Lebenslauf von Ruth Schonthal

Bild von Ruth Schonthal Ruth Schonthal wurde am 27. Juni 1924 in Hamburg geboren. Ihre musikbegeisterten Eltern Fritz Schonthal und Ida Schonthal, geb. Spitz, stammten aus Wien. Die Familie zog dann kurze Zeit später nach Berlin um, wo im Jahr 1926 ihr Bruder Fritz zur Welt kam. Schon mit 5 Jahren begann sie mit ersten Kompositionsversuchen, die so vielversprechend waren, dass sie am Stern’schen Konservatorium in Berlin als jüngste Studentin aufgenommen wurde. Dort erhielt sie Klavierunterricht bei Luise Lehde und Theorieunterricht bei Hilde Bischoff.

1935 war es für die Jüdin Ruth Schonthal nicht mehr möglich, weiter am Konservatorium zu bleiben, und auch die Elisabethschule musste sie verlassen. Sie wechselte an eine jüdische Privatschule und nahm bei dem Schönberg-Schüler Walter Hirschberg Klavierunterricht; anschließend wechselte sie zu dem Konzertpianisten Alfred Meizel.

1938 musste die Familie nach Schweden emigrieren, wo Verwandte der Familie wohnten. Dort studierte Ruth bis 1941 an der königlichen Musikakademie in Stockholm bei Olaf Wibergh und Helene Barere Klavier sowie bei Ingemar Lijefors Komposition. Hier entstand auch ihr erstes gedrucktes Werk, die Sonatina für Klavier.

1941 wanderte die Familie über Russland nach Mexiko aus. In Mexiko City führte sie ihr Kompositionsstudium bei dem Dukas-Schüler Manuel M. Ponce und bei Rudolf Halfter weiter. Klavierunterricht erhielt sie bei Pablo Castellano. In dieser Zeit entstand auch ihr Klavierkonzert.

1942 heiratete sie Oscar Manuel Ochoa; 1944 kam ihr Sohn Benjamin zur Welt. 1946 ließ sich das Paar wieder scheiden und Ruth Schonthal arbeitete als Pianistin und Komponistin. Durch ihren Lehrer Ponce lernte sie viele bekannte Persönlichkeiten, wie Sergio Celibidache, Erich Kleiber, Henryk Szering, György Sándor u.v.m. kennen. In Mexiko begegnete sie auch Paul Hindemith, der sie 1946 als seine Schülerin mit nach New York an die Yale Universität nahm. 1949 schloss sie dort ihr Studium mit dem Bachelor of Art ab. Sie nahm nun ihren Sohn Benjamin, der noch immer bei den Eltern in Mexiko lebte, zu sich nach New York, wo sie ihren Lebensunterhalt mit Unterichten bzw. als Pianistin in Bars und Hotels verdiente.

1950 heiratete sie den deutschstämmigen Maler Paul Seckel. Ab 1952 arbeitete sie als Klavierlehrerin an einer Schule in Westchester. 1953 kam ihr Sohn Bernhard zur Welt. 1958 zog die Familie von New York nach Westchester, wo der dritte Sohn Alfred geboren wurde.

Sie gründete nun ihre eigene Musikschule, wo sie zwei weitere Klavierlehrer beschäftigte. Anfang der 60er Jahre trat sie ins American Music Center ein, wodurch ihre Werke mehr an die Öffentlichkeit kamen und sie als Komponistin bekannter wurde. (Trotz des ähnlichen Werdegangs und auch Schicksals, das sie mit der Komponistin Ursula Mamlok, die auch von Berlin über Equador nach New York emigrieren musste, verbindet, lernten beide sich in New York nicht näher kennen. Beide Komponistinnen hatten ihre Heimat aufgeben und ein neues Leben in einer ihnen völlig fremden Umgebung anfangen müssen, wobei beide – trotz dieses Schicksalsschlages – gegenüber ihrer deutschen Heimat nicht verbittert sind und wieder enge Kontakte zu der deutschen Kulturszene und zu ihren deutschen BerufskollegInnen aufgenommen haben. Beide Komponistinnen sind oft in Deutschland und werden hier sehr hoch geschätzt.)

1974-77 unterrichtete Ruth Schonthal an der Adelphi Universität New York Musiktheorie und Komposition. 1975 trat sie in die International League of Women Composers ein. 1977-1982 hatte sie an der New York Universität und am Westchester Conservatory Lehraufträge. 1980-84 war sie 2. Vorsitzende der American Women Composers. 1980 reiste Ruth Schonthal das erste Mal nach ihrer Emigration nach Europa. Zunächst hielt sie sich in Italien auf, um dann nach Deutschland zu kommen, wo sie Konzerte gab und Vorträge hielt.

Schlechte Arbeitsbedingungen zwangen die Komponistin 1982, ihre Lehrtätigkeiten an der New York University aufzugeben. 1994 erhielt sie den Künstlerinnen-Preis in Heidelberg. Die Komponistin lebte und arbeitete bis zu ihrem Tod am 10.7.2006 in New Rochelle bei New York.



Beitrag von Isolde Weiermüller-Backes

Literatur:
Helmig, Martina: Ruth Schönthal. Ein kompositorischer Werdegang im Exil, Hildesheim 1994
Sperber, Roswitha (Hrsg.): Komponistinnen in Deutschland, Bonn 1996
Sonntag, Brunhilde/Matthei, Renate (Hrsg.): Annäherungen an sieben Komponistinnen, Bd.II (Alma Mahler, Adriana Hölszky, Ruth Schonthal, Felicitas Kukuck, Myriam Mabe, Violeta Dinescu, Vivienne Olive), Kassel 1987
Letzte Änderung am 20. Juli 2006