Lebenslauf von Louise Adolpha Le Beau

Bild von Louise Adolpha Le Beau Luise Adolpha Le Beau wurde am 25. April 1850 in Rastatt geboren. Ihre Eltern waren der Offizier Wilhelm Le Beau und seine Ehefrau Karoline, geb. Barack. Der Vater war sehr an der Musik interessiert und selbst ein begabter Musiker. Louise erhielt ab dem 5. Lebensjahr von ihm Klavierunterricht, sowie von beiden Eltern den ersten Allgemeinunterricht. Geigenunterricht erteilte ihr Carl Ripfel; daneben erhielt sie auch Gesangstunden.

1857 zog die Familie nach Mannheim, dann 1859 nach Rastatt und anschließend nach Karlsruhe um. Schon als 8jährige komponierte Louise Le Beau ihre ersten Stückchen und machte auf ihr Talent aufmerksam. Ihre Allgemeinbildung schloss sie mit einem Examen an einem privaten Mädcheninstitut mit 16 Jahren ab und widmete sich fortan der Musik. Bei dem Hofkapellmeister Wilhelm Kalliwoda erhielt sie nun Klavierunterricht sowie bei Anton Haizinger Gesangsstunden. In dieser Zeit entstanden ihre ersten Kompositionen, und auch als Pianistin feierte sie erste Erfolge. So spielte sie im Jahr 1868 das Es-Dur Konzert von Beethoven sowie das g-Moll Konzert von Mendelssohn-Bartholdy in Karlsruhe. Daneben übte sie eine Tätigkeit als Musikrezensentin aus.

1870 machte sie die Bekanntschaft von Franz Lachner und Anton Rubinstein. 1873 lernte sie Clara Schumann kennen und wurde für kurze Zeit deren Schülerin in Baden-Baden, wo diese immer ihre Sommerferien zu verbringen pflegte. Nachdem die Familie Le Beau 1874 nach München übersiedelt war, wurde Ernst Melchior Sachs ihr Lehrer für Kontrapunkt, Harmonie- und Formenlehre. Die Entscheidung, nicht hauptsächlich Pianistin, sondern Komponistin zu werden, fällte sie in dieser Zeit. Es entstanden die drei Klavierstücke op.1 und die Konzertetüde op.2 für Klavier, die bei Präger & Meier in Druck gingen. Auch ihr op.3 Originalthema mit Variationen und ihr op.8 Sonate für Klavier erregten viel Aufsehen und ernteten (u.a. von Hermann Levi) große Anerkennung. Dazwischen entstanden Lieder für Frauenstimmen und Klavier. Nach op.9 Fünf gemischte Chöre a cappella komponierte sie als op.10 die Sonate für Geige und Klavier. Joseph Rheinbergers Kommentar nach Durchsicht dieses Werkes lautete: männlich, nicht wie von einer Dame komponiert.

1876 wurde sie dann Privatschülerin von Joseph Rheinberger. Die Violinsonate op.10 hatten ihn so beeindruckt, dass er ihrem Ersuchen, sie zu unterrichten, nachgab. Viele ihrer Kompositionen wurden im Münchner Tonkünstlerverein mit Erfolg aufgeführt. Das Trio für Klavier, Violine, Violoncello op.15, das sie noch zu Zeiten des Unterrichts bei Rheinberger komponierte, regte Franz Lachner zu folgender Äußerung an: Fahren sie nur so fort, das ist heutzutage selten – denn jetzt schämen sich die Leute ja, wenn ihnen eine Melodie einfällt.

Ein Konzerttournee mit der Sängerin Aglaja Orgeni und der Geigerin Bartha Haft führte sie im Jahr 1877 durch verschiedene bayerische Städte, wo sie auch mit eigenen Werken auftrat. 1978 gründete sie den Privatmusikkurs für Musik und Theorie für Töchter gebildeter Stände. Le Beau beschäftigte sich zusätzlich mit anderen Komponisten (Berlioz, Wagner, Chopin, Schumann) und nabelte sich immer mehr von Rheinberger ab, was letzten Endes zur Beendigung des Unterrichtsverhältnisses im Jahr 1880 führte.

Die Ballade Im Sängersaal für Bariton (Alt) und Klavier op.22 sowie die Konzertovertüre op.23 für großes Orchester fanden ungeteilten Beifall bei Franz Lachner und Hofkapellmeister Hermann Levi und verschafften ihr großen Erfolg und Anerkennung als Komponistin. Die Sonate für Violoncello und Klavier op.17 und die Vier Stücke für Violoncello op. 24 reichte sie 1882 in Hamburg bei einem Wettbewerb für Cellokompositionen ein, wobei sie für op.24 einen Preis erhielt. (In der Jury saßen damals u. a. Carl Reinecke und Niels W. Gade.)

Der Verleger Kahnt aus Leipzig druckte ihr op.27 Ruth, biblische Szenen für Soli, Chor und Orchester, das 1883 uraufgeführt wurde. Großen Erfolg erlebte das Werk auch bei einer Aufführung in Luzern. Im selben Jahr traf sie Franz Liszt in Weimar und ihr op.28 Quartett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello wurde im Gewandhaus in Leipzig uraufgeführt.

1884 lernte sie die Schriftstellerin Luise Hitz kennen, von der sie einige Gedichte vertonte. Im selben Jahr trat sie eine Reise nach Salzburg und Wien an, wo sie u.a. die Bekanntschaft von Eduard Hanslick und Johannes Brahms machte. Außerdem wurde sie Mitglied des Mozarteums in Salzburg.

1885 zog sie mit ihren Eltern nach Wiesbaden um. Auch hier war ihr die Musikwelt wohlgesonnen. Ihre Werke wurden aufgeführt, und die Familie fand schnell Zugang ins gesellschaftliche Leben. Neben dem Komponieren unterrichtete sie Musiktheorie und Gesang. 1890 zog die Familie nach Berlin um, wo sich Louise Le Beau noch mehr Anerkennung und künstlerische Resonanz erhoffte. Auch dort standen ihr alle Türen offen, und sie kam in Kontakt mit Woldemar Bargiel, Joseph Joachim, Philipp Spitta u.v.m.

1983 kehrte sie mit ihren Eltern nach Baden-Baden zurück, wo am 19. November im selben Jahr Hadumoth op.40 für Soli, Chor und Orchester mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. Leider fand das Werk keinen Verleger und auch weitere Aufführungen scheiterten. Im Laufe der nächsten Jahre entstanden mehrer Werke, u.a. die Sinfonie op.41 für großes Orchester, die 1895 in Baden-Baden uraufgeführt wurde.

1896 starb ihr Vater an einem Schlaganfall, und Louise Le Beau lebte nun mit ihrer pflegebedürftigen, fast blinden Mutter in Baden-Baden alleine. 1900 verstarb dann auch ihre Mutter.

1901 wurde das Streichquintett op.54 für 2 Violinen, Viola und 2 Violoncelli aufgeführt, das letzte große Kammermusikwerk von Louise le Beau, das auch nicht verlegt wurde. 1902 entstand ihre einzige Oper, die Märchenoper Der verzauberte Kalif op.55 (frei nach Wilhelm Hauff), die sie ihren Eltern widmete. Weitere Kompositionen (Klavierstücke, Lieder, Chöre von op.56 bis op.65a) folgten in den kommenden Jahren.

1902 lernte sie auf einer Romreise den Sänger Alfredo de’Giorgio kennen. Auch in den Jahren 1906-1910 weilte sie immer wieder in Italien. 1910 schrieb sie ihre Autobiographie Lebenserinnerungen einer Komponistin. Reisen, Unterrichten, Komponieren und Konzertieren prägten das Leben der Komponistin bis zu ihrem Tod am 2. Juli 1927.

Das Leben von Louise Le Beau ist trotz aller gesellschaftlicher Widerstände, die im 19. Jahrhundert gegenüber berufstätigen Frauen herrschte, ein erfolgreiches Künstlerinnenleben gewesen, das allerdings ohne die aufopfernde Unterstützung ihrer Eltern so nicht möglich gewesen wäre. Natürlich ist es heute nicht mehr nachvollziehbar, dass eine so erfolgreiche Komponistin wie Louise Le Beau – weil sie eine Frau war – im Jahr 1893 keine Professur an der Königlichen Musikschule in München bekam bzw. dass sie um die Aufführung und den Druck ihrer Kompositionen mehr kämpfen musste als ihre männlichen Kollegen.

Das Werk von Le Beau ist heute in der Königlichen Bibliothek Berlin und in der Staatsbibliothek München zugänglich.



Beitrag von Isolde Weiermüller-Backes



Literatur:
Keil, Brigitte: Luise Adolpha Le Beau und ihre Zeit, Frankfurt am Main 1995
Le Beau, Luise Adolpha: Lebenserinnerungen einer Komponistin, Baden-Baden 1910
Mayer, Clara (Hrsg.): Annäherungen an sieben Komponistinnen, Bd.XIII (Franziska Lebrun, Maria Rosa Coccia, Gloroa Coates, Annette Schlünz, Karin Haussmann, Agathe Backer- Grondahl, Louise Adolpha Le Beau), Kassel 2003
Letzte Änderung am 2. März 2006