Lebenslauf von Walter Kollo

Bild von Walter Kollo Ostpreußen war ein Land, welches durch die wehrhaften Burgen der Deutschordensritter geprägt wurde. Nachdem die frommen Mönche im Heiligen Land ihre Aufgaben erfüllt hatten, fühlten sie sich nun berufen, die wilden Pruzzen zum wahren Glauben zu bekehren. In dieser geschichtsträchtigen Region erblickte Walter Kollo, oder Walter Kollodzieyski, wie er mit vollständigem Namen heißt, das Licht der Welt. Der Beruf des Kaufmanns, mit dem er in die Fußstapfen des Vaters treten sollte, gefiel ihm nicht. Er wollte Musik studieren, hatte die Mutter auf seiner Seite und belegte einen Studienplatz in Sondershausen. Seine nächste Station musikalischen Wirkens war die Hansestadt Königsberg, in der er sein Studium abschloss und als Kapellmeister ans dortige Theater ging.

Die leichte Muse regierte in Berlin und genau dort zog es ihn später hin. Der Stadt an der Spree galt seine ganze Liebe und er widmete ihr eine Melodie nach der anderen, die fast alle zu Evergreens wurden. Sein Texter war Williy Bredschneider. Der durchschlagende Erfolg mit einer zünftigen Operette ließ aber noch ein Weilchen auf sich warten. Erst 1913 gelang ihm der große Wurf mit „Wie einst im Mai“. Den Bezug zum Titel lieferte der Schlager: „Es war in Schöneberg, im Monat Mai, ein kleines Mägdelein war auch dabei.“ Die Menschen pfiffen ihn auf allen Gassen.

Auf „Drei alte Schachteln“ folgte zehn Jahre später dann noch „Marietta“. Den Schlager „Marietta, du kleines Prinzesschen“ hat sich kaum jemand gemerkt, dagegen wollte jeder wissen „Was eine Frau im Frühling träumt“. Auch „Warte, warte nur ein Weilchen“ blieb als Ohrwurm haften. Beim Tonfilm war Walter Kollo ein vielbeschäftigter Mann und die Musik zu vielen Revuen, die er auch dirigierte, tragen seinen Namen. Keineswegs hat es daran gelegen, nicht genügend produktiv gewesen zu sein, doch keines seiner abendfüllenden Werke war so markant, dass es die Zeiten überdauert hätte. Zu wenig Spannung in der Handlung und wenn auch schmissig, doch zu seicht in der musikalischen Ausführung. Konzerttourneen als Dirigent sorgten für das wirtschaftliche Auskommen. Kapriolen sagt man ihm nicht nach und seine Werke verlegte er selbst. Der Sohn Willi schuf die Texte und komponierte wie der Vater.

Allen Freunden des Musiktheaters bekannt ist der Enkel René Kollo. Er war der Wunschkandidat Herbert von Karajans als Walter von Stolzing für Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“. Der Tenor regiert das „Land des Lächelns“ und fühlt sich auf der Gralsburg wie zuhause.



Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 3. September 2009