Lebenslauf von Ludolf Nielsen

Bild von Ludolf Nielsen Seine Kindheit verbrachte Ludolf Nielsen auf einem Bauernhof in einem Dorf im Süden der Insel Seeland. Die Eltern nahmen das musikalische Interesse des Kindes wahr, und ein Geiger im Ort brachte dem Kleinen die Grundkenntnisse des Violinspiels bei. Ab dem 9. Lebensjahr erhielt er regelmäßigen Unterricht von einem ausgebildeten Lehrer in Naestved. Schnell entwickelte der Begabte seine Fähigkeiten, und der Schüler wurde eingeladen, auf Hochzeiten und ländlichen Festen zu musizieren.

Mit sechzehn Jahren ging der Heranwachsende nach Kopenhagen und beschloss, Berufsmusiker zu werden. Ein Platz am Konservatorium wurde frei und Nielsen studierte Violine, Theorie und Klavier. Als ausübender Musiker wollte er Karriere machen, und gründete ein Streichquartett in dem er die Bratsche spielte. Doch es kam alles anders. Bereits während der Konservatoriumszeit begann er zu komponieren.

Die Viola spielte er auch im Tivoli-Orchester, dem führenden Klangkörper Dänemarks, welches den Musiker 1895 aufnahm. Im Jahre 1902 komponierte er die Sinfonische Dichtung „Regnar Lodbrog“ und schon bald reihte man ihn unter die führenden jungen Komponisten Dänemarks ein. 1903 besuchte er Leipzig, und der Verlag Breitkopf und Härtel druckte seine beiden ersten Streichquartette.

Die Karriere ging steil aufwärts. Ab 1905 dirigierte er regelmäßig das Tivoli-Orchester. Nun sammelte er die Erfahrungen, die ihn befähigten, die eigenen Kompositionen differenziert zu orchestrieren und seinen individuellen opulenten Stil zu entwickeln.

Seine Heirat im Jahre 1907 veranlasste ihn, seinen festen Wohnsitz in die unmittelbare Nähe der Hauptstadt zu verlegen. Ein dreijähriges Stipendium des Staates Dänemark ermöglichte ihm Reisen nach Deutschland, Österreich und Italien. Die meisten seiner Kompositionen, darunter sehr viele Lieder, schuf er in dieser Zeit.

Der Ausbruch des ersten Weltkrieges im Jahre 1914 lähmte eine ganze Generation. Nielsens Kompositionen wurde nur noch wenig Interesse entgegengebracht. Sogar sein großes Chorwerk „Der Turmbau zu Babel“ fand nicht die gewünschte Resonanz.

Die Gründung des Staatlichen Dänischen Rundfunks gab dem Komponisten wieder Aufschwung. Zwischen 1926 und 1932 war er der musikalische Berater des Senders, gestaltete das Programm und schuf Gebrauchsmusik von geringem Wert, die der Begleitung von Hörspielen diente.

Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges starb er im Alter von 63 Jahren. Sein Lebenswerk umfasst etwa 200 Kompositionen. Größte Resonanz fanden seine drei Sinfonien und die Ballettmusik „Lakschmi“. Das exotische Kolorit fand er in den Werken von Nikolai Rimski-Korsakow, der ihn zur Musik der indischen Liebesgesichte inspiriert haben mag. Ludolf Nielsen zählt zur letzten Generation romantischer Komponisten in Dänemark. In neuerer Zeit wird seinen Werken wieder gesteigertes Interesse entgegengebracht.



Beitrag von Engelbert Hellen
Letzte Änderung am 5. August 2006