Lebenslauf von Thomas Tallis

Bild von Thomas Tallis Thomas Tallis lebte während einiger der stürmischsten Jahre des 16. Jahrhunderts. Geboren 1505 in Leicestershire, gestorben am 23. November 1585 in Greenwich.

In der Zeit der englischen Reformation komponierte er geistliche, vorwiegend vokale Musik für die katholischen Gottesdienste in der Zeit von Henry VIII (1509-1547), für die englischsprachigen Gottesdienste unter Edward VI (1547-1553), für die wieder eingeführte lateinische Liturgie unter Mary (1553-1558) und während der Regentschaft von Königin Elisabeth I (1558-1603).

Ab 1532 taucht sein Name auf der Gehaltslisten der Benediktinerabtei in Dover auf, wo er Organist war, dann bis 1540 an der Abtei von Waltham. 1542 wurde er "lay clerk" an der Kathedrale von Canterbury. Im Jahr 1543 wird er zum Gentleman der Chapel Royal berufen. 1575 wird er dort Organist und erhält das staatliche Monopol zum Druck und zur Veröffentlichung von Noten.

Sein wohl berühmtestes Werk ist die 40-stimmige Motette "Spem in alium", die mit Sicherheit auch eines der genialsten Werke der Musikgeschichte ist. Es basiert auf einem Responsorium aus der Historia Judith. Tallis benutze den Text und machte daraus eine durchkomponierte, monumentale Motette für acht fünfstimmige Chöre, die über den Raum verteilt sind. Die Motette beginnt zunächst mit einer einzelnen Stimme, in die nach und nach die anderen Stimmen nachahmend einfallen. Während die früheren Stimmen verstummen, bewegt sich der Klang allmählich vom ersten bis zum achten Chor. Auf dem vierzigsten Grundschlag der Motette erklingen dann zum ersten mal alle vierzig Stimmen gemeinsam. Danach kehrt sich die Bewegung um und der Klang wandert vom achten zum ersten Chor zurück. Danach singen die Chöre paarweise über den Raum, um sich am Schluss noch einmal zu einem gemeinsamen Höhepunkt zu vereinen. Entstanden ist das Werk wohl als Erwiderung auf ein 40-stimmiges Werk des Italieners Alessandro Striggio, vielleicht aus Anlass des vierzigsten Jahres der Regentschaft seiner Dienstherrin Elisabeth I.



Beitrag von Gerald Steinmetz
Letzte Änderung am 6. Januar 2005