Lebenslauf von Philippine Schick

Bild von Philippine Schick Philippine Schick wurde am 9. Februar 1893 in Bonn geboren. Sie war das einzige Kind des deutschen Professors für Anglistik, Joseph Schick, und dessen englischer Ehefrau Mary (geborene Butcher), die selbst Klavier und Orgel spielte und auch Kontrapunkt gelernt hatte.

1897 zog die Familie nach München, wo der Vater eine Professur als Ordinarius für Englisch an der Münchener Universität erhalten hatte und wo das Kind zweisprachig aufwuchs. Ab dem 8. Lebensjahr erhielt Philippine dort Klavierunterricht und mit 13 Jahren verfasste sie schon eigene kleinere Kompositionen.

„Außer den Klavierstunden erlaubte, ja befahl (der Vater) sogar das Geigenspiel – zunächst bloß, weil er einem armen Studenten helfen wollte, der eine neue vertrackte Violine erfunden hatte... Immerhin durfte ich dann bei zwei Joachimschülerinnen hintereinander, Geige spielen lernen... Damals war gutes Klavierspiel sowie möglichst ein Streichinstrument unerläßlich für den Komponisten, gerade bei Orchester- und Kammermusik-Kompositionen. So bedauerte ich dies doch niemals“ (Philippine Schick, „Lebensbeschreibung einer Komponistin“ [wohl ca. 1969, Münchener Stadtbibliothek, Monacensia. Literaturarchiv. Nachlass Schick, S. 3]).

Mit der Ablegung des „Französischen Lehrerinnenexamens“ an der „Höheren Töchterschule“ erlangte Philippine ab 1910 die Erlaubnis, Vorlesungen an der Universität in München als Gasthörerin besuchen zu dürfen, wobei sie dort die Fächer Griechisch, Latein, Hieroglyphen, Französische und Englische Literatur, Chinesisch, Phonetik, Sprachwissenschaften und auch Geometrie belegte.

Ab 1914 studierte sie dann an der „Staatlichen Akademie für Tonkunst“ in München Klavier bei Hermann Zilcher (1881-1948), August Schmid-Lindner (1870-1959) und Wolfgang Ruoff (1882-1964), ab 1915 dann auch Komposition bei dem Bruckner-Schüler Friedrich Klose (1862-1942), wobei sie das Studium 1918 bzw. 1919 mit dem Examen erfolgreich abschloss. 1921 stellte sie sich dem Komponisten, Musikpädagogen und späteren Direktor [ab 1922] der Münchener „Akademie für Tonkunst“ Hermann Wolfgang Sartorius Freiherr von Waltershausen (1882-1954) mit ihrem Streichquartett op. 2 vor, der ihre Begabung sofort erkannte und sie als Privatschülerin annahm.

Während ihrer Studienzeit bei Waltershausen (1921-1925) entstanden weitere Kompositionen, u. a. das Klavierkonzert op. 10 (1923), die Passacaglia und Fuge op. 11 für Orgel, die Sechs kleine[n] Charakterstücke op. 13 für Klavier (1925) sowie die Klavierlieder opp. 5-9/12. 1927 heiratete Philippine ihren Mentor von Waltershausen und 1928 kam ihre einzige Tochter Leonore zur Welt. In den 6 Jahren ihrer Ehe komponierte Philippine zahlreiche weitere Werke, nun vor allem auch größer besetzte Vokalkompositionen.

Im Dezember 1933 wurde die Ehe geschieden, da sie an den unterschiedlichen Vorstellungen der beiden Eheleute - so wollte der Ehemann keine gleichberechtigte Partnerin, sondern vor allem eine Sekretärin und eine Köchin - scheiterte.

In den 1930er Jahren verlegte Philippine Schick daneben ein Großteil ihrer Energie vor allem auf die Förderung von Komponistinnen, war 1932 selbst Mitbegründerin der GEDOK-Gruppe München und wurde dann dort zur Musikfachbeirätin ernannt; zugleich entstand in den Jahren zwischen 1932 und 1942 fast die Hälfte ihrer Werke, die in Deutschland und im Ausland, aber auch im Rundfunk, teilweise mehrere Male aufgeführt wurden.

Während der nachfolgenden Kriegsjahre erlosch aber der Elan der Komponistin, neue Werke zu schaffen und in den Nachkriegsjahren von 1946-1956 übernahm sie einen Lehrauftrag für Anglistik und Musiktheorie an der Universität München.

Um die Zwölftontontechnik besser kennenzulernen, nahm sie ab 1949 ein Fernstudium bei dem Josef Hauer-Schüler Hermann Heiß (1897-1966) auf, von der sie dann aber 1954 wieder deutlich Abstand nahm.

Am 13. Januar 1970 starb Philippine Schick in München.



Dieter Michael Backes
Letzte Änderung am 31. Januar 2025