Lebenslauf von August Eduard Grell

Bild von August Eduard Grell Unweit von St. Nikolai in Berlins Mitte in der Poststraße 12 wird August Eduard Grell als Sohn des Königl. Geheimsekretärs beim Forstdepartement August Wilhelm Grell, der ein gewandter Orgelspieler war, geboren, woran dort noch heute eine Gedenktafel erinnert.

Eduard erhält schon frühzeitig Musikunterricht bei seinem Vater, dann dem Organisten Karl Kaufmann und dem Musiklehrer Karl Nikolaus Türrschmiedt. Mit acht Jahren kann er den Vater als Organist an der Parochialkirche vertreten. Sehr starke musikalische Prägung erfährt Eduard durch seinen Onkel Otto Grell, den Ludwig Hellwig schon 1793 in die Sing-Akademie gebracht hatte, wo er sich als Tenorsolist große Wertschätzung erwarb.

Als sein Orgellehrer Johann Georg Gottlieb Lehmann, Musikdirektor an St. Nikolai, stirbt, wird Eduard Grell als Sechszehnjähriger sein Nachfolger. Durch Kammermusiker Lagus, Violinist im Orchester des Königlichen National-Theaters, erhält er Unterricht in Violine. Er besucht das Gymnasium zum Grauen Kloster, wo der Theologe Georg Benjamin Ritschl, ein herausragender Bassist der Sing-Akademie, als Musikpädagoge wirkt, gefördert vom Direktor Johann Joachim Bellermann, der die Wiedereinführung des Gesangsunterrichts an preußischen Schulen durchgesetzt hatte. Die Dynastie Bellermann - auch der Sohn Johann Friedrich und der Enkel Heinrich werden später Direktoren an diesem Gymnasium - hält engsten Kontakt zur Sing-Akademie, der sich für beide Seiten fruchtbar auswirkt.

Bei Carl Friedrich Zelter und Carl Friedrich Rungenhagen treibt Eduard Grell Kompositionsstudien. Er gelangt so wie selbstverständlich nach seinem Schulabgang 1817 zur Sing-Akademie, obwohl er, wie sein Schüler und Biograph Heinrich Bellermann weiß, "niemals eine gesangsfähige Stimme hatte" und offenbar meist nur zugehört hat. Vielleicht rührt von diesem Defizit, gleichsam als Überkompensation, sein schließlich nahezu fanatischer und exklusiver Einsatz für die Gesangsmusik. Wahrscheinlich hat er jedoch im Laufe der Jahre seine Stimme doch etwas ausgebildet. Kompetente Lehrer waren ja Zelter und Rungenhagen - nicht nur in Komposition. Seine theoretischen Fähigkeiten vervollkommnet Eduard Grell in Erfurt durch Studien bei Gotthardt Fischer in Kontrapunkt.

Von da an entwickelt er eine ungewöhnliche Fruchtbarkeit im Komponieren. Von der Fuge "Et incarnatus" an, 1818 in der Sing-Akademie gesungen, erobert er sich alle Formen der Instrumental- und Vokalmusik bis hin zur "opera seria", dem Singspiel, der Kantate und dem Oratorium.

1851 wird August Eduard Grell als Nachfolger Carl Friedrich Rungenhagens zum Direktor der Sing-Akademie zu Berlin gewählt. Die unter Rungenhagens begonnene Präsentation des zeitgenössischen Oratoriums (Mendelssohn, R. Schumann, Loewe, Spohr) setzt er jedoch kaum fort.

Er hält am Bewährten fest, führt lediglich die Wiederbelebung des Bachschen Oratorienschaffens weiter mit der ersten Aufführung des Weihnachts-Oratoriums seit Bachs Tod, die am 17. Dezember 1857 stattfindet. Ansonsten huldigt er mehr und mehr dem Ideal der "nackten Vokalmusik", des a-capella-Singens und widmet diesem Genre seine 16stimmige Messe nach dem Vorbild jener Messe von Carl Friedrich Fasch, mit der die Geschichte der Sing-Akademie zu Berlin begonnen hatte.



Quelle: Sing-Akademie zu Berlin
Letzte Änderung am 2. Juni 2004