Lebenslauf von Ernest Reyer
Es störte seinen Vater gewaltig, dass Louis Étienne Ernest, wie alle seine Vornamen lauteten, Musik studieren wollte. Deshalb schickte er ihn zu einem Verwandten nach Algier, wo Studium und Ausübung praktisch nicht möglich waren. Der alte Herr erreichte das Gegenteil. Ernest nahm die Klangwelt des Orients in sich auf und mit den wenigen theoretischen Kenntnissen, die er hatte, machte er erste Kompositionsversuche. In Algier wurde sogar eine Messe für einen Festgottesdienst von ihm aufgeführt. Schließlich setzte er sich durch und ging in die Metropole Paris, wo Tante Louise ihn unter ihre Fittiche nahm. Er suchte den Kontakt zu Félicien César David, von dem man sagt, dass er als erster exotische Elemente in die französische Musik einbrachte. Seinen Lebensunterhalt bestritt Reyer, indem er Artikel für verschiedene Zeitungen schrieb. Ab 1866 war er Bibliothekar an der Opéra in Paris. Musikgeschichtlich gesehen ist Reyer ein Vorläufer des Impressionismus und Wagnerepigone. Als sein Hauptwerk gilt die Oper „Salammbô“ nach dem vielbeachteten Roman von Gustave Flaubert. Seine Affinität zu Richard Wagner, von der die Oper „Sigurd“ Zeugnis ablegt, brachte ihm die Ablehnung seiner Zeitgenossen ein. Melodisch sehr schön, ist die Arie der Brunehilde „Salut, splendeur du jour“ das Kernstück der Oper. Das Ballett „Sakountala“ hat seine Handlung ins alte Indien verlegt und huldigt dem Exotismus, während die dramatische Szene „La Madeleine au désert“ unverkennbar an die Zeit in Algier erinnert. Beitrag von Engelbert Hellen |
Letzte Änderung am 19. Juli 2007