, die Diva winkte jedoch ab.

Das Jahr 1967 wurde für Peggy Glanville-Hicks zum Schicksalsjahr. Während der Premiere zu „A Season in Hell“ verlor sie das Augenlicht. Die Ärzte diagnostizierten einen Gehirntumor und man bescheinigte ihr nur noch eine kurze Lebensdauer. Eine Operation brachte die Beseitigung des Tumors und das Augenlicht kehrte stufenweise zurück. Doch der Schock saß tief, so dass sie, auf der Höhe ihrer Schaffenskraft angelangt, für den Rest des Lebens nicht mehr komponierte. Zunächst zog sie wieder nach Griechenland und im Jahre 1975 drängte es sie, in ihre australische Heimat zurückzukehren. Peggy Glanville-Hicks ließ sich in Sydney nieder, wo sie den asiatischen Musikstudio-Programmen am Neuen australischen Musikcenter vorstand. Die Universität von Sydney verlieh ihr die Ehrendoktorwürde, und von Queen Elisabeth wurde die für ihre Verdienste mit einer Medaille dekoriert. Bevor sie 1990 in Sydney starb, hatte sie ihr Vermögen und ihre Immobilie in eine Stiftung zu Gunsten bedürftiger Musiker eingebracht. Zeitlebens hasste sie es, als „woman-composer“ eingestuft zu werden.



Beitrag von Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 30. November 2007