Lebenslauf von Ignaz Joseph Pleyel

Bild von Ignaz Joseph Pleyel Als Sohn eines Schulmeisters (Martin Pleyl) wurde das musikalisches Talent des Buben frühzeitig entdeckt. Mit Hilfe des Gönners Graf Ladislaus Erdödy aus Preßburg (1746-1786) erhielt Pleyel ein profundes Musikstudium bei den Meistern Johann Baptist Vanhal (1739-1813) und Joseph Haydn (1732-1809). Er entwickelte sich zum Lieblingsschüler Joseph Haydns, des Hofkapellmeisters der Fürsten Esterhazy in Eisenstadt.

Unterstützt von Erdödy unternahm Pleyel mehrmals (1777, 1781. 1783) musikalische Bildungsreisen nach Italien, wo er viele Persönlichkeiten und Berühmtheiten des Musiklebens seiner Zeit kennenlernte ( z.B.: Cimarosa, Guglielmi, Pugnani, Paisiello und Nardini, sowie die Sänger Marchesi, Guadagni, Gabrielli und Pachierotti). In Neapel wurde am 30. Mai 1785 seine Oper "lfigenia in Aulide" im Teatro San Carlo uraufgeführt.

1783 kam Pleyel durch Vermittlung des politisch zwiespältigen Diplomaten Prinz Louis von Rohan (1734 - 1803) als Assistent des seit 1769 im Amt befindlichen Domkapellmeisters Franz-Xaver Richter (1709 - 1789) nach Straßburg. Im September 1789 wurde Pleyel bischöflich-hochstiftlicher Straßburgischer Münster-Kapellmeister. Zu dieser Zeit entwickelte er eine reiche Konzert- und Kompositionstätigkeit. Leider fielen aber bald die Schatten der französischen Revolution auf Pleyel und seine inzwischen gegründete Familie. Im Januar 1788 hatte er die Tochter eines Straßburger Teppichwebers, Francoise-Gabrielle Lefevre, geheiratet. Dieser Ehe entstammten vier Kinder, darunter der später als Klaviervirtuose bekannt gewordene Camille, der dem Vater in Paris als Klavierbauer und Musikverleger nachfolgte.

1791 reiste Pleyel nach London. Dort sollte er im Rahmen der "Professional Concerts", veranstaltet vom berühmten aus der Mannheimer Schule kommenden Geiger Wilhelm Cramer (1745 - 1799), Vater des nicht weniger berühmter Klaviervirtuosen Johann Baptist Cramer (1771 - 1858), als Konkurrent seines Lehrers Haydn, (der die "Salomon-Concerts" leitete) aufgebaut werden. Durch das gute Einvernehmen der beiden Musiker jedoch ging dieser Plan nicht auf. Das Londoner musikalische Wirken beider verlief in jeder Hinsicht erfolgreich.

Als österreichischer Adeligen- und Klerikergünstling mehrfach denuziert, zählte möglicherweise auch Pleyel zu den als Feinde der Freiheit "Verdächtigen", doch er stellte seine patriotische Gesinnung nicht nur bei den Festen der Vernunft 1793 und des Höchsten Wesens 1794 eindrucksvoll unter Beweis: Noch nach dem Sturz Robespierres komponierte er eine bombastische Freiheitshymne. Die effektvolle Komposition der "Revolution du 10 août" (auch als "Tocsin allégorique" bekannt) mit Kirchenglocken, Chören und Schlachtenlärm dauerte etwa acht Stunden und fand bei den Revolutionären derartig großen Anklang, dass sie bald darauf und später in Konzerten wiederholt werden musste.

Allerdings hatte Pleyel nun von den revolutionären Gegebenheiten in Straßburg genug, und er übersiedelte samt Familie 1795 nach Paris, wo er 1797 einen Verlag und 1807 eine Klaviermanufaktur gründete. Das Sammelwerk "Bibliothèque musicale" und eine Gesamtausgabe von J. Haydns Streichquartetten werden als Glanzleistungen seiner Verlagstätigkeit angesehen. Er gilt auch als Erfinder der Taschenpartitur. Pleyels Sohn Camille (1788 - 1855) übernahm die Firma und gab am 1. Januar 1830 ein öffentliches Konzert, bei dem auch Ignaz Pleyel selbst anwesend war und wodurch die Tradition der noch heute bestehenden "Salle Pleyel" als bedeutende Stätte zur Abhaltung von Konzerten begründet wurde. Ab 1824 zog sich Ignaz J. Pleyel immer mehr aus dem Musikleben zurück und beschäftigte sich auf seinem Landgut Somerau bei Paris mit Landwirtschaft. Am 14. November 1831 starb er, wohl bewußt, dass sein Kompositionsstil von der Romantik überholt worden war.

Pleyel schrieb nicht weniger als 41 Symphonien, 6 Symphonies Concertantes, 8 Konzerte, Oktette, Septette, Sextette, 17 Quintette, 70 Quartette, 48 Trios, 64 Duette, ferner Hymnen und Lieder, Bearbeitungen schottischer Volkslieder, ein hochinteressantes Requiem, Messen nebst sonstiger diverser Kirchenmusik und zwei Opern. Zusammen mit dem seinerzeit berühmten Pianisten Jan Ladislaus Dussek (1760 - 1799) verfasste Pleyel eine Klavierschule "Nouvelle Methode de Pianoforte, contenant les principes du doigté" 1797 in Paris.

Seine Kompositionen wurden noch zu dessen Lebzeiten in über 50 Städten Englands und Nordamerikas in etwa 250 Verlagen in mindestens 2000 verschiedenen Ausgaben veröffentlicht.

Er liegt auf dem Pariser Prominenten-Friedhof Père Lachaise inmitten der Grabstätten anderer musikalischer Berühmtheiten (z. B. Etienne Nicolas Mehul, Georges Bizet, Luigi Cherubini und Vicenzo Bellini) begraben. Seit Oktober 1998 verkündet eine Inschrift auf dem Sockel der Grabsäule, dass der in Frankreich so bekannte Ignace Pleyel in Ruppersthal/Österreich geboren worden ist.
Letzte Änderung am 1. Mai 2004