Lebenslauf von Alice Charlotte Tegnér

Bild von Alice Charlotte Tegnér Alice Charlotta Tegnér wurde am 12. März 1864 als Tochter des Kapitäns Martin Eduard Sandström und Sofie Brobeck im südschwedischen Karlshamn / Blekinge geboren.

Als zweitälteste von vier Kindern war sie oft mit ihrer Mutter, ihren drei Geschwistern Nanna, Eduard und Johannes und ihrem musikinteressierten Vater auf Schiffsreisen auf der Ostsee unterwegs, wobei Alice, die ein „absolutes Gehör“ besaß, schon in jungen Jahren auf dem Klavier in der Kajüte ihres Vaters über Melodien frei improvisierte, einer Beschäftigung, der sie sich in ihrem ganzen Leben immer wieder gern widmete.

Mit 6 Jahren erhielt sie Klavierunterricht bei dem Organisten Carl Fredrik Ullman bzw. später bei dessen Nachfolger Wilhelm Theodor Söderberg, und mit 8 Jahren hatte sie ihren ersten öffentlichen Auftritt als Liedbegleiterin mit einer Sängerin.

Als ihr Vater am 5. April 1879 bei einem Schiffsuntergang im Alter von 49 Jahren ums Leben kam, trug sie zeitlebens ein Bildnis von ihm als Amulett um den Hals. Weil die Familie es sich nicht leisten konnte, ihr ein Musikstudium mit unsicheren Berufsaussichten zu finanzieren, absolvierte sie zwischen 1880 und 1883 eine Lehrerinnenausbildung in Stockholm, wo sie zahlreiche Kontakte zu bekannten Mitkommilitoninnen – u. a. zu Anna Maria Roos, Selma Lagerlöf, Mathilda Widegren oder Gurli Linder, die alle, wie sie, vom Geist des 1884 gegründeten Schwedischen Frauenvereins „durchsäuert“ waren – knüpfen bzw. gleichzeitig die Stockholmer Musikszene (Opernaufführungen, Konzerte etc.) intensiv erleben konnte.

Nach Abschluss ihrer pädagogischen Ausbildung arbeitete sie dann für ein Jahr in erzieherischer Weise als Gouvernante in Finnland. Nach ihrer Rückkehr nach Schweden im Jahre 1884 lernte die 21jährige Alice den 34-jährigen Juristen und späteren Sekretär des Schwedischen Verlegerverbandes bzw. Herausgeber des Schwedischen Buchhandelmagazins James Tegnér (1851-1926) kennen, den sie 1885 heiratete. 2 Söhne – Gösta (geboren 1887) und Torsten (geboren 1888) – entsprangen dieser Verbindung.

1891 ließ sich das Ehepaar 6 Kilometer nördlich von Stockholm in Djursholm, einer Ortschaft der Gemeinde Danderyd (Uppland), nieder. Dort auf Djursholmsvägen entstanden ab dem Jahr 1892 ihre ersten Kompositionen, eine Sammlung von Kinderliedern, die sie im gleichen Jahr mit ihrem Schwager Fredrik Skoglund im Druck unter dem Titel „Sjung med oss, Mamma“ herausgab und denen bis 1934 noch weitere 8 Hefte folgten. Daneben komponierte Alice Tegnér in den folgenden Jahren zahlreiche weltliche und geistliche Werke für Frauen-, Männer- bzw. gemischten Chor, Kantaten, Lieder für Stimme und Klavier, kammermusikalische Werke für Violine bzw. Violoncello und Klavier sowie einige Klavierstücke. Außerdem arbeitete sie als Lehrerin an der Djursholmer Mittelschule bzw. ab 1898 ehrenamtlich auch als Kantorin an der Djursholmer Kapelle und organisierte zudem zahlreiche Schul- und Kirchenkonzerte zu wohltätigen Zwecken.

1914 wurde Alice Tegnér für ihr musikalisches Schaffen mit der königlich-schwedische Goldmedaille „Litteris et Artibus“ ausgezeichnet. 1926 – in dem Jahr, als ihr Mann starb – wurde sie zum Mitglied der Königlichen Musikakademie in Stockholm ernannt. 1929 erhielt sie für ihr kompositorisches Werk den 1. Preis von der Zeitschrift „Idun tonsättartävling“.

Am 26. Mai 1943 starb Alice Charlotta Tegnér und wurde im Familiengrab auf dem Friedhof in Djursholm beigesetzt.



Isolde Weiermüller-Backes
Letzte Änderung am 7. Dezember 2013