Lebenslauf von Antonio de Literes

Bild von Antonio de Literes In die Lebensspanne von Antonio Literes Carrión - wie der vollständige spanische Name des Komponisten lautet - fällt auf der politischen Bühne der Wechsel von den Habsburgern zur Dynastie der französischen Bourbonen. Letztere missachteten die spanische Musiktradition, fühlten sich zu den Italienern hingezogen und die neuen Herren diktierten den Stil. Die königliche Hofkapelle wurde von italienischen Kräften unterwandert. Philipp V. entzog den Musikern seine Gunst und knauserte mit den Bezügen, weil man das Geld für die Kriegskasse benötigte. Der spanische Erbfolgekrieg verschlang ein Vermögen.

Der Wechsel auf oberster Ebene hatte fatale Folgen für Antonio de Literes, denn er hielt in Ablösung von Sebastián Duron zehn Jahre lang die Position des Ersten Kapellmeisters des königlichen Orchesters - von Karl II. selbst ernannt.

Seine Karriere begann er jedoch schon 1693 als erster Cellist. Zuvor hatte der aus Mallorca stammende Literes eine musikalische Ausbildung als Komponist und Instrumentalist am Real Colegio de Niños Cantoricos in Madrid abgeschlossen.

Die spanischen Berufsmusiker schlossen sich zusammen und es gelang ihnen, durch private Konzertveranstaltungen wieder Fuß zu fassen und die Adelskreise sowie die soziale Oberschicht für ihre Kunst zu gewinnen. Der beliebte Librettist José de Cañizares schrieb die Texte zu einer Fülle von Zarzuelas für Antonio. Es entstanden seine vier berühmten Opern „Dido y Eneas“, „Los Elementos“, „Júpiter y Dánae“ sowie „Acis y Galatea“.

Antonio de Literes verschloss sich dem fremden Einfluss nicht und ließ auch Bewunderung durchblicken. Er versuchte dem italienischen Stil die spanische Tradition aufzupfropfen. Aus Bosheit mochte er auf Gitarren und Kastagnetten in seinem Orchester nicht verzichten. In den letzten Lebensjahren wurde es still um den Meister, weil die Zeiten sich wandelten.



Beitrag von Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 27. Oktober 2008