Lebenslauf von Eduard Pütz

Bild von Eduard Pütz Eduard Pütz wurde am 13. Februar 1911 in Illerich in der Eifel, einem Dorf in der Nähe von Cochem, geboren. Sein Vater war dort Volksschullehrer. Auch er war ein begeisterter, für Neues offener Musiker. Von 1923-1930 lernte Eduard Pütz bei seinem Vater Klavier zu spielen.

Von 1930-1935 studierte er in Köln. An der Musikhochschule belegte er die Fächer Schulmusik und Komposition bei Heinrich Lemacher, Hermann Schroeder und Kaspar Roeseling, an der Universität studierte er Mathematik. Nebenbei verdiente er etwas Geld, indem er Jazz- und Tanzmusik in Lokalen spielte. Doch das war wegen der Nazis, die Jazzmusik als "Negermusik" bezeichneten, nicht ganz ungefährlich. Solange es noch möglich war, kaufte er sich dennoch Jazzplatten, z. B. von Louis Armstrong.

Nach dem Studium hatte er seine erste Anstellung als Studienassessor in Essen. Später wechselte er nach Aachen, wo er 1-2 Jahre blieb. 1940 wurde er schließlich an eine neu errichtete deutsche Schule nach Malmedy versetzt. Zu dieser Zeit war er bereits verheiratet. Kurze Zeit später wurde er zum Wehrdienst eingezogen.

Auch während seiner Kriegszeit blieb Eduard Pütz der Musik nicht fern: er dirigierte ein Wehrmachtsorchester und spielte auch selber Akkordeon. Durch die Musik versuchte er seine Kameraden aufzumuntern. Allerdings war für ihn die Kriegszeit alles andere als leicht: Von seiner Kompanie blieben nur zehn Kameraden am Leben und er hat alle anderen Kameraden sterben sehen. Das war für ihn ein Trauma und ist einer der Gründe, warum bei ihm nach dem Krieg der Wunsch entstand, U- bzw. Jazz-Musik zu spielen, denn beim Musizieren konnte er sich von seinen Erinnerungen ablenken.

In der Nachkriegszeit von 1945-1950 verdiente er seinen Lebensunterhalt als Jazzmusiker und Verlagsarrangeur. Nach der langen freudlosen Kriegszeit hatte er einfach das Bedürfnis, endlich wieder zu musizieren, wie es ihm gefiel. Außerdem hatte er eine Familie mit zwei Kindern zu versorgen. In Bierlokalen und Cafes arbeitete er als Jazzpianist und spielte U-Musik und auch Schlager, je nachdem, was verlangt wurde. In Lokalen zu spielen war für ihn ein großer Vorteil, da man vor 1950 nicht mit Geld bezahlen konnte und er mit Zigaretten bezahlt wurde, die er gegen Lebensmittel eintauschte. Er gründete auch eine Combo, für die er selbst eigene Stücke komponierte. In ihr zu musizieren war für ihn ein Ausdruck der Lebensfreude (auch mit 80 Jahren spielte er noch einmal in einer Jazz-Gruppe!). Nach dem Krieg wurde Jazzmusik endlich akzeptiert und nicht mehr als "Negermusik" bezeichnet. Die Nachkriegszeit ist auch für seine Kompositionen von Bedeutung, da er jahrelang Musik praktizierte und dabei viele Erfahrungen sammelte.

Ab 1950 bis 1965 war er Musik- und Mathematiklehrer am Städtischen Gymnasium in Rheinbach. Das bedeutete für ihn eine gesicherte Existenz, die für seine Familie notwendig war. Von 1950-1999 wohnte er in Rheinbach, also kann man ihn als Rheinbacher Komponisten bezeichnen.

Auch während dieser Zeit als Lehrer am Städtischen Gymnasium komponierte er, wenn sein Beruf ihm die Zeit dazu ließ. Seine Kompositionen aus dem Bereich der U-Musik erschienen im Gerig- Verlag. Einige Jahre später veröffentlichte dieser Verlag auch Stücke aus dem Bereich der ernsteren Musik. Seinen eigentlichen kompositorischen Einstieg erlebte er mit der Kantate "Gut gefällt uns das Leben". Das gesamte Gymnasium, Lehrer wie Schüler, wirkte bei der Aufführung mit, die ein Aufnahmewagen des Südwestfunks im Radio übertrug. Auch Schlager wie z.B. "Mit 17 hat man noch Träume" und Ostermann-Lieder arrangierte er, wenn es verlangt wurde. 1957 gründete er einen Madrigal-Chor und reiste mit ihm zu verschiedenen Schulen. Für diesen 4-stimmigen Chor hatte er "Deep River" geschrieben, eine Missa, in der er ein Spiritual mit lateinischen Messetexten verband. Für das Publikum war das etwas völlig Neues. Trotz seiner Begabung blieb er aber sehr bescheiden und betrachtete seine außerschulischen Tätigkeiten als "seine unbürgerliche Seite".

1965-1979 arbeitete er an der Rheinischen Musikschule in Köln als Theorielehrer. Das brachte ihn auf die Idee, Stücke für seine Schüler zu komponieren. Er komponierte allerdings nicht nur Musik, sondern verfasste auch einige Elementarlehren, die u.a. Übungsaufgaben für Schüler enthalten: "Der traditionelle Vierstimmige Satz", "Musikalische Elementarlehre" und "Kadenzen, Sequenzen, Formeln zum Jazz". Zusammen mit Hugo Wolfram Schmidt hat er außerdem das Buch "Musik international" beim Gerig- Verlag herausgegeben, für das er mehrere Artikel über afrikanische und afro- amerikanische Musik geschrieben hat.

Die meisten Kompositionen entstanden erst in späteren Jahren, da er nach seiner Pensionierung mehr Zeit dazu hatte. Die bekanntesten Stücke schrieb er erst ab 65 Jahren bis ins hohe Alter hinein, wie z.B. "Blue Fantasy", ein großes Orchesterwerk, das er mit 86 Jahren komponierte und dessen Uraufführung vom Landesjugendorchester Nordrhein-Westfalen er miterlebte.

Sein großer Wunsch, dass seine Kompositionen von dem internationalen Schott-Verlag gedruckt werden, erfüllte sich erst Ende der 70er Jahre. Als er aber von diesem entdeckt war, erhielt er immer weitere Aufträge, für den Verlag zu komponieren. Ein Problem für ihn war allerdings, dass meistens "unterhaltende" Kompositionen bei den Verlagen bevorzugt wurden. Die Nachfrage nach ernsten Stücken war nicht so groß. Der Grund dafür war auch, dass die Investitionen für eine Aufführung dieser Stücke mit oft großer und ungewöhnlicher Besetzung zu hoch waren und die Verlage daher eher Stücke für kleinere Besetzungen wie z. B. Jazzstücke für Klavierschüler druckten. So wurde auch seine Oper leider noch nie aufgeführt. Außerdem wurden viele seiner Werke von dem Radiosender WDR der Öffentlichkeit präsentiert.

1997 erhielt Eduard Pütz das Bundesverdienstkreuz für seine Leistungen. Er erhielt auch mehrere Preise, z. B. den Kulturförderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Auf der Weltausstellung in Hannover wurde vergangenes Jahr [2000] bei einem Konzert ein Klaviertrio von Eduard Pütz aufgeführt.

Am 18. Januar 2000 verstarb er im Alter von 88 Jahren in Bad Münstereifel im Hause seiner Tochter. Auch seine Kinder sind Musiker geworden, so wurde seine Tochter Cellolehrerin, und seine Enkelin studiert Musikwissenschaft.



Beitrag von Marianne Gierlich
Letzte Änderung am 1. Mai 2004